Seit Jahrzehnten gibt es im internationalen Sport ein wiederkehrendes Phänomen, das gegen alle seine Werte verstößt, aber selten Konsequenzen hat: iranische Sportler, die gegen ihre israelischen Kontrahenten nicht antreten. Ihren Ursprung haben diese Ereignisse in der antisemitischen iranischen Staatsdoktrin, die die Zerstörung des jüdischen Staates als Ziel hat. Diese macht auch vor dem Sport nicht halt.
In der Schachwelt bekamen wir sie erneut beim internationalen Schach-Open jüngst in Sitges zu spüren. Der Iraner Amin Tabatabaei verweigerte in der ersten Runde das Match gegen den israelischen Spieler Netanel Levi. Dies ist eines von vielen Beispielen, in denen iranische Schachspieler gegen Israelis kampflos verloren.
druck Es ist überfällig, dass dieser zutiefst unsportlichen, antisemitischen Praxis Einhalt geboten wird. Aber wie? Die iranischen Sportler sind in der Regel einem erheblichen Druck ausgesetzt, nicht gegen Israelis anzutreten. Auf individuelle Strafen abzuzielen, würde letztlich die Falschen treffen. Denn es ist das iranische Regime, das sich mithilfe seiner Sportverbände illegitim in den Sport einmischt und gegen dessen Werte verstößt.
Auf individuelle Strafen abzuzielen, würde letztlich die Falschen treffen.
Die Schachwelt und der Weltschachverband FIDE fordern daher, dass der iranische Schachverband endlich suspendiert wird. Leider war FIDE in dieser Thematik bisher sehr zurückhaltend. Zwar hat der Verband 2020 eine Warnung ausgesprochen, doch Konsequenzen gibt es keine. Ob das schon immer so geplant war oder ob es daran liegt, dass der russische FIDE-Präsident seine schützende Hand über einen der letzten russischen Verbündeten hält, spielt im Ergebnis keine Rolle.
Der Internationale Judoverband hat gezeigt, wie es geht. Vier Jahre Sperre für den iranischen Judoverband als Reaktion auf die fortgesetzte Boykottpraxis und den ausgeübten Druck auf die eigenen Sportler. Der internationale Sportgerichtshof CAS hat diese Sperre im September bestätigt. Es wird Zeit für den Schachsport, das jüngste Boykottereignis zum finalen Anlass zu nehmen, es den Judosportlern gleichzutun.
Der Autor ist Präsident des Berliner Schachverbandes.