Ludwig Marcuse

Zeit für eine Wiederentdeckung

Ludwig Marcuse (1894–1971) Foto: dpa

Er wurde Ende des 19. Jahrhunderts in das Berliner Großbürgertum hineingeboren. In der großspurig-selbstverliebten Welt des Wilhelminismus verlebte der kleine Ludwig eine unbeschwerte Kindheit, als einziger Sohn des Fabrikanten Marcuse maßlos verwöhnt, ein eigenwilliger Kronprinz, dem große Freiheiten zugestanden wurden. Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts zerstörten das Kindheitsidyll: Nach dem Ersten Weltkrieg starb der Vater, das Vermögen verschwand in den Krisen der 20er-Jahre.

»Was wird man, wenn man nicht gelernt hat zu parieren? Freier Schriftsteller!« Ludwig Marcuse schrieb Theaterkritiken und Essays, philosophische Bücher über Glück und Unglück, Porträts, Polemiken, Biografien über Heinrich Heine, Ignatius von Loyola, Richard Wagner, Ludwig Börne ... und auch zwei Autobiografien: Erstaunlich ehrlich behandelt er seine Stoffe inklusive sich selbst, eigensinnig im besten Sinne des Wortes.

DENKEN Ludwig Marcuse, der bis heute oft mit seinem Namensvetter, dem Philosophen Herbert Marcuse, verwechselt wird, war einer, der sich den Mut, selbst zu denken, nicht nehmen ließ, nicht von Freunden oder Feinden, nicht von Ideologien und Religionen, nicht von gesellschaftlichen Konventionen, dem sogenannten Zeitgeist oder politischen Notwendigkeiten.

So sind spannende Werke voller provokanter Erkenntnisse und brillanter Aphorismen entstanden. 1933 floh er vor den Nazis zunächst nach Frankreich und dann weiter in die USA, wo er am Pazifik eine neue Heimat fand – wie viele seiner Freunde: Lion Feuchtwanger, Alfred Döblin, Erika Mann, die Sängerin Fritzi Massary. Nicht ganz freiwillig kehrte er 1962 nach Deutschland zurück, aber heimisch wurde er nicht mehr in diesem Land. ja

Lesen Sie mehr zum Thema in unserer nächsten Print-Ausgabe.

Alexander Estis

»Ich bin Pessimist – aber das wird bestimmt bald besser«

Der Schriftsteller über die Folgen der Kriege in der Ukraine und Nahost, Resilienz und Schreiben als Protest

von Ayala Goldmann  12.12.2024

Kino

Film-Drama um Freud und den Lieben Gott

»Freud - Jenseits des Glaubens« ist ein kammerspielartiges Dialogdrama über eine Begegnung zwischen Sigmund Freud und dem Schriftsteller C.S. Lewis kurz vor dem Tod des berühmten Psychoanalytikers

von Christian Horn  12.12.2024

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 12. Dezember bis zum 18. Dezember

 12.12.2024

London

Hart, härter, Aaron Taylor-Johnson

Ein Marvel-Schurke zu sein, ist körperlich extrem anstrengend. Dies räumt der jüdische Darsteller nach dem »Kraven The Hunter«-Dreh ein

 11.12.2024

PEN Berlin

»Gebot der geistigen und moralischen Hygiene«

Aus Protest gegen Nahost-Resolution: Susan Neiman, Per Leo, Deborah Feldman und andere verlassen den Schriftstellerverein

 11.12.2024

Medien

»Stern«-Reporter Heidemann und die Hitler-Tagebücher

Es war einer der größten Medienskandale: 1983 präsentierte der »Stern« vermeintliche Tagebücher von Adolf Hitler. Kurz darauf stellten die Bände sich als Fälschung heraus. Ihr »Entdecker« ist nun gestorben

von Ann-Kristin Wenzel  10.12.2024

Imanuels Interpreten (2)

Milcho Leviev, der Bossa Nova und die Kommunisten

Der Pianist: »Ich wusste, dass ich Bulgarien verdammt zügig verlassen musste«

von Imanuel Marcus  10.12.2024

Glosse

Der Rest der Welt

»Mein kleiner grüner Kaktus« – ein Leitfaden für Frauen von heute

von Nicole Dreyfus  10.12.2024

Gelsenkirchen

Bayern-Trainer Kompany: Daniel Peretz genießt mein Vertrauen

Daniel Peretz soll Manuel Neuer bis zum Jahresende im Bayern-Tor vertreten. Trainer und Mitspieler vertrauen dem Israeli. Neuer könnte in einem Monat in Gladbach zurückkehren

 10.12.2024