Michel Bergmann

Al-Quds und ich

Michel Bergmann, Regisseur und Bestsellerautor Foto: Stephan Pramme

Es war Samstagmittag, als ich mit dem Auto nach Charlottenburg fahren wollte. Zwei Nachlässigkeiten, auf die ich hätte verzichten sollen. Erstens war Schabbes, und ich war im Begriff, eine Sünde zu begehen, und zweitens war die »Al-Quds«-Demo angekündigt.

Gutgläubige Bürger wie ich hatten bis zuletzt gehofft, man könnte sie verbieten – nichts da! Und wie ich also stand und stand und gemeinsam mit anderen Autofahrern das Stauschicksal hinnahm, kamen mir Gedanken in den Sinn, die ich heute gern mit Ihnen, verehrte Leser, teile.

IRAN Der Al-Quds-Tag, im Jahr 1979 vom großen »Humanisten« Ajatollah Chomeini ins Leben gerufen, soll die arabische Welt gemahnen, stets »Deiner zu Gedenken, oh Jerusalem«, äh, »Al-Quds!«. Nun heißt die Stadt bereits seit circa 1400 Jahren in der islamischen Welt Al-Quds, in etwa so lange, wie der Islam existiert. Vorher hieß sie für lediglich rund 3000 Jahre Jerusalem und war jüdisch. Mal auch partiell christlich, als 600 Jahre vor Mohammed von dort aus ebenfalls ein gottähnliches Wesen gen Himmel fuhr.

https://twitter.com/ArminNassehi/status/1134751417049198596

Was aber war danach geschehen? Mohammed und seine Heerscharen hatten sich aufgemacht, den Islam über die Welt zu verbreiten. Und das nicht immer mit friedlichen Mitteln. Denn die Länder, die sie sich unterwarfen, waren, man mag es kaum glauben, nicht menschenleer. Ebenso nicht Judäa und Galiläa. Dort lebten zu dieser Zeit mehr oder weniger friedlich Juden, Christen, Aramäer und ein paar späte Römer zusammen.

ALLMACHTSANSPRUCH Dann aber wurde das Land nicht arabisch, wie es gern kolportiert wird, sondern besetzt. Und genauso, wie heute die Palästinenser fordern, dass man besetztes Gebiet gefälligst zurückzugeben habe, wird es hingenommen, wenn sich der Islam in Ländern wie Malaysia oder Indonesien »wie eine ätzende Flüssigkeit über Jahrtausende Jahre alte Kulturen hermacht, um alles Gewesene, Gewachsene und Vorherige ohne jede Ehrfurcht zu zerstören und auszulöschen. Im Namen einer Wüstenreligion mit Allmachtsanspruch«, wie es der britische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger V. S. Naipaul in seinem Buch Eine islamische Reise so treffend formulierte.

Diese und ähnliche Gedanken kamen mir in den Sinn, während man wenige Meter weiter unter dem sonnigen Berliner Himmel hören und lesen durfte: »Kindermörder Israel«, »Zionismus ist Rassismus« und »Apartheidstaat Israel!«.

Der Autor ist schweizerisch‐deutscher Journalist, Regisseur und Schriftsteller (»Machloikes«).

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Kommentar

Antisemitismus: Was ist da los in Berlin?

Die judenfeindlichen Straftaten sind rückläufig. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Ein Bundesland sticht negativ hervor

von Michael Thaidigsmann  05.02.2025

Migrationspolitik

Reißt euch zusammen!

Die Parteien der demokratischen Mitte müssen endlich Kompromisse eingehen – alles andere stärkt die Extremisten. Ein Appell unserer Redakteurin Ayala Goldmann

von Ayala Goldmann  05.02.2025

Meinung

Die Union kämpft für den Erhalt der Demokratie

Keine Demokratie bleibt Volksherrschaft, wenn sie auf Dauer den Willen des Volkes missachtet

von Michael Wolffsohn  05.02.2025

Meinung

Die Union legitimiert die AfD und diffamiert alle Migranten

Friedrich Merz schafft ein Umfeld, in dem Antisemitismus gedeiht, wenn er die Punkte der AfD übernimmt

von Liora Jaffe  05.02.2025

Appell

Reißt euch zusammen!

Die Parteien der demokratischen Mitte müssen in der Migrationspolitik endlich Kompromisse eingehen – alles andere stärkt die Extremisten

von Ayala Goldmann  05.02.2025

Kommentar

Historischer Tabubruch? Einreißen der Brandmauer?

Friedrich Merz und die Verschärfung der Migrationspolitik: Eine Einordnung von JA-Chefredakteur Philipp Peyman Engel

von Philipp Peyman Engel  05.02.2025 Aktualisiert

Kommentar

Hoffen wir, dass Donald Trump einen Plan hat

Der US-Präsident will den Gazastreifen besetzen und hätte nichts dagegen, wenn Israel Teile des Westjordanlands annektieren würde. Was will er damit bezwecken?

von Nils Kottmann  05.02.2025 Aktualisiert

Meinung

Das erdrückende Schweigen der »Anständigen« beim Thema Antisemitismus

Hunderttausende demonstrieren gegen Rechtsextremismus und skandieren »Nie wieder ist jetzt«. Doch beim Antisemitismus sind sie erstaunlich still

von Ralf Balke  03.02.2025

Meinung

Ohne sie sind wir nicht vollständig

Wir dürfen und werden nicht ruhen, bis endlich wieder alle Geiseln zu Hause sind

von Benjamin Graumann  02.02.2025