Wer auf Fairness und Ausgewogenheit gehofft hatte, wurde erneut enttäuscht. Für Amnesty International gehört Israel weiterhin zu den schlimmsten Schurkenstaaten der Welt. Zumindest, wenn man sich den neuesten Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation zu Gemüte führt, der am Dienstag veröffentlicht wurde.
Darin ist der Vorwurf der »Apartheid«, also der einer rassistisch motivierten Unterdrückung der Palästinenser durch Juden, nur einer von vielen, wenngleich der schwerwiegendste. »Apartheid« praktiziert laut Amnesty übrigens nur Israel, kein anderes Land der Welt. Zumindest taucht der Begriff in dem 412 Seiten langen Bericht nur im Zusammenhang mit dem jüdischen Staat auf.
vorwürfe Ein »repressives und diskriminierendes System« herrsche in Israel. Der Staat handele »unmenschlich«, wende »übermäßige Gewalt« an, sein Handeln sei geprägt von »ungesetzlichen Tötungen«, »außergerichtlichen Hinrichtungen« und von gezielter »Folter und anderen Misshandlungen«.
Nichts ist Amnesty International zu billig, um es Israel anzuhängen – kein Adjektiv, keine Zuschreibung. Zwar bekommen im Kapitel »State of Palestine« auch Hamas und andere Terror-Organisationen ihr Fett ab. Aber immer da, wo Israel etwas Schlechtes nachgesagt werden kann, tut das der Bericht.
Mittlerweile arbeitet die Organisation frei nach dem Motto: Ist der Ruf erst ruiniert, agitiert es sich ganz ungeniert.
Sicher, Lobeshymnen hätte niemand erwartet von einer Organisation, deren Rolle es ist, Missstände aufzuzeigen und Kritik zu üben. Aber Objektivität, Fairness und gleiche Maßstäbe sollte man trotzdem erwarten dürfen. Stattdessen setzt Amnesty bei Israel wie bereits im vergangenen Jahr auf doppelte Standards.
glaubwürdigkeit Mittlerweile arbeitet die Organisation frei nach dem Motto: Ist der Ruf erst ruiniert, agitiert es sich ganz ungeniert. Das mag gut sein für das Fundraising unter Israel-Hassern weltweit, ist aber der eigenen Glaubwürdigkeit abträglich.
Denn bei aller berechtigten Kritik an Israel: Wer wie Amnesty International schlicht zu faul ist, Ursachen und Hintergründen von Konflikten auf den Grund zu gehen, sollte nicht mit dem Finger auf andere zeigen und von einer angeblichen »Doppelmoral« des Westens im Umgang mit Israel sprechen, wie Amnesty-Chefin Agnès Callamard das getan hat. Es ist nämlich die Doppelmoral von Amnesty International, die verstört.
thaidigsmann@juedische-allgemeine.de