Im Beverly Hilton Hotel müssen schon bald leistungsfähige Staubsauger, Putzlappen und Wischmopps in Betrieb genommen werden, denn die Vergabe der als »Vor-Oscars« angesehenen Golden Globes steht am 5. Januar 2025 an. Die Aufregung wird bis dahin konstant zunehmen.
Unter den vielen Nominierten sind relativ viele jüdische Künstler, darunter Darsteller, Regisseure und Komponisten sowie Filme, deren Inhalt mit Juden zu tun hat.
»The Brutalist«, eine britisch-amerikanisch-ungarische Produktion, handelt von dem Holocaustüberlebenden und Architekten László Tóth, der nach der Schoa in die USA auswandert, um den Amerikanischen Traum zu verwirklichen. Dieses 215 Minuten lange Werk könnte den Golden Globe für das »Best Motion Picture«, also den besten Film, erhalten.
Nachhaltig beeindruckt
Niemand geringerer als Adrien Brody hat ebenfalls Chancen auf eine dieser Trophäen – und zwar als bester Hauptdarsteller im selben Film. Dies hat er mit Daniel Blumberg gemeinsam, der die Musik für den Film schrieb. Brody spielt László Tóth und hat bereits die Jury der Filmfestspiele von Venedig nachhaltig beeindruckt.
Allerdings könnte ein anderes Werk »The Brutalist« in denselben Kategorien ausstechen: Für die Filmbiografie »A Complete Unknown«, die das Leben des jüdischen Singer/Songwriters Bob Dylan erzählt, hat der jüdische Regisseur James Mangold ganze Arbeit geleistet – ebenso wie der Timothée Chalamet, der ebenfalls Jude ist, als Dylan. Der Musiker selbst zeigte sich mit der Performance des Hauptdarstellers zufrieden.
Die Golden-Globe-Vergabe könnte vom in der Tat überzeugenden Musical-Drama »Emilia Pérez« dominiert werden, das gleich zehn Nominierungen abräumte. Nur ein jüdischer Aspekt fällt in der Handlung auf: Der coole Arzt Dr. Weissberg aus Israel nimmt die gewünschte Geschlechtsumwandlung des mexikanischen Drogendealers Juan »Manitas« Del Monte vor, der dadurch zu Emilia Pérez wird.
Massaker von München
Dennoch hat auch »September 5« Chancen. In diesem Drama wird das Massaker von München im Jahr 1972 bei den Olympischen Spielen nacherzählt, bei dem fast die gesamte israelische Mannschaft ermordet wurde. Tim Fehlbaum führte Regie und schrieb das Drehbuch mit zwei Co-Autoren.
In der Rubrik »Musical oder Comedy« wurde ebenfalls ein Film nominiert, dessen Thema und Macher jüdisch sind: »A Real Pain« handelt von zwei jüdischen Cousins aus den USA, die sich nach Polen begeben, um den Ort zu besuchen, an dem ihre Großmutter aufwuchs. Das Multitalent Jesse Eisenberg schrieb nicht nur das Drehbuch, sondern führte auch Regie.
Zusätzlich spielt er die Hauptrolle und sprang auch noch als Produzent ein. Eisenberg könnte auch in der Kategorie »Bestes Drehbuch« und als Darsteller ausgezeichnet werden.
Die Schauspielerin Mikey Madison ist in der Kategorie »Beste Darstellerin in einem Musical oder einer Komödie« nominiert. In dem romantischen Comedy-Drama »Anorta« spielt sie die Hauptrolle. Der auch aus »The Fabelmans« bekannte Kanadier Gabriel Labelle steht für sein Wirken in »Saturday Night« auf der Liste der Nominierten. Hans Zimmer komponierte die Musik für »Dune: Part Two« und steht dafür ebenso darauf.
»Heißer Rabbiner«
»Nobody Wants This«, der Netflix-Serien-Hit über einen »heißen Rabbiner«, der sich in eine »Schickse« verliebt, ist vertreten. In der Rubrik »Beste Musical- oder Comedy-Serie für das Fernsehen« stehen die Chancen recht gut. Auch Rabbi-Darsteller Adam Brody könnte mit einem Golden Globe nach Hause gehen.
Die Liste der jüdischen Nominierten ist lang, auch dank Jake Gyllenhaal, der für seine Rolle in der TV-Serie »Presumed Innocent« einen Globe abbekommen könnte. Bei Jason Segel ist es sein Wirken in »Shrinking«.
Weiter geht es mit den Nebenrollen: Die Schauspielerin Hannah Einbinder beeindruckte in »Hacks«, ihr um Jahrzehnte älterer Kollege Harrison Ford in »Shrinking« und Ebon Moss-Bachrach in »The Bear«.
Jetzt fehlen nur noch die Stadt Up-Comedians aus dem Fernsehen: In dieser Rubrik könnten Seth Meyers (»Dad Man Walking«) oder Adam Sandler (»Love You«) einen Golden Globe mit nach Hause nehmen.