Die Gründung des Zentralrats der Juden in Deutschland am 19. Juli 1950 in Frankfurt stand auch für den Neubeginn jüdischen Lebens in der Bundesrepublik nach der Schoa. Seit nunmehr 70 Jahren vertritt der Zentralrat seitdem die politischen Anliegen seiner Mitgliedsgemeinden – und hat sich dabei stets modernisiert. Und so wird er auch sein Jubiläum dem 21. Jahrhundert und den derzeitigen Corona-Bedingungen angemessen begehen: digital und modern.
Die sieben Jahrzehnte sollen bis zum Jahresende in sieben Formaten aufleben. Den Start macht eine neue Podcast-Reihe des Zentralrats der Juden. Der Titel: »Schon immer Tachles«. Rund alle drei Wochen wird sich Philipp Peyman Engel, Chef vom Dienst Online und Redakteur unserer Zeitung, mit einem prominenten Gast unterhalten.
NEUANFANG An diesem Donnerstag wird Philipp Peyman Engel mit Zentralratspräsident Josef Schuster über den Neuanfang des jüdischen Lebens in Deutschland nach 1945 und heutige Herausforderungen für den Zentralrat sprechen. Ein weiterer Podcast, dann mit der Berliner Filmproduzentin Alice Brauner, wird bereits am 16. Juli zu hören sein.
»Wir reden nicht um den heißen Brei herum, sondern Tachles, und zwar schon immer«, sagt Josef Schuster in der ersten Folge des Podcast.
Was nach der Schoa als Provisorium startete, sei heute integraler Bestandteil der deutschen Gesellschaft, sagt Schuster rückblickend auf 70 Jahre Zentralrat. Das jüdische Leben gehöre dazu. »Wir sind in Deutschland zu Hause. Zugleich beobachten wir aufmerksam die politische und gesellschaftliche Entwicklung des Landes«, betont Schuster.
EINMISCHEN Wie in den vergangenen Jahrzehnten werde der Zentralrat auch künftig die Stimme erheben, wenn es nötig sei, betont der Zentralratspräsident, und dies sei immer dann der Fall, »wenn die Rechte der jüdischen Gemeinschaft oder anderer Minderheiten sowie demokratische Grundrechte gefährdet sind. Wir reden nicht um den heißen Brei herum, sondern Tachles, schon immer«, so Schuster.
Weitere Gesprächspartner in der Podcast-Reihe werden unter anderen die Historiker Michael Brenner und Hermann Simon, die Schauspielerin Susan Sideropoulos und der Publizist Henryk M. Broder sein. Dabei wird es neben vielen anderen Themen auch um die Diversität der jüdischen Gemeinschaft gehen, die von Einwanderern geprägt ist.
Im Verlauf des Sommers folgt ein Instagram-Live-Talk, der von der RBB-Redakteurin Shelly Kupferberg moderiert wird.
Im Verlauf des Sommers wird darüber hinaus eine hochkarätig besetzte Talkshowrunde die Rolle des Zentralrats und der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland als »Seismograf der Demokratie« beleuchten. Darauf soll ein Instagram-Live-Talk zum »neuen jüdischen Selbstverständnis« folgen, der von der RBB-Redakteurin Shelly Kupferberg moderiert wird.
Sie holt darin persönliche Einschätzungen unter anderem von der Politikerin Marina Weisband, dem Publizisten Max Czollek und der Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion, Anna Staroselski, ein. ja