Eine belgische Gewerkschaft von TV-Mitarbeitern hat am Donnerstagabend die Live-Übertragung des Halbfinales des Eurovision Song Contest im flämischen Sender VRT gestört.
Für einige Sekunden wurde jeweils vor und nach dem Auftritt der israelischen Kandidatin Eden Golan ein Standbild eingeblendet, auf der auf Niederländisch geschrieben war: »Dies ist eine Gewerkschaftsaktion. Wir verurteilen die Menschenrechtsverletzungen des Staates Israel. Darüber hinaus zerstört der Staat Israel die Pressefreiheit. Darum unterbrechen wir die Übertragung für einen Moment.«
Berichten zufolge zeichneten Mitglieder der sozialistischen Gewerkschaft ACOD bei der VRT für die Aktion verantwortlich. Die Gewerkschaft hatte sich bereits 2019 für einen ESC-Boykott ausgesprochen. Damals fand der Gesangswettbewerb in Tel Aviv statt.
Einer der Gewerkschafter, Wies Descheemaeker, ist Sohn des Karikaturisten Luc Descheemaeker (Künstlername O-sekoer), der bei einem Karikaturenwettbewerb in Teheran 2016 einen Sonderpreis für eine antiisraelische Karikatur bekommen hatten, in der das Auschwitz-Schild »Arbeit macht frei« verwendet wurde.
Die VRT-Senderleitung sei vorab über die Aktion am Donnerstag informiert gewesen, hieß es in belgischen Medien.
Der Eurovision Song Contest, der in diesem Jahr im schwedischen Malmö stattfindet, ist von zahlreichen Protesten und Boykottaufrufen gegen Israel überschattet. In Malmö kam es am Donnerstag bereits zu Großdemonstrationen, bei denen auch die Klimaaktivistin Greta Thunberg dabei war.
Golan selbst steht unter starkem Polizeischutz und wurde offenbar von israelischen Sicherheitskräften angewiesen, ihr Hotelzimmer nur zu verlassen, um sich zum Veranstaltungsort zu begeben.
Bei einer Pressekonferenz wurde Golan von einem Journalisten gefragt, ob ihre Anwesenheit in Malmö nicht auch dazu führe, dass ihre Mitbewerber »Risiken und Gefahren« ausgesetzt würden.
Eden Golan antwortete dem Reporter so: »Ich denke, die EBU (die Europäische Rundfunkunion, Ausrichter des ESC) unternimmt alle erdenklichen Anstrengungen, damit jeder von uns hier sicher ist.« Die Veranstaltung sei schließlich »für jedermann«.
Am Donnerstag qualifizierte sich die 20-Jährige für das Finale am Samstag. Der belgische Vertreter Mustii schied dagegen aus. mth