Der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll, will den 8. Mai – nach Berliner Vorbild – zum bundesweit gesetzlichen Feiertag machen. Damit ist er nicht allein.
Die Grünen in Niedersachsen haben schon im Herbst angekündigt, den 75. Jahrestag der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus am 8. Mai 1945 einmalig zum Feiertag machen zu wollen. Unterstützt wurde der Vorschlag von den jüdischen Gemeinden in diesem Bundesland.
Potsdam Die Thüringer Linke zog im Dezember nach. Ein entsprechender Vorstoß der Brandenburger Linken stieß bei den Koalitionsfraktionen in Potsdam am Dienstag auf Ablehnung. Der Schritt sei wichtig in Zeiten, in denen verstärkt versucht wird, den Nationalsozialismus und seine Menschheitsverbrechen zu relativieren, argumentierte Drecoll zuvor.
Die Idee passt tatsächlich in die Zeit: Am 27. Januar jährt sich die Befreiung von Auschwitz zum 75. Mal. Es wird wohl die letzte große Gedenkveranstaltung an diesem Ort sein, bei der Zeitzeugen von ihren Erlebnissen berichten können. Auch andere KZ-Gedenkstätten stellen jetzt die Überlebenden noch einmal in den Vordergrund.
Doch Politik und Gesellschaft müssten den 8. Mai »mit erinnerungspolitischer Substanz« füllen, fordert Axel Drecoll.
DDR Ein altes Problem: Nach dem Krieg taten sich viele Deutsche schwer mit dem »Tag der Befreiung«. In der DDR wurde er von 1950 bis 1967 und 1985 nach sowjetischem Vorbild gefeiert. Über die »erinnerungspolitische Substanz« konnte man damals nicht offen streiten. Ein arbeitsfreier 8. Mai ist schön, aber Symbolpolitik reicht nicht. Wir sollten jetzt schon darüber nachdenken, was in den nächsten Jahren passieren soll.
Vielleicht wäre der Tag ein guter Anlass, mit Schülern KZ-Gedenkstätten zu besuchen, um ihnen zu zeigen, was eine freie Gesellschaft wert ist? Schon deshalb sollte der 8. Mai nicht dauerhaft zum gesetzlichen – und damit schulfreien – Feiertag werden.
goldmann@juedische-allgemeine.de