Interview

»Wir holen die besten Köpfe«

Joseph Klafter über Bildung, »Brain Gain« und deutsch-israelische Kooperationen

von Detlef David Kauschke, Ingo Way  08.08.2012 11:18 Uhr

Joseph Klafter Foto: Marco Limberg

Joseph Klafter über Bildung, »Brain Gain« und deutsch-israelische Kooperationen

von Detlef David Kauschke, Ingo Way  08.08.2012 11:18 Uhr

Herr Klafter, weltweit klagen Universitäten über mangelnde Finanzen. Wie ist die Lage der Universität Tel Aviv (TAU)?
Zu Anfang des Jahrhunderts hat das israelische Bildungssystem ein »verlorenes Jahrzehnt« durchlaufen. Damals wurde das Budget der Universitäten gekürzt. 2009/10 hat die Regierung sich zu einem Kurswechsel entschieden. Man wurde sich bewusst, dass die wirtschaftliche Stärke Israels auf Bildung beruht. Die ganze Hightech-Industrie, die Start-ups kommen letztlich aus den Universitäten. Seit 2009 hat die Universität Tel Aviv mehr Wissenschaftler eingestellt als jede andere Hochschule. Wir wollen den »Brain Drain«, die Abwanderung der besten Köpfe, rückgängig machen und nennen das »Brain Gain«.

Wie machen Sie das?
Israel ist ein kleines Land, und wir können nicht alle zurückholen, denn an den Unis gibt es zu wenige Arbeitsplätze. Die gibt es aber sehr wohl in der Hightech-Industrie. Unsere Philosophie bleibt jedoch, Universitätsjobs jenen anzubieten, die ihre ersten Schwimmübungen in internationalen Gewässern gemacht haben. Wir bestehen auf Auslandserfahrung. Unsere Ausschreibungen sind auf Englisch, um auf einen weltweiten Pool an Wissenschaftlern zugreifen zu können. Wir haben seit 2009 etwa 65 neue Forscher aus dem Ausland angeworben.

In Deutschland ist das Bildungsbudget im Vergleich mit anderen OECD-Staaten niedrig. Hat Israel da etwas besser verstanden?
Beide Regierungen verstehen, dass Bildung ein Katalysator der Wirtschaft ist. In Deutschland gibt es die Idee der Eliteuniversitäten. Die Bundesregierung verteilt das Geld nicht mit der Gießkanne, sondern fördert den Wettbewerb unter den Universitäten. In Israel ist es inzwischen teilweise auch so.

Gibt es Kooperationen mit deutschen Forschungseinrichtungen?
Unsere Beziehungen zu deutschen Einrichtungen sind exzellent. Ich persönlich habe als Physiker zum Beispiel gute Kontakte zum Freiburg Institute for Advanced Studies. Vergangenes Jahr habe ich mit einem Physiker von der Humboldt-Universität ein Buch geschrieben. Unsere Universität hat auch Kontakte zur LMU München. Demnächst erwarten wir eine Delegation der Uni Frankfurt zu einem Workshop. Die Universität Tel Aviv hat zu deutschen Einrichtungen stärkere Verbindungen als zu solchen in jedem anderen Land.

Welche konkreten Gemeinschaftsprojekte existieren aktuell?
Mit Hermann Gaub von der LMU München betreiben wir ein Biophysik-Projekt. Wir haben die Möglichkeit entwickelt, einzelne Moleküle zu immobilisieren und sie sich anzusehen, was zu Einsteins Zeit noch nicht möglich war. Man kann etwa sehen, wie ein einzelnes Enzym sich verhält. Ein großer Schritt für die Biologie. Es gibt in Tel Aviv auch ein Minerva-Center für deutsche Geschichte und seit 2011 ein weiteres zum Thema »Ende des Lebens«. Aber mein Lieblingsprojekt ist diese Einzelmolekül-Mechanik.

Mit dem Präsidenten der Universität Tel Aviv sprachen Detlef David Kauschke und Ingo Way.

Bochum

Gil Ofarim kündigt Konzert an

Gerade erst zeigte er sich geläutert - nun kündigt er neue Pläne an

 22.11.2024

Den Haag

Der Bankrott des Internationalen Strafgerichtshofs

Dem ICC und Chefankläger Karim Khan sind im politischen und juristischen Kampf gegen Israel jedes Mittel recht - selbst wenn es unrecht ist. Ein Kommentar

von Daniel Neumann  22.11.2024

Saarbrücken

Moderne Galerie zeigt Illustrationen von Marc Chagall

Die Schau »Marc Chagall. Die heilige Schrift« ist bis zum 25. April 2025 zu sehen

 21.11.2024

Fußball

Neuer wackelt: Plötzliche Chance für Peretz im Bayern-Tor?

Manuel Neuer plagt »ein Stechen im Rippenbereich« und Sven Ulrteich fällt vorerst aus persönlichen Gründen aus

 21.11.2024

Gut besucht: die Konferenz in Berlin

Zionismus-Tagung

Vom Recht auf einen souveränen Staat

In Berlin diskutieren Referenten und Teilnehmer aus Deutschland und Israel verschiedene Aspekte

von Detlef David Kauschke  21.11.2024

Veranstaltungen

Sehen. Hören. Hingehen.

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 21. November bis zum 28. November

 21.11.2024

Liedermacher

Wolf Biermann: Ein gutes Lied ist zeitlos gut

Er irre sich zuweilen, gehöre habe nicht zu den »irrsten Irrern«, sagt der Liedermacher

 21.11.2024

Nachruf

Meister des Figurativen

Mit Frank Auerbach hat die Welt einen der bedeutendsten Künstler der Nachkriegsmoderne verloren

von Sebastian C. Strenger  21.11.2024

Berlin

Ausstellung zu Nan Goldin: Gaza-Haltung sorgt für Streit

Eine Ausstellung würdigt das Lebenswerk der Künstlerin. Vor der Eröffnung entbrennt eine Debatte

von Sabrina Szameitat  21.11.2024