Igor Matviyets

Abgrenzung zur AfD – eine löchrige Sache?

Igor Matviyets Foto: Florian Korb

Nur knapp scheiterte ein Kandidat der AfD bei der Wahl zum Vizepräsidenten des Landtags in Sachsen-Anhalt. Belegt ist, dass es in beiden Wahlgängen mehr Stimmen gab, als die AfD-Fraktion Abgeordnete hat. Es gab also Stimmen von anderen Fraktionen – und dies war leider keine Überraschung.

Die wiederholte Unfähigkeit, sich konsequent gegenüber der AfD abzugrenzen, wurde durch ein Interview mit dem Fraktionsvorsitzenden der CDU zementiert, der von »Abgrenzen, aber nicht Ausgrenzen« sprach und erklärte, dass seine Fraktion keine Gründe sehe, den Kandidaten nicht zu wählen.

UNKLARHEIT Es ist kein halbes Jahr her, dass Ministerpräsident Reiner Haseloff mitsamt seiner CDU ein fulminantes Ergebnis bei der Landtagswahl eingefahren hat. Politische Beobachter führten dies auf Haseloffs klare Abgrenzung zur AfD zurück.

Als diese klare Haltung zum ersten Mal einem Test unterzogen werden sollte, schien diese Abgrenzung erneut eine löchrige Sache zu sein. SPD und FDP, die zwei anderen Koalitionspartner, sagten deutlich, dass man mit ihrer Zustimmung nicht rechnen könne. Es herrschte also wieder die bekannte Unklarheit, ob die CDU in Sachsen-Anhalt im Jahr 2021 einen Abgeordneten der AfD zum Vizepräsidenten des Landtags wählen würde.

SPD und FDP müssen ihren Koalitionspartner CDU in Sachsen-Anhalt überzeugen, endlich entschieden Haltung zu zeigen.

Das Erstarken des Rechtsextremismus auf der Straße und im Internet, die Fülle an Skandalen der AfD, die Beobachtung des AfD-Landesverbandes durch den Verfassungsschutz und die ideologische Nähe zu den Verschwörungsmythen des Attentäters von Halle sollten reichlich Gründe liefern, der AfD bei der Wahl des Landtagspräsidiums den Riegel vorzuschieben.

SIGNAL Es ist wichtig, vor der nächsten Wahl eines Vizepräsidenten im November einen demokratischen Konsens innerhalb der Deutschland-Koalition gegen einen AfD-Vizepräsidenten herbeizuführen. SPD und FDP müssen ihren Koalitionspartner CDU überzeugen, endlich entschieden Haltung zu zeigen.

Denn eine eindeutige Absage an einen AfD-Vizepräsidenten sendet ein Signal an die Menschen in ganz Deutschland, dass auch in Sachsen-Anhalt unsere Verfassung verteidigt wird – und nicht diejenigen, die diese mit Füßen treten.

Der Autor ist SPD-Politiker in Sachsen-Anhalt.

Meinung

Kanye West und der grassierende Antisemitismus in den USA

Die neuesten judenfeindlichen Eskapaden des Rapstars sind symptomatisch für eine bedrohliche Diskursverschiebung, die von Donald Trump und Elon Musk befeuert wird

von Ruben Gerczikow  10.02.2025

Meinung

Da kann man sich gleich Björn Höcke einladen

UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese hätte an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität sprechen sollen. Dabei hat sie sich für den akademischen Diskurs disqualifiziert

von Ralf Balke  10.02.2025

Meinung

Antisemitismus an Kunsthochschulen: Eine Kultur des Wegschauens

Die Serie antisemitischer Vorfälle an Ausbildungsstätten für angehende Künstler reißt nicht ab. Warum sind die Hochschulen offenkundig außerstande, das Problem in den Griff zu kriegen?

von Klemens Elias Braun  10.02.2025

Kommentar

Antisemitismus: Was ist da los in Berlin?

Die judenfeindlichen Straftaten sind rückläufig. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Ein Bundesland sticht negativ hervor

von Michael Thaidigsmann  09.02.2025

Bildung

Wissenschaftsfreiheit und Antisemitismus

Die Bundestagsresolution gegen Judenhass an Hochschulen und die Verantwortung der Universitäten. Ein Gastkommentar von Frederek Musall

von Frederek Musall  07.02.2025

Meinung

Vielleicht müssen erst alte Gewissheiten zerbrechen?

Die Welt tobt über Trumps Vorschlag für die Zukunft des Gazastreifens. Doch die Reaktion zeigt, wie viele Menschen Illusionen anhängen, wenn es um den Nahostkonflikt geht

von Daniel Neumann  07.02.2025

Meinung

München als Mahnung

Die Stadt brauchte 55 Jahre, um sich dazu durchzuringen, den Opfern des Brandanschlags auf das jüdische Gemeindehaus in der Reichenbachstraße ein Denkmal zu setzen. Die Täter sind bis heute nicht gefunden

von Georg M. Hafner  06.02.2025

Migrationspolitik

Reißt euch zusammen!

Die Parteien der demokratischen Mitte müssen endlich Kompromisse eingehen – alles andere stärkt die Extremisten. Ein Appell unserer Redakteurin Ayala Goldmann

von Ayala Goldmann  10.02.2025 Aktualisiert

Meinung

Die Union kämpft für den Erhalt der Demokratie

Warum die Kritik an CDU-Chef Friedrich Merz falsch und geschichtsvergessen ist

von Michael Wolffsohn  05.02.2025