Thementag

Zwischen Realität und Fiktion

Sprachen beim Thementag: Monika Grütters, Tom Buhrow und Josef Schuster Foto: screenshot

Jüdisches Leben wird in den deutschen Medien nach Ansicht von Experten und Vertretern der Juden häufig verzerrt und klischeehaft dargestellt. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte am Donnerstag bei der Veranstaltung »Medienbild im Wandel: Jüdinnen und Juden in Deutschland« in Berlin, die Liste der Fehler und Klischees sei lang.

Sie reiche von »Juden im Schtetl-Look des 19. Jahrhunderts« bis hin zu »Fotos von Moscheen als vermeintliche Synagogen«. Ursache sei in der Regel keine böse Absicht, sondern meistens Unwissenheit, betonte Schuster.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Antisemitische Klischeebilder in Schrift und Bild begegnen uns immer wieder, wenn wir eine Tageszeitung aufschlagen oder mitunter einen Fernsehbericht verfolgen - oftmals mit der Berichterstattung über Israel, aber auch in der Berichterstattung über jüdisches Leben und jüdische Menschen in Deutschland heute.«

Schuster betonte, es sei nicht nur ein Problem, was manchmal gesagt werde, sondern was dabei oftmals nicht gesagt werde. »Die Vielfalt jüdischen Lebens bleibt für die deutsche Mehrheitsgesellschaft häufig verborgen. Wenn über Jüdinnen und Juden in Deutschland gesprochen wird, dann oftmals nur im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus und der Schoa.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Große Sorgen bereite ihm der Blick auf die Sozialen Medien, »in denen seit der Corona-Pandemie besonders lautstark antisemitische Verschwörungsmythen und Verleumdungen sichtbar werden«. Mangelndes Wissen über eine bestimmte Gruppe von Menschen, vor allem Dingen über eine Minderheit, führe fast immer zu Vorurteilen. Dieses Phänomen ziehe sich wie ein roter Faden durch die deutsch-jüdische Geschichte.

Schuster hob weiter hervor, dass öffentlich-rechtliche Medien das Jubiläum 1700 Jahre jüdischen Lebens in Deutschland in diesem Jahr mit neuen Formaten aufgreifen. Er forderte dazu auf, dass auch nach dem Festjahr das Sichtbarwerden und die Selbstverständlichkeit jüdischer Vielfalt als Auftrag für die öffentlich-rechtlichen Medien bestehen bleibe.

Material Der ARD-Vorsitzende und WDR-Intendant Tom Buhrow räumte ein, dass vor allem in der aktuellen Berichterstattung die Gefahr bestehe, ins Klischeehafte zu verfallen. Grund sei unter anderem der Zeitdruck, welcher dazu führe, dass man auf vorhandenes, schnell verfügbares Material zurückgreife, das eine leicht erkennbare Bildsprache für das Publikum habe. Man habe dieses Problem jedoch erkannt und versuche, die Datenbanken so zu erweitern, dass mehr Bildmaterial zur Verfügung stehe.

Bei fiktiven Formaten sei man da schon wesentlich weiter, sagte Buhrow. Er verwies unter anderem auf den ARD-Tatort aus Berlin mit der von Meret Becker dargestellten jüdischen Kommissarin Nina Rubin. Da sei jüdisches Alltagsleben »ganz normal« in einen Krimi verpackt.

Der ARD-Vorsitzende und WDR-Intendant Tom Buhrow räumte Fehler bei der Berichterstattung ein.

Ein Beispiel für ein neues und gelungenes nicht-fiktionales Format: Der WDR zeigte in mehreren Folgen die jüdische Late-Night-Show »Freitagnacht Jews« mit Moderator Daniel Donskoy, die unlängst den Deutschen Fernsehpreis gewann.

Grundsätzlich wünschte sich Buhrow einen unverkrampfteren Umgang mit dem Thema jenseits von Gedenktagen. Hier habe die ARD mit ihrer regionalen Aufstellung die Chance, die Vielfalt des Alltagslebens in der Gesellschaft selbstverständlicher vorkommen zu lassen.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sagte zu Beginn des Thementags in ihrem Grußwort: »Die klassischen Medien tragen eine wichtige gesellschaftliche Verantwortung dafür, wie jüdisches Leben wahrgenommen wird.« Insbesondere dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk komme wegen seines Informations-, Bildungs- und Kulturauftrages eine »Schlüsselfunktion« zu.

Ziel des Thementages sei, »die Normalität und Vielfalt jüdischen Lebens in Deutschland heute noch sichtbarer und selbstverständlicher zu machen. Und also nicht immer ausschließlich über furchtbare Vorfälle zu berichten«.

Kultur Die Veranstaltung der Initiative kulturelle Integration fand zwei Tage vor dem zweiten Jahrestag des Anschlags auf die Synagoge von Halle statt. Die Initiative befasst sich mit der Frage, welchen Beitrag Kultur zur Integration leisten kann.

Sie wurde im Dezember 2016 gegründet und geht auf eine Anregung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, des Bundesarbeitsministeriums, des Bundesinnenministeriums und des Deutschen Kulturrates zurück. epd/dpa

Lesen Sie einen ausführlichen Bericht über die Tagung in unserer nächsten Printausgabe.

London

Hart, härter, Aaron Taylor-Johnson

Ein Marvel-Schurke zu sein, ist körperlich extrem anstrengend. Dies räumt der jüdische Darsteller nach dem »Kraven The Hunter«-Dreh ein

 11.12.2024

PEN Berlin

»Gebot der geistigen und moralischen Hygiene«

Aus Protest gegen Nahost-Resolution: Susan Neiman, Per Leo, Deborah Feldman und andere verlassen den Schriftstellerverein

 11.12.2024

Medien

»Stern«-Reporter Heidemann und die Hitler-Tagebücher

Es war einer der größten Medienskandale: 1983 präsentierte der »Stern« vermeintliche Tagebücher von Adolf Hitler. Kurz darauf stellten die Bände sich als Fälschung heraus. Ihr »Entdecker« ist nun gestorben

von Ann-Kristin Wenzel  10.12.2024

Imanuels Interpreten (2)

Milcho Leviev, der Bossa Nova und die Kommunisten

Der Pianist: »Ich wusste, dass ich Bulgarien verdammt zügig verlassen musste«

von Imanuel Marcus  10.12.2024

Glosse

Der Rest der Welt

»Mein kleiner grüner Kaktus« – ein Leitfaden für Frauen von heute

von Nicole Dreyfus  10.12.2024

Gelsenkirchen

Bayern-Trainer Kompany: Daniel Peretz genießt mein Vertrauen

Daniel Peretz soll Manuel Neuer bis zum Jahresende im Bayern-Tor vertreten. Trainer und Mitspieler vertrauen dem Israeli. Neuer könnte in einem Monat in Gladbach zurückkehren

 10.12.2024

Meinung

PEN Berlin war kurz davor, auf der Seite der Feinde Israels zu stehen

Nur knapp konnte verhindert werden, dass die Schriftstellervereinigung eine Resolution annahm, die von glühender »Israelkritik« geprägt war

von Stefan Laurin  10.12.2024

Beverly Hills

Zahlreiche Juden für Golden Globes nominiert

Darsteller, Regisseure und Komponisten stehen auf der Liste

von Imanuel Marcus  10.12.2024

Kontroverse

»Da sind mittlerweile alle Dämme gebrochen«

PEN Berlin-Gründungsmitglied Lorenz Beckhardt über den Streit über Israel und den Nahostkonflikt

von Michael Thaidigsmann  10.12.2024