Nie werde ich meinen ersten Kontakt mit der Berliner Polizei vergessen. Mitten in Neukölln hatten mich arabische Jugendliche mit Böllern angegriffen, während ich für einen israelischen TV-Sender drehte.
Als ich Anzeige erstattete, wurden mir von einem Beamten die unverschämtesten Fragen gestellt: »Sind Sie sicher, dass Sie nicht provoziert haben?«, »Was haben Sie in Ihrem Bericht gesagt?«, »Haben Sie sich gegen Araber ausgesprochen?«, »Ist Ihr Sender für oder gegen Netanjahu?«.
attacken Es war das Jahr 2018, zu diesem Zeitpunkt wurden in Deutschland immer wieder Juden auf der Straße angegriffen, aber für die Polizei musste es einen anderen Grund geben, mich zu attackieren. Für sie ergab es keinen Sinn, dass arabische Jungs so etwas tun, nur weil ich Hebräisch spreche. Die Ermittlungen wurden nach ein paar Monaten eingestellt, die Angreifer nie gefunden, obwohl ihre Gesichter im Video deutlich zu erkennen waren.
Seitdem wurden viele andere Juden auf deutschen Straßen ebenfalls von radikalen Muslimen und Neonazis attackiert. Am vergangenen Wochenende stand ich wieder einem Juden gegenüber, der angegriffen worden war. Der 19-jährige Israeli vor mir hatte einen geschwollenen Kiefer, seine Arme und Wangen zeigten noch die Spuren der Tat vom Vortag.
täter Mit zitternder Stimme schilderte er mir, wie drei arabisch aussehende Männer aus einem Auto stiegen und ihn brutal attackierten, nachdem er auf Hebräisch telefoniert hatte. Als sie mit ihm fertig waren, fuhren sie mit lauter arabischer Musik davon. Der Israeli schaute mich an und fragte, ob die Polizei die Täter schnappen würde. Ich schaute ihn an und schwieg.
Sollte ich ihm jetzt wirklich sagen, dass die Männer wahrscheinlich nie gefasst werden? Nach ein paar Sekunden antwortete ich: »In Deutschland werden Angriffe auf Juden ernst genommen.« Als ich dann im Taxi saß, fragte mich der Fahrer wie so oft: »Wo kommst du her?« »Mannheim«, antwortete ich schnell. »Israel« ist in Berlin keine gute Antwort.
Die Autorin ist Chefreporterin (TV) bei der »BILD«-Zeitung.