Frau Haroush, das israelische Filmfestival »Seret« startet jetzt zum 13. Mal, in Deutschland ist es die achte Auflage. Was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?
In Israel werden hervorragende Filme gemacht. Es gibt nichts Vergleichbares – die israelische Filmindustrie ist unglaublich, was soziale und kulturelle Diversität angeht, und zwar in schönster und echtester Form. Israels Kreativität ist unser Erfolg.
»Seret« musste sich immer wieder mit Boykottaufrufen gegen Israelis auseinandersetzen. Macht es die aktuelle Politik der Regierung in Jerusalem schwieriger, die BDS-Bewegung zu bekämpfen?
Ich habe keine Angst vor Boykotteuren. BDS hat nicht nur in Deutschland gegen Filmvorführungen von »Seret« demonstriert, sondern auch in Amsterdam und in London. Sollen sie doch demonstrieren – und wir zeigen israelische Filme! Gerade jetzt finde ich es besonders wichtig, Filme zu präsentieren, die beweisen, dass Israel immer noch ein demokratisches Land ist, in dem völlige Kunstfreiheit herrscht. Wir zeigen, was in Israel passiert – im Guten wie im Schlechten.
Ist es für israelische Filmemacher eine Auszeichnung, wenn ihre Filme bei »Seret« laufen?
Wir sind kein internationales Festival. Aber Filme bei »Seret« zu zeigen, das ist für Regisseure prestigeträchtig, weil wir heute das weltweit größte israelische Filmfestival sind. Wir sind in England, Chile, Argentinien, Deutschland und den Niederlanden am Start. Und 2024 gehen wir auch nach Frankreich und vielleicht nach Griechenland.
Das Festival startet am 3. September, zuerst in Hamburg, einige Tage später in Berlin und Köln. Welche Filme würden Sie besonders empfehlen – außer dem Spielfilm »Delegation« über Fahrten junger Israelis nach Polen von Asaf Saban, der schon bei der Berlinale zu sehen war?
Ich empfehle »Virginity« von Maor Zaguri. In Israel ist der Regisseur sehr bekannt für die Serien »Shabaknikim« und »The Zaguri Imperia«. In dem neuen Spielfilm geht es um seine Jugend in Beer Sheva, später zog seine Familie in einen kleinen Moschaw mitten in der Wüste. Dann gibt es den Dokumentarfilm »Egypt, my Love« von der vielfach ausgezeichneten Regisseurin Iris Zaki über die Wurzeln ihrer Familie in Ägypten. Außerdem »In Bed« von Nitzan Gilady über die schwule Community in Israel. Und natürlich das Drama »America« von Ofir Raul Graizer, ein sehr begabter israelischer Regisseur, der in Berlin lebt.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Unser Ziel ist es, dass jeder, der gute Filme mag, unser Festival besucht – nicht nur Juden und Israelis. Früher hatten wir zum Beispiel in Berlin fast nur israelische Zuschauer. Inzwischen kommen auch andere Leute und erfahren aus den Filmen viel über Israel. Das finde ich wunderbar.
Mit der Gründerin und Geschäftsführerin des israelischen Filmfestivals »Seret« sprach Ayala Goldmann.