Redezeit

»Wir sind künstlerische Allesfresser«

Frau Granot, Sie treten gemeinsam mit Nevo Romano bei den Tanztagen auf. Ihr Programm heißt »An Hour With All-Eaters«. Was erwartet den Zuschauer?
Eine Mischung aus Marina Abramovic und »Familie Feuerstein«.

Klingt exotisch. Was verbirgt sich dahinter?
Menschen sind Allesfresser. Wir können von allem leben, von Gemüse und Fleisch. Das haben wir mit Ratten und Schweinen gemeinsam. Dieses Bild der Spezies, die alles verschlingt, hat uns für unseren Schaffensprozess inspiriert. Man könnte sagen, dass wir künstlerische Allesfresser sind. Wir beziehen uns auf unterschiedliche Quellen, die man normalerweise nicht miteinander verbinden kann, wie eben die Tradition der Performance-Kunst von Marina Abramovic und der Comic-Serie »Familie Feuerstein«.

Sie treten zum ersten Mal bei den Tanztagen auf. Was ist die Herausforderung?
Wir wissen nicht, welches Publikum uns erwartet. Die Tanz-Szene in Berlin ist sehr groß und international. Wir hoffen also, dass die Leute uns mögen und dass wir interessante Begegnungen haben werden.

Moderner Tanz kann für viele Menschen sehr abstrakt sein und ist oft nicht leicht zu verstehen.
Man sollte dieses »Verstehen« infrage stellen. In unserer Kultur ist das Verstehen eng mit Wörtern oder Geschriebenem verbunden. Der Tanz steuert das Begreifen auf einer anderen Ebene an. Es ist ein sinnlichens und analytisches Verstehen. Wir vermuten, dass sich darüber viele Menschen mit Tanz verbinden können. Sie sollen einfach mutig sein und sich alles ansehen.

Wie wird moderner Tanz in Israel gefördert?
Wie überall in der Welt ist Tanz die Kunstform, die am wenigsten gewertschätzt wird. Wir bekommen also das kleinste Stück vom Finanzkuchen. Für junge Choreografen gibt es kleine Festivals wie Machol Hadash, auf dem Nevo und ich uns zum Beispiel kennengelernt haben. Leider ist dem Stück eine eher kurze Lebenszeit vergönnt, da es schwierig ist, es mehr als zwei oder drei Mal aufzuführen. Glücklicherweise haben uns aber bei »An Hour With All-Eaters« verschiedene Institutionen unterstützt. Wir hatten für das Machol Hadash Festival in Jerusalem ein 20-Minuten-Stück kreiert. Durch die Zusammenarbeit zwischen diesem Festival und dem Theater Freiburg konnten wir daraus ein abendfüllendes Programm machen.

Mit Shani Granot sprach Katrin Richter.

Shani Granot wurde 1978 geboren und trat 1996 dem jungen Ensemble der Batsheva Dance Company bei. Sie studierte Tanz und erhielt 2002 den Bonnie Bird Choreography Award. Ihr Partner Nevo Romano ist Jahrgang 1982 und studierte an der Buchmann-Mehta School of Music. Der Tänzer und Geiger unterrichtet auch an der Adama Dance School.

Die Tanztage finden seit dem 4. Januar bis zum 14. Januar in den Sophiensaelen in Berlin statt.

Das komplette Programm finden Sie unter www.tanztage.de

Glosse

Der Rest der Welt

Schweißausbrüche, Panikattacken und eine Verjüngungskur auf dem Podium

von Margalit Edelstein  24.11.2024

Kulturkolumne »Shkoyach!«

Wenn Fiktion glücklich macht

Shira Haas und Yousef Sweid sind in »Night Therapy« weitaus mehr als ein Revival der Netflix-Erfolgsserie »Unorthodox«

von Laura Cazés  24.11.2024

Aufgegabelt

Boker tow: Frühstück

Rezepte und Leckeres

 24.11.2024

Auszeichnung

Historiker Michael Wolffsohn erhält Jugendliteraturpreis

Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur würdigt Engagement in der Geschichtsvermittlung

 23.11.2024

Berlin

Nan Goldin eröffnet Ausstellung mit Rede über Gaza-Krieg

Die umstrittene Künstlerin nennt Israels Vorgehen »Völkermord« – »propalästinensische« Aktivisten schreien Museumsdirektor nieder

 23.11.2024 Aktualisiert

Bochum

Gil Ofarim kündigt Konzert an

Gerade erst zeigte er sich geläutert - nun kündigt er neue Pläne an

 22.11.2024

Den Haag

Der Bankrott des Internationalen Strafgerichtshofs

Dem ICC und Chefankläger Karim Khan sind im politischen und juristischen Kampf gegen Israel jedes Mittel recht - selbst wenn es unrecht ist. Ein Kommentar

von Daniel Neumann  22.11.2024

Saarbrücken

Moderne Galerie zeigt Illustrationen von Marc Chagall

Die Schau »Marc Chagall. Die heilige Schrift« ist bis zum 25. April 2025 zu sehen

 21.11.2024

Fußball

Neuer wackelt: Plötzliche Chance für Peretz im Bayern-Tor?

Manuel Neuer plagt »ein Stechen im Rippenbereich« und Sven Ulrteich fällt vorerst aus persönlichen Gründen aus

 21.11.2024