Im Jahr 1995 machte Alice Miller es möglich: Nach ihrer Petition erlaubte es der Oberste Gerichtshof Frauen, Pilotinnen in der israelischen Armee zu werden. »Sie haben das Recht auf Chancengleichheit«, urteilten die Richter damals.
Heute gibt es Frauen in fast allen Einheiten der israelischen Armee. 2007 veröffentlichte das Segev-Komitee, das mit der Festlegung des Frauen-Militärdienstes beauftragt war, seinen Bericht. »Die Fähigkeiten von Männern und Frauen sollen auf identische Weise im Dienst genutzt werden«, stand dort geschrieben: »Keine Positionen oder Einheiten dürfen kategorisch verschlossen bleiben.«
armee 2017 waren es schon mehr als 2500 Frauen, die zu Bodenkampfeinheiten gehörten. Im Vergleich dazu dienen heute insgesamt nicht mehr als 1200 streng religiöse Männer in der israelischen Armee. Frauen sind in Israel weit gekommen. Das Militär war und ist eine der Institutionen, die dies unterstützt.
Vor wenigen Wochen verlangten religiöse Soldaten in einer Armeebasis für Grundausbildung, bekannt als Machane 80, dass Soldatinnen still sein sollen. Sie hatten in der Küche gearbeitet, Musik gehört und mitgesungen. Das Radio wurde ausgeschaltet.
Nicht mehr singen, aber das Land verteidigen? Hinten im Bus sitzen, aber Vollzeit arbeiten und Kinder erziehen? Ganz bestimmt nicht!
Nicht mehr singen, aber das Land verteidigen? Hinten im Bus sitzen, aber Vollzeit arbeiten und Kinder erziehen? Ganz bestimmt nicht! Die rechtsextreme Regierung in Jerusalem gibt Frauenhassern offenbar Auftrieb, sodass sie jetzt öfter ihren Mund aufreißen und uns zurück in die Küchen scheuchen wollen.
kundgebung Ich bin mir sicher, dass es sich dabei um eine kleine Zahl von frauenfeindlichen Extremisten handelt. Gleichwohl meine ich: Es muss dagegen protestiert werden. Am besten lautstark und mit Daffke. So wie die Demonstranten, die noch am selben Abend vor der Armeebasis eine Kundgebung abhielten.
Meine Tochter hat ihren Armeedienst längst beendet. Doch sie kann sich noch gut an ihre Grundausbildung in Machane 80 erinnern. Und auch daran, wie sie bis tief in die Nacht mit ihren Kameradinnen die Küche putzte. Und wie Musik dabei wohlverdiente Aufmunterung und Durchhalteparole war. Sie will demnächst noch einmal hinfahren. Um zu singen.
Die Autorin ist Israel-Korrespondentin der Jüdischen Allgemeinen.