Angesichts der antisemitischen Entgleisungen des Rap-Stars Kanye West alias »Ye« in den vergangenen Monaten und Jahren war es das einzig Richtige, dass Adidas im Oktober 2022 die geschäftliche Zusammenarbeit mit ihm beendet hat. Der finanzielle Schaden für Adidas ist beträchtlich.
Der Verkauf von Millionen Yeezy-Schuhen im Wert von mehr als einer Milliarde Euro liegt derzeit auf Eis, und es ist unklar, was mit ihnen geschehen wird. Selbst schuld – jeder ist für seinen Umgang selbst verantwortlich. Jetzt geht es darum, dass alle Beteiligten möglicherweise aus der ganzen Geschichte lernen. Was Kanye West und seine Lernfähigkeit betrifft, habe ich allerdings meine Zweifel.
Verschwörungstheorien Es ist verständlich, dass einige Menschen die Yeezy-Schuhe am liebsten schreddern würden. Immerhin stehen sie für einen Mann, der antisemitische Verschwörungstheorien verbreitet und angibt, Hitler zu lieben. Doch aus umweltpolitischen Gründen ist das Schreddern keine sinnvolle Option. Auch der Vorschlag, die Schuhe an Schoa-Überlebende zu spenden, ist Unfug, unsachlich und albern und wird weder der Sache noch den betroffenen Menschen gerecht.
Adidas-Chef Björn Gulden hat nun vorgeschlagen, die Schuhe schrittweise zu verkaufen und einen Teil der Erlöse an Organisationen zu spenden, die von Kanye Wests Äußerungen betroffen sind. Aus meiner Sicht eine sehr sinnvolle Idee, die ich aber noch justieren würde. Denn die Modelle dieser Schuhlinie kosten mehrere Hundert Euro, nur weil der Rapper seinen Namen dranhängt. Das ist obszön und völlig überzogen und setzt für die junge Kundschaft völlig falsche Maßstäbe.
Ich bin dafür, die »gestrandeten« Yeezys zum Selbstkostenpreis zu »verramschen«. Auch wenn der schlimme Finger damit noch einen Teil des Geldes kassiert. Da rechtlich offenbar nichts anderes möglich ist, muss das halt als unangenehmer Nebeneffekt hingenommen werden – solange der Hype um den Schuh und diese unsägliche Person dann endgültig beendet ist.
Der Autor ist Sportjournalist.