Standpunkt

Aufgeben ist keine Option

Der 7. Oktober wird für die jüdische Gemeinschaft und alle Demokraten ewige Gegenwart sein, meint Alon Meyer

von Alon Meyer  07.10.2024 12:11 Uhr

Der Präsident von Makkabi Deutschland, Alon Meyer Foto: picture alliance / Presse- und Wirtschaftsdienst

Der 7. Oktober wird für die jüdische Gemeinschaft und alle Demokraten ewige Gegenwart sein, meint Alon Meyer

von Alon Meyer  07.10.2024 12:11 Uhr

Der 7. Oktober 2023 wird für die jüdische Gemeinschaft und alle Demokraten eine ewige Gegenwart bleiben. An diesem Tag verübte die Hamas das größte Pogrom gegen Jüdinnen und Juden seit 1945. Über 1.200 Menschen wurden brutal ermordet, unzählige entführt, gefoltert und vergewaltigt, und mehr als 100 werden noch immer als Geiseln festgehalten. 

Der Angriff auf das Supernova-Festival, bei dem über 400 junge Menschen brutal ermordet wurden, zeigt, wie gezielt die Hamas versuchte, die universellen Ideale, für die wir bei MAKKABI Deutschland stehen, zu zerstören: Freiheit, Liebe und das friedliche Zusammenleben. 

Viele von uns haben Freundinnen, Verwandte oder Angehörige, die direkt betroffen waren. Die Wunden dieser schrecklichen Gewalt werden lange bleiben, doch unsere Resilienz – die Fähigkeit, trotz aller Widrigkeiten wieder aufzustehen – hat uns über Jahrhunderte der Verfolgung hinweg getragen und wird uns auch jetzt nicht verlassen. Aufgeben ist keine Option.

Inmitten dieser Ohnmacht erlebten wir jedoch auch Solidarität: von Jüdinnen und Juden, aber auch von vielen Demokratinnen weltweit, die sich klar gegen Hass und Antisemitismus stellten. Dennoch bleibt die Tatsache bestehen, dass seit dem 7. Oktober der Antisemitismus in Deutschland dramatisch zugenommen hat. Allein im Jahr 2023 wurden über 5.000 antisemitische Straftaten verzeichnet. Auf unseren Straßen marschierten Menschen mit Hamas-Propaganda, während die Verbrechen der Hamas relativiert oder gar gerechtfertigt wurden. Besonders schmerzlich war das Schweigen vieler feministischer Akteurinnen zur sexualisierten Gewalt, die von der Hamas gezielt als Kriegswaffe eingesetzt wurde. Wir sagen: #BelieveIsraeliWomen.

Auch im Sport hat der Antisemitismus eine neue, beängstigende Dimension erreicht. In verschiedenen Sportarten wie Eishockey, Fußball und Cricket wurden israelische Teams ausgeschlossen. Der jüdische Sportverband MAKKABI Deutschland hat sich klar gegen diese diskriminierenden Praktiken positioniert und setzt sich für Gleichberechtigung und die Einbeziehung israelischer Teams in alle Wettbewerbe ein. Es gab auch besorgniserregende Vorfälle mit antisemitischen Äußerungen, wie im Fall von Noussair Mazraoui, einem Spieler des FC Bayern München, der wegen umstrittener Beiträge in den sozialen Medien in die Kritik geraten ist. Diese Vorfälle zeigen, dass antisemitische Haltungen selbst im Profisport vorhanden sind. Gleichzeitig hat antisemitische Hetze in den sozialen Medien seit dem 7. Oktober stark zugenommen. 

Wir machen deutlich: Wer Antisemitismus sät, hat im Sport keinen Platz. Der Sport darf niemals zum Schlachtfeld für Hass und Hetze werden. Antisemitische Beleidigungen und Ausschlüsse müssen konsequent geahndet werden. Der Kampf gegen Antisemitismus und Ausgrenzung gehört in jede Arena, auf jedes Spielfeld.

Trotz dieser Herausforderungen gab es in diesem Jahr auch kraftspendende Momente. Die European Maccabi Youth Games 2024 in London waren nicht nur ein sportlicher Erfolg – mit 21 Medaillen, die unsere Delegation gewann – sondern auch ein emotionaler Höhepunkt. Der gemeinsame Schabbat mit über 1.000 jüdischen Athlet*innen aus ganz Europa war ein Moment des Zusammenhalts und der Stärke, in dem wir ein klares Zeichen für Solidarität und Widerstandsfähigkeit setzten.

MAKKABI Deutschland wächst weiter, und unsere Gemeinschaft baut Brücken zwischen Kulturen. Über 60 Prozent unserer Mitglieder sind heute Nicht-Juden, was zeigt, dass wir nicht nur eine jüdische Sportorganisation sind, sondern ein Symbol für den Zusammenhalt und die Resilienz, die durch Sport gestärkt wird. Unser Engagement, Antisemitismus zu bekämpfen und den Sport als sicheren, respektvollen Raum für alle Menschen zu bewahren, bleibt unerschütterlich.

Der Autor ist Präsident von Makkabi Deutschland.

Israel und der Chefankläger

Das Tischtuch ist zerschnitten

Karim Khan triumphiert. Doch nach der Ausstellung der Haftbefehle ist ihm eine Untersuchung in Gaza verwehrt

von Michael Thaidigsmann  21.11.2024

Meinung

Der Internationale Strafgerichtshof und die Kampagne gegen Israel

Bei den Haftbefehlen gegen Netanjahu und Gallant geht es um Politik und nicht um Recht

von Volker Beck  21.11.2024

Meinung

Maria und Jesus waren keine Palästinenser. Sie waren Juden

Gegen den Netflix-Spielfilm »Mary« läuft eine neue Boykottkampagne

von Jacques Abramowicz  20.11.2024

Meinung

Jung, jüdisch, widerständig

Seit dem 7. Oktober 2023 müssen sich junge Jüdinnen und Juden gegen eine Welle des Antisemitismus verteidigen

von Joshua Schultheis  20.11.2024

Medien

Ausweitung der Kampfzone

Die israelfeindlichen Täter haben die »NZZ« ganz bewusst zum Abschuss freigegeben. Ein Kommentar

von Nicole Dreyfus  19.11.2024

Nicole Dreyfus

Die UNRWA kann auf Zürich zählen

Die Regierung zahlt 380.000 Franken an das mit dem Hamas-Terror verbundene Palästinenserhilfswerk

von Nicole Dreyfus  15.11.2024

Michael Thaidigsmann

Borrells letztes Gefecht

Der scheidende EU-Außenbeauftragte fordert die Aussetzung des Assoziierungsabkommens der EU mit Israel. Damit dürfte er kläglich scheitern

von Michael Thaidigsmann  14.11.2024

Tobias Kühn

Wagenknechts rotbrauner Humus

Der israelbezogene und anti-imperialistische Antisemitismus ist Teil der Identität des BSW

von Tobias Kühn  14.11.2024

Sabine Brandes

Für einen Libanon ohne die Hisbollah

Es ist an der Zeit, dass die Libanesen Nein zum Einfluss einer Terrororganisation auf ihr Leben sagen

von Sabine Brandes  14.11.2024