Amerikas jüdische Konservative schienen in der Ägide Trump wie Schoßhunde ihres erratischen Präsidenten. Der streute praktisch nonstop Sand in die Augen der republikanischen Judenheit, indem er ihnen ein Israel-Geschenk nach dem anderen vorgaukelte.
Dabei waren Botschaftsverlegung und Co. nichts weiter als billige Gaben an Trumps evangelikale Gefolgschaft am äußersten rechten Ende des politischen Spektrums. Selbst Benjamin Netanjahu, der eigentlich eher dafür bekannt ist, anderen politische Fallen zu stellen, verfing sich in Trumps honigsüßer Israelrhetorik und pries den damaligen US-Präsidenten als den größten Freund des jüdischen Volkes.
faschisten Die Juden unter den Republikanern flogen derweil unter dem Radar. Keine Proteste gegen Faschisten wie den ehemaligen Präsidentenberater Steve Bannon im Weißen Haus, kein Aufstand, als Nazi-Milizen und andere christlich-fundamentalistische Wirrköpfe am 6. Januar 2021 zum Sturm auf Amerikas Demokratie und das Kapitol bliesen – teils mit der israelischen Flagge in der Hand.
Nach seinem Dinner in Mar-a-Lago mit Kanye West, dem schwarzen Hitler-Verehrer, und dem Holocaustleugner Nick Fuentes gab es laute Aufschreie.
Jetzt allerdings scheint Trump doch einmal zu weit gegangen zu sein. Nach seinem Dinner in Mar-a-Lago mit Kanye West, dem schwarzen Hitler-Verehrer, und dem Holocaustleugner Nick Fuentes gab es laute Aufschreie. Der rechte Polit-Profi Ben Shapiro twitterte trocken: »Ein guter Weg, nicht aus Versehen mit einem ekelhaften Rassisten und einem Antisemiten, den man nicht kennt, zu dinieren, ist, nicht mit einem ekelhaften Rassisten und einem Antisemiten, den man nicht kennt, zu dinieren.«
So weit, so gut, auch andere konservativ-zionistische Stimmen zeigten sich empört. Derlei Verhalten lässt sich auch mit einer weitestmöglich ausgelegten Nibelungentreue nicht rechtfertigen. Ob aber die plötzlich so schweigsamen jüdischen Konservativen in den USA durch ein verfrühtes Chanukka-Wunder zur Räson gekommen sind oder schlicht nicht in den Sog des abstürzenden Ex-Giganten Trump geraten wollen – das bleibt ungewiss. Und hinterlässt einen schalen Geschmack.
Der Autor ist Journalist in Hamburg.