Der Hallenser Literaturwissenschaftler und Holocaust-Forscher Werner Nell fordert eine bessere schulische Vermittlung des Völkermords an den Juden. »Mir scheint es so zu sein, dass die Beschäftigung mit der Schoa etwa im Schulunterricht sehr ritualisiert abläuft: ein paar Stunden dazu und der obligatorische Besuch in einer Gedenkstätte«, sagte Nell am Dienstag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Es sei wichtig, schon bei der Ausbildung der Lehrer anzusetzen. »Sonst wirkt es sich bei solch einem Brennpunkt des gesellschaftlichen Selbstverständnisses besonders schwerwiegend aus.«
konferenz Nell organisiert die am Donnerstag beginnende internationale Holocaust-Konferenz an der Universität Halle. Wissenschaftler aus aller Welt diskutieren dort interdisziplinär neue Ergebnisse der Holocaust-Forschung. Dabei spielen insbesondere die aktuellen politischen und kulturellen Entwicklungen in Europa eine Rolle, der zunehmende Antisemitismus sowie die allgemeine Vermittlung der Ergebnisse von Holocaust-Forschung etwa in der Schule.
In Deutschland und anderen Ländern Europas haben Antisemitismus und der Hass auf Minderheiten nach Nells Einschätzung »aktuell starke Konjunktur«. Dies bestätigten wissenschaftliche Untersuchungen und Analysen. »Öffentlich antisemitisch in Erscheinung zu treten, ist für viele kein No-Go mehr«, so der Wissenschaftler. kna