Georg M. Hafner

AfD-Stiftung: Keinen Cent für rechte Kader!

Der Haushaltsausschuss kann souverän entscheiden und sollte der AfD die Gelder für ihre Desiderius-Erasmus-Stiftung verwehren

von Georg M. Hafner  14.10.2021 12:39 Uhr

Georg M. Hafner Foto: Marina Maisel

Der Haushaltsausschuss kann souverän entscheiden und sollte der AfD die Gelder für ihre Desiderius-Erasmus-Stiftung verwehren

von Georg M. Hafner  14.10.2021 12:39 Uhr

Es geht um mehr als sieben Millionen Euro. Steuergeld zur Finanzierung von Hetze. Da ist jeder Cent zu viel. Dieses Geld steht der AfD nach ihrem erneuten Einzug in den Bundestag für ihre Desiderius-Erasmus-Stiftung zu, sobald der Haushaltsauschuss des Bundestages es beschließt. Demokratisch unvermeidlich – oder doch nicht?

Die Kampagne »Stiftungstrick der AfD«, initiiert von der Bildungsstätte Anne Frank und deren Direktor Meron Mendel, die mittlerweile fast 100 zivilgesellschaftliche Organisationen unterschrieben haben, listet auf, was und wer da subventioniert werden soll.

»Judenkinder« Die Stiftungsvorsitzende Erika Steinbach etwa nennt Kinder von AfD-Mitgliedern »die neuen Judenkinder«, weil eine Waldorfschule das Kind eines AfD-Politikers abgelehnt hatte, und die »Ehe für alle« eine »Hintertür für Pädophileninteressen«.

Das Instrument der politischen Bildung, nach der Schoa als eine Art Nachhilfeunterricht für das verirrte Deutschland eingeführt, steht vor einer heftigen Bewährungsprobe.

Im 30-köpfigen Kuratorium der Stiftung sieht es nicht viel besser aus. Es ist ein stattliches Arsenal von giftigen Männern und Frauen, darunter eine prominente »Querdenkerin«, die die Maskenpflicht in der Pandemie mit dem Tragen des Judensterns vergleicht und die Verabschiedung des Infektionsschutzgesetzes durch Störaktionen im Bundestag zu verhindern suchte. Oder ein Parteivordenker, der den mörderischen Kolonialismus ein »Entwicklungshilfeprojekt« nennt und die »Entsiffung des Kulturbetriebs« in Angriff nehmen möchte.

bewährungsprobe Wir dürfen nicht zusehen, wie diese Truppe mit Steuergeldern eine Kaderschmiede für neue Gesinnungsgenossen etabliert. Das Instrument der politischen Bildung, nach der Schoa als eine Art Nachhilfeunterricht für das verirrte Deutschland eingeführt, steht vor einer heftigen Bewährungsprobe.

Der Haushaltsausschuss kann souverän entscheiden und sollte der AfD die Gelder verwehren. Gut möglich, dass das Bundesverfassungsgericht anders entscheiden wird. Bis dahin aber ist zumindest Zeit gewonnen, und die gilt es zu nutzen für die offene Konfrontation und für die Mobilisierung der demokratischen liberalen Zivilgesellschaft gegen Rassismus, Antisemitismus und Menschenverachtung.

Der Autor ist Journalist in Frankfurt.

Kommentar

Shiri, mein Herz bricht für dich

Sarah Cohen-Fantl will nicht verzeihen, dass Shiri, Kfir und Ariel Bibas nicht gerettet wurden

von Sarah Cohen-Fantl  21.02.2025

Katrin Richter

Demokratie statt Lethargie

Wer nicht wählt, muss mit dem leben, was dann dabei herauskommt

von Katrin Richter  21.02.2025

Igor Mitchnik

Europa muss sich hinter die Ukraine stellen

Trump denkt nicht transatlantisch, sondern transaktional

von Igor Mitchnik  20.02.2025

Meinung

Kennen Sie Abed Hassan?

Vieles, was der Berliner sagt, ist bedenklich nah dran an Hamas-Propaganda.

von Susanne Stephan  19.02.2025

Glosse

Ein Hoch auf die Israelkritik

Der »Spiegel« hat mit dem indischen Essayisten Pankaj Mishra ein »erhellendes« Interview zum Nahostkonflikt geführt

von Michael Thaidigsmann  18.02.2025

Meinung

Wie das Ende eines Alptraums, der fünf Jahre gedauert hätte

Alon Ishay ist erleichtert, dass die Koalitionsgespräche der FPÖ vorerst gescheitert sind

von Alon Ishay  17.02.2025

Meinung

Was »Sensibilität« bei der Berlinale bedeutet

Das Film-Festival hat eigens FAQ zum Nahostkonflikt veröffentlicht und distanziert sich darin gleich von der Antisemitismus-Resolution des Bundestages

von Maria Ossowski  20.02.2025 Aktualisiert

Einspruch!

Holt sie aus der Hölle raus

Sabine Brandes fordert, alles dafür zu tun, um auch die letzten verbliebenen Geiseln zu retten

von Sabine Brandes  13.02.2025

Meinung

Kanye West und der grassierende Antisemitismus in den USA

Die neuesten judenfeindlichen Eskapaden des Rapstars sind symptomatisch für eine bedrohliche Diskursverschiebung, die von Donald Trump und Elon Musk befeuert wird

von Ruben Gerczikow  10.02.2025