Ein Symbol soll es sein – gegen Israels »Apartheid«, für Solidarität mit Palästina. Das behauptet die irische Schriftstellerin Sally Rooney über ihre Weigerung, ihr neuestes Buch von einem israelischen Verlag auf Hebräisch herausgeben zu lassen. Abgesehen davon, dass der Apartheid-Vergleich grundfalsch ist und in die Kategorie Fake News gehört, bietet Rooney mit ihrer Haltung keinerlei Beitrag zur Schlichtung des Konflikts zwischen jüdischen Israelis und Palästinensern an.
Dabei sollte eine Irin es aufgrund des Nordirland-Konflikts besser wissen. Hier, wie bei jedem Konflikt, gilt: Die Öffnung von Kommunikationskanälen ist das erste Gebot des Friedens.
bücherverbrennungen Doch nicht nur das. Rooneys Position ist nicht von den Bücherverbrennungen der Nazis zu trennen. Viele Verfolgte des Nationalsozialismus fanden in Israel Zuflucht, andere flüchteten vor Pogromen in arabischen Ländern, vor sowjetischem Antisemitismus und Judenhass, wo und in welchem Gewand auch immer er auftrat.
Rooney bietet mit ihrer Haltung keinerlei Beitrag zur Schlichtung des Konflikts zwischen jüdischen Israelis und Palästinensern an.
Selbst wenn man Rooneys fragwürdige Haltung als Protest gegen vermeintliches Unrecht gelten lassen würde, sollte sich die Autorin fragen, ob ihre Bücher nicht ebenso wenig in China, in bestimmten arabischen Ländern, in der Türkei, in Russland, im Iran oder in Äthiopien publiziert werden sollten. Konflikte und Menschenrechtsverletzungen sind dort an der Tagesordnung. Vielleicht sollte auch keines ihrer Bücher als britisch-englische Ausgabe herausgegeben werden – aus Rücksicht auf die national-irischen Interessen bezüglich Nordirland.
kritik Autorinnen und Autoren wie Chaim Bialik, Nelly Sachs, Samuel Agnon, Jehuda Amichai, David Grossman und Abraham B. Jehoschua sind nur einige der großen Namen, die das moderne Hebräisch, herausgeben von israelischen Verlagen, zur Blüte getragen haben. Es ist eine Sprache, in der durchaus Kritik an der Politik Israels ausgedrückt werden kann. Etliche Autoren tun dies, genauso wie viele bekannte israelische Journalistinnen, Politiker und Filmproduzenten.
Rooneys Boykott ausschließlich israelischer Verlage und damit einer einzigen Gruppe von Menschen – jüdischen Israelis – ist daher nicht etwa Symbol des Friedens oder der Solidarität, sondern eines einseitigen Hasses.
Der Autor ist Großbritannien-Korrespondent der »taz« in London.