Am Ende der Woche, in der sich endgültig das politische Schicksal von Andreas Kalbitz entschieden hatte, war Björn Höcke der Erste, dann zog Alice Weidel nach – schließlich rief auch Tino Chrupalla zur umstrittenen – und am Mittwoch vom Senat verbotenen – Großdemo gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung in Berlin auf.
Nach der Milzrissaffäre und der, zumindest faktischen, Bestätigung des Parteiausschlusses von Andreas Kalbitz durch das Berliner Landgericht nahmen seine bislang wesentlichen politischen Unterstützer sein Ende zur Kenntnis.
Kurs Gleichzeitig gaben sie das Signal, den bisherigen gemeinsamen Kurs als radikale Bewegungspartei fortzusetzen: der thüringische Landesvorsitzende Höcke, die Co-Vorsitzende der Bundestagsfraktion und Landesvorsitzende des wichtigsten westdeutschen Landesverbandes in Baden-Württemberg, Weidel, sowie der sächsische Co-Vorsitzende der Bundespartei Chrupalla.
Bereits in der Flüchtlingskrise hatte Kalbitz das Zusammenwirken von Parlament und Straße erfolgreich organisiert. In der Corona-Krise sollte Ähnliches gelingen: Aus dem Unmut vieler Bürger sollte Protest werden, aus dem offenen Widerstand gegen den Staat sollte sich das politische Kapital der AfD mehren – ausgehend von den überschaubaren »Hygienedemonstrationen« in der Hauptstadtregion in den vergangenen Monaten.
Verschwörungsideologie Zwar fiel der politische Ertrag danach bescheiden aus. Aber Corona ist das einzige Thema, das aktuell mobilisiert. Die AfD setzt auf eine Verschärfung der Krise, die sich im Wahljahr 2021 offenbaren könnte. In der Woche nach dem Abtritt von Kalbitz bereitet nun die Initiative der Corona-Leugner von »Querdenken« eine willkommene Bühne vor ihren verschwörungsideologischen und häufig antisemitischen Anhängern.
Darauf wird die AfD versuchen, als politischer Arm zu agieren, um das gemeinsame Ziel zu erreichen: die Bundesregierung aus dem Amt zu treiben und das Parlament aufzulösen.
Der Autor ist Journalist in Berlin.