In einem öffentlichen Appell fordern Chefredakteure namhafter deutscher Medien uneingeschränkten Zugang ins Kriegsgebiet im Gazastreifen. Darunter sind Medienhäuser, die seit Monaten hartnäckig zur Realität im Norden Israels schweigen.
Ich lebe weniger als zwei Kilometer von der Grenze zum Libanon entfernt und kann die Hisbollah von meinem Wohnzimmerfenster aus beobachten. Ich sehe, wie jeden Tag Dutzende Raketen von der Terrororganisation auf Zivilisten abgeschossen werden, sehe, wie ein Haus nach dem anderen getroffen wird und wie unsere Natur seit Monaten brennt. Ich sehe, wie meine Nachbarn mit ihren Familien und Kindern nicht mehr in ihren Häusern sind, weil sie evakuiert werden mussten, wie verlassen die Kibbuzim und wie menschenleer die Straßen sind. Was ich jedoch selten sehe: deutsche Reporter.
Ich biete Journalisten an, mich zu begleiten, die Gebiete sind zugänglich.
Dieselben Journalisten, die Zugang nach Gaza fordern, lässt ein anderes Kriegsgebiet völlig kalt. Warum das mangelnde Interesse? Weil es israelische Zivilisten sind, deren Leben seit fast einem Jahr von Krieg und Terror zerstört wird? Seit Monaten appelliere ich: Berichtet über den Norden! Ich biete Journalisten an, mich zu begleiten, die Gebiete sind zugänglich, und die Israelis im Norden würden sich nichts sehnlicher wünschen, als dass ihre bittere Realität in den deutschen Medien wahrgenommen wird.
Doch diejenigen, die dort waren, kann ich an einer Hand abzählen. Wo ist der Rest? Der sitzt zu einem großen Teil jeden Morgen in einem Café in Tel Aviv, unweit des Gebäudes, in dem die internationalen Reporterteams ihre Studios haben. Sie genießen die scheinbare Normalität in Zentralisrael mit allen Privilegien, die Tel Aviv in Kriegszeiten zu bieten hat – und fürchten sich vor dem Hisbollah-Beschuss. Deswegen fahren sie nicht mit mir in den Norden. Zu gefährlich, sagen sie.
Der Autor ist Aktivist und lebt im Kibbuz Dan an der Grenze zum Libanon.