Irgendwann im Laufe des Abendessens kommt der Vorschlag auf, ob man nicht gemeinsam eine Bootstour machen möchte. »Schwarze haben kein gutes Verhältnis zu Booten«, wendet Akbar (Eddie Murphy), das Oberhaupt der Familie Mohammad, ein. »So wie die Juden mit Zügen«, versucht Shelley Cohen (Julia Louis-Dreyfus) auf makaber-witzige Weise die Situation zu entschärfen. Das jedoch kommt gar nicht gut an.
»Versuchst du gerade, den Sklavenhandel mit dem Holocaust zu vergleichen?«, zeigt sich Akbar empört. Das Gespräch ist nun nicht mehr zu retten. Dabei war dieser Abend gerade der Versuch, die Spannungen zwischen den Eltern von Ezra (Jonah Hill) und Amira (Lauren London) zu lösen. Die stehen nämlich als Einzige der Hochzeit zwischen dem Juden und der schwarzen Muslimin noch im Weg.
kopfschütteln Eigentlich stimmt bei den beiden alles: Sie sind unsterblich ineinander verliebt, teilen viele Interessen und haben keinerlei Schwierigkeiten, sich Kinder ethnisch gemischter Eltern vorzustellen. Immerhin: »Jesus war halb schwarz, halb jüdisch«, wie es Ezra ausdrückt. Mutter Cohen hätte es aber doch ein bisschen besser gefunden, ihr Sohn hätte eine Jüdin zur Frau erkoren, und für Vater Mohammed steht fest: Einen »Weißen« heiratet seine Tochter sicher nicht. Ein klassisches Romeo-und-Julia-Szenario also – mehr muss man zur Grundstruktur von You People eigentlich nicht sagen. Zu einigen Details der Handlung, die einen nur kopfschüttelnd zurücklassen können, jedoch umso mehr.
Ein klassisches Romeo-und-Julia-Szenario – mehr muss man zur Grundstruktur von »You People« eigentlich nicht sagen.
Während sich nämlich Ezras Eltern ihrer schwarzen Schwiegertochter in spe häufig taktlos gegenüber verhalten und sie exotisieren – schlimm genug –, ist die Figur von Akbar ein waschechter Antisemit. Nicht nur, »dass sie mich zu einer Impfung zwingen, jetzt haben sie es auch noch auf meine Töchter abgesehen«, empört er sich, nachdem Ezra ihm seine Heiratsabsicht mitteilt.
Es ist nicht die einzige antisemitische Verschwörungstheorie, die Akbar äußern wird. Später im Film gibt er sich zudem als glühender Anhänger von Louis Farrakhan, dem Anführer der »Nation of Islam«, zu erkennen. Dieser ist ein notorischer Hasser von Juden. Sie stecken für ihn hinter allem Übel der Welt.
happy end Nun ist eine solche Figur wie Akbar in einer Liebeskomödie nicht per se problematisch; der Weg, den sie zurücklegen müsste, damit ein Happy End möglich sein kann, wäre einfach nur besonders lang. Das Skurrile: In You People geschieht eine Versöhnung zwischen den Cohens und Mohammads aber, ohne dass sich Akbar mit seinen judenfeindlichen Ansichten auseinandersetzt.
Es gehe schlicht darum, sich so zu akzeptieren, wie man ist, lautet offenbar die zweifelhafte Message des Films. Oder anders ausgedrückt: Als Jude müsse man einfach den Antisemiten lieben lernen, dann komme man schon miteinander aus. Nicht nur in Zeiten, in denen in den Vereinigten Staaten Gewalt und Hass gegen Juden stark zunehmen, wäre das ein fatales Signal.
Auch die Darstellung von Rassismus gegen Schwarze greift in dem Film auf seltsame Weise zu kurz.
Doch auch die Darstellung von Rassismus gegen Schwarze greift in dem Film auf seltsame Weise zu kurz. Von gelegentlicher kultureller Unsensibilität ihnen gegenüber abgesehen, scheinen die Mohammads keine nennenswerte Diskriminierung zu erleben. Wie sehr die afroamerikanische Gemeinschaft unter Gewalt und Armut leidet, wird nicht gezeigt. Rassismus und Antisemitismus: Beides scheint ausschließlich in den Köpfen der Protagonisten zu existieren.
Was sich Regisseur Kenya Barris und sein Co-Drehbuchautor Jonah Hill mit ihrem Film gedacht haben, bleibt rätselhaft. Sicher haben es beide nur gut gemeint; und tatsächlich wäre es aktuell ein nobles Anliegen, einen klugen und humorvollen Film über das angespannte Verhältnis zwischen jüdischer und afroamerikanischer Community zu machen. Doch auch, wenn You People zur richtigen Zeit kommt – es ist der falsche Film.