Am 7. Dezember 1835 fuhr die Dampf-lokomotive »Adler« von Nürnberg nach Fürth. Damit begann hierzulande das Eisenbahnzeitalter. 175 Jahre Zugverkehr in Deutschland – das ist auch ein eminent jüdisches Thema, wie eine Ausstellung bis zum 27. März 2011 im Jüdischen Museum Fürth quasi am Ort des historischen Geschehens zeigt. »Eisenbahngeschichten« heißt die Schau mit zahlreichen Objekten, Dokumenten, Fotos, Film- und Tonaufnahmen.
bahnfans Das Eisenbahnzeitalter in Deutschland fiel zeitlich mit der rechtlichen Gleichstellung der Juden zusammen, die sich rasch mit der neuen Technologie anfreundeten. Jüdische Bankiers stellten Kapital für neue Bahnlinien bereit, die jüdische Ingenieure mit planten. Jüdische Politiker sorgten für die Anbindung ihrer Heimatorte an das Zugnetz. Jüdische Fabrikanten bauten Loks, Waggons, aber auch Spielzeugeisenbahnen. Das 20. Jahrhundert schrieb dann das dunkelste Kapitel der »Eisenbahngeschichten«. Ab 1933 wurden immer mehr deutsche Juden in die Emigration gezwungen – die Ausreise erfolgte meist mit dem Zug. 10.000 Kinder konnten bis 1939 mit Kindertransporten per Bahn nach England gerettet werden. Während des Zweiten Weltkrieges wurden in enger Zusammenarbeit zwischen SS und Reichsbahn Millionen europäischer Juden zur Zwangsarbeit und in die Vernichtungslager verschleppt. Die Deportationseinnahmen der Reichsbahn betrugen auf heutige Kaufkraft berechnet mehr als 445 Millionen Euro. Die beteiligten Eisenbahner konnten ihre Karrieren in der Bundesrepublik unbehelligt fortführen. »Bis heute tut die Deutsche Bahn sich schwer, Täter zu benennen und den Deportierten eine angemessene Entschädigung zu zahlen«, sagt Ausstellungskuratorin Monika Berthold-Hilpert. ja
Eisenbahngeschichten«. Jüdisches Museum Franken in Fürth, bis 27. März 2011
www. juedisches-museum.org