In der Geschichte sind 18 Monate ein unbedeutender Zeitraum. Für die Ukraine aber, das flächenmäßig größte Land Europas, das bis vor Kurzem nicht oft in den Schlagzeilen der Weltpresse auftauchte, ist dieser Zeitraum von historischer Bedeutung.
Vor genau anderthalb Jahren beschloss der Kreml, mein Land zu zerstören, das nicht den Weg Russlands einschlagen wollte. Die Drohung: »Wir werden Kiew in drei Tagen einnehmen« umriss ziemlich genau die Pläne des Aggressors.
unabhängigkeitstag Die Ukraine begeht nun ihren 32. Unabhängigkeitstag. Warum sind die Pläne Moskaus nicht aufgegangen? Der Kreml hat eine Tatsache unterschätzt: Die Ukrainer sind ein Volk. Nicht besser und nicht schlechter als andere Völker, aber die Ukrainer sind bereit, für ihre Unabhängigkeit zu kämpfen und zu sterben.
Russland hat nicht erkannt, dass eine groß angelegte Invasion die ukrainische Nation, zu der unter anderem Juden, in der Ukraine lebende Russen, Krimtataren, Bulgaren und Polen gehören, nur weiter vereinen würde.
freiheit Es gab eine Zeit, in der der Unabhängigkeitstag von vielen Ukrainern (ganz gleich, welcher ethnischen Herkunft) als ein offizieller und eher formeller Feiertag empfunden wurde. Im Jahr 1991 erlangte das Land infolge des Zusammenbruchs der UdSSR seine Unabhängigkeit, und heute bezahlt es mit seinem Blut für seine Freiheit und das Recht, überhaupt zu existieren. Das Symbol dieses Unabhängigkeitstages ist nicht die traditionelle Parade auf dem Chreschtschatyk, sondern eine Ausstellung von zerstörtem feindlichen Militärgerät im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt.
Kein Ukrainer macht sich Illusionen: Dieser Krieg wird leider noch lange andauern. Aber es besteht auch kein Zweifel daran, dass die Ukrainer, wie ihre jüdischen Landsleute, bis zum Ende durchhalten werden – einfach weil dies ihre Heimat ist.
Der Autor ist Chefredakteur der Kiewer jüdischen Zeitung »Hadashot«.