Während sich die Pessach-Traditionen mit der Zeit verändert haben, steht in ihrem Zentrum nach wie vor dasselbe Ritual: Das Rezitieren der Haggada und das Erinnern an die Geschichte, wie Moses unser Volk aus der ägyptischen Sklaverei in die Freiheit nach Israel geführt hat. Aus dieser Reise schöpfen wir die Hoffnung, der wir an jedem Seder erneut Ausdruck verleihen: »Nächstes Jahr in Jerusalem.«
Aber eine kleine Gemeinde in Chicago hat mit dieser Tradition gebrochen – nicht aus einem echten Reformdruck heraus, sondern aus einem falschen Verständnis von sozialer Gerechtigkeit. Anfang dieses Monats verkündete die 200 Mitglieder starke Synagoge Tzedek Chicago, ihre »zentralen Werte« der »Gerechtigkeit, Gleichheit und Solidarität« angepasst zu haben. Sie sei nun antizionistisch. Eine Sicht, die von der Mehrheit der Chicagoer Juden nicht geteilt wird.
Heimat In seiner reinsten Form wurzelt der Zionismus nicht in Unterdrückung, sondern in dem Recht auf die Selbstbestimmung des jüdischen Volkes in der Heimat seiner Vorfahren. Wie Tzedek Chicago gezeigt hat, ist es einfach, das anders zu sehen, wenn man weit weg und in sicherer Entfernung zum Gegenstand der Debatte ist.
Seit Tausenden Jahren haben Juden in der Diaspora für eine Rückkehr nach Israel gebetet.
Während die Gemeinde die wichtige Bedeutung Israels für die jüdische Tradition und Identität anerkennt, lehnt sie »die Vermischung von Judentum und politischem Nationalismus« ab. Das hört man häufig von Juden mit antizionistischer Einstellung – besonders von jenen, die ihre verengte Perspektive auf Gerechtigkeit für die Nuancen unserer kollektiven Geschichte blind macht.
Seit Tausenden Jahren haben Juden in der Diaspora für eine Rückkehr nach Israel gebetet, und in den 74 Jahren seit Staatsgründung war Israel ein Ort der Zuflucht, Hoffnung und Freiheit für Juden auf der ganzen Welt. Diese Geschichte macht das Herz Pessachs aus. Wie könnte also eine antizionistische Gemeinde mit den Motiven der Pessach-Geschichte umgehen? Wie überhaupt Pessach feiern? Dieses Sektierertum hilft wenig, das jüdische Trauma der Diaspora zu heilen, geschweige denn das komplexe und existenzielle Versprechen Pessachs zu verstehen. Lassen Sie uns stattdessen sagen: Nächstes Jahr in Jerusalem – zusammen.
Die Autorin ist Regional-Direktorin des American Jewish Committee (AJC) in Chicago.