Spielfilm

Ziemlich beste Mafiosi

Robert De Niro als Frank Costello und Debra Messing als Bobbie Costello in »The Alto Knights« Foto: © 2025 Warner Bros. Entertainment/ Jennifer Rose Clasen

Im alteingesessenen Londoner Luxus­hotel Claridge’s, wo einst Konrad Adenauer und Nahum Goldmann erste Gespräche für das Luxemburger Abkommen begannen, sitzt im März 2025 ein älterer Herr aus den USA, dem man seine 93 Jahre kaum ansieht. Die schütteren grauen Haare sind adrett frisiert, der Blick ist wach und der Händedruck fest. Irwin Winkler ist bestens gelaunt, und das mit gutem Grund. Schließlich ist es keine Selbstverständlichkeit, in seinem Alter noch die Werbetrommel für einen neuen Film wie nun The Alto Knights rühren zu können.

Winkler, 1931 als Sohn einer jüdischen Familie in New York geboren und in Coney Island aufgewachsen, ist eine Legende in Hollywood. Bereits in den 60er-Jahren begann er seine Karriere als Filmproduzent mit der Elvis-Presley-Komödie Zoff für zwei, gefolgt von Erfolgen wie Point Blank oder Sydney Pollacks Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss. Später inszenierte er selbst Filme, darunter Night and the City nach dem gleichnamigen Roman des jüdischen Autors Gerald Kersh, Das Netz mit Sandra Bullock oder das Cole- Porter-Biopic De-Lovely.

Winkler sicherte sich seinen Platz in der Kinogeschichte als Produzent der »Rocky«-Filme

Doch seinen Platz in der Kinogeschichte sicherte er sich nicht zuletzt als Produzent der Rocky-Filme, für deren ersten Teil er 1977 mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, sowie durch seine Zusammenarbeit mit Martin Scorsese bei Filmen wie Wie ein wilder Stier, GoodFellas oder auch The Irishman.

Wie in den meisten dieser Filme spielt nun auch in The Alto Knights Robert De Niro die Hauptrolle. Oder besser gesagt: die beiden Hauptrollen. Denn der Hollywoodstar ist in dieser auf wahren Begebenheiten basierenden Geschichte sowohl als Frank Costello wie auch als Vito Genovese zu sehen, zwei Söhne italienischer Einwanderer in New York, Freunde in der Jugend und später Rivalen in der Mafia, wo ihr grundverschiedener Umgang mit Gewalt und Verbrechen in den 50er-Jahren zu einer Konfrontation führte, die nun den Kern des Films ausmacht.

Robert De Niro spielt die beiden Mafiabosse Vito Genovese und Frank Costello.

»Seit rund 50 Jahren habe ich versucht, diese Geschichte auf die Leinwand zu bringen«, so Winkler, der für das Drehbuch seinen guten Freund Nicholas Pileggi gewinnen konnte. »Mich faszinierte Costello als Figur, weil er so ein ganz anderer American Gangster war. Er lebte am Central Park, trug maßgeschneiderte Anzüge, war mit einer Jüdin verheiratet und hatte niemals eine Pistole bei sich. Aber erst der Regisseur Barry Levinson hatte dann die Schlüsselidee, Genovese zur zweiten zentralen Figur zu machen, der trotz der gleichen Herkunft kaum unterschiedlicher hätte sein können und im Gegenteil ganz den meisten Mafia-Klischees entsprach.«

Levinson, seinerseits ein jüdisches Urgestein des Hollywood-Kinos, hatte seine Reise nach London für den The Alto Knights-Pressetag kurzfristig absagen müssen. Für Winkler war der Regisseur der beste Mann, um den Film Wirklichkeit werden zu lassen, schon weil die beiden zeitlebens ähnliche Themen beschäftigt haben. »Erstaunlicherweise sind Barry und ich uns in all den Jahren nie begegnet. Aber ich war von seinem ersten Film American Diner an ein großer Fan von ihm.«

Mit seinen Baltimore-Filmen, darunter auch die jüdischen Einwanderer-Familiensagas Avalon oder Bugsy, habe er einige Klassiker des Gangsterfilm-Genres inszeniert. »Und über die Qualität von Rain Man muss wohl nichts mehr gesagt werden.« Komplettiert wird die Runde der legendären Oscar-Gewinner, die für The Alto Knights verantwortlich zeichnen, durch den italienischen Kameramann Dante Spinotti, der außer mit Levinson auch schon mit Regisseuren wie Roberto Benigni, Barbra Streisand, Peter Bogdanovich oder Herbert Ross gedreht hat.

Was im Film ein wenig zu kurz kommt, sind die Frauenfiguren

Was im Film ein wenig zu kurz kommt, sind die Frauenfiguren. Debra Messing etwa ist als Costellos Ehefrau Bobbie größtenteils damit beschäftigt, besorgt nach seinem Wohlergehen zu fragen. Aber war nicht gerade die Ehe des Mafiosos mit einer Jüdin ein Punkt, der Winkler an dieser Geschichte interessierte? »Auch, aber sagen wir es so: Die zentrale Beziehung, um die es uns ging, war die einstige Freundschaft und spätere Konkurrenz zwischen Costello und Genovese«, gibt der Produzent zu Protokoll. »Wie unterschiedlich sie sind, wird auch an ihren Ehen deutlich. Genovese und seine Frau treffen sich vor Gericht, die Beziehung wird dominiert von Hass und Gebrüll. Frank und Bobbie dagegen lieben und unterstützen sich jederzeit aus tiefstem Herzen.«

Vor dem Hintergrund all seiner Boxer- und Mafiafilme lässt sich vielleicht die These aufstellen, dass Winkler als Filmemacher vor allem an toughen Kerlen interessiert ist. »So bewusst habe ich mir das nie gemacht. Aber vermutlich haben Sie recht, wenn ich auf mein Werk zurückblicke«, sagt er am Ende des Gesprächs. Und schiebt hinterher: »Ich habe aber auch drei Filme mit Jessica Lange gedreht und mit Demi Moore oder Jennifer Lopez gearbeitet. Und keine Produktion hat mir in meinem Leben so viel Spaß gemacht wie Das Netz mit Sandra Bullock. Ich weiß noch, wie meine Frau mich damals fragte, ob ich ein wenig in Sandy verschossen sei. Und als ich das bejahte, sagte sie zu mir: ›Ich auch!‹«

Der Film kommt am 20. März in die Kinos.

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