Das Jüdische Museum Frankfurt am Main soll im Sommer 2019 wiedereröffnet werden. Die Sanierung des historischen Rothschild-Palais und die Errichtung des Erweiterungsbaus für 50 Millionen Euro hat sich gegenüber der Planung zur Grundsteinlegung im Sommer 2016 um ein halbes Jahr verzögert, wie die Museumsdirektorin Mirjam Wenzel am Donnerstag sagte.
Das Museum werde die Baustelle vom 16. bis 21. Oktober öffnen und Werke zeitgenössischer jüdischer Künstler präsentieren, ergänzte der stellvertretende Direktor Michael Lenarz. Außerdem soll dann die Skulptur Ariel Schlesingers »Untitled« in dem künftigen Hof zwischen dem Alt- und Neubau enthüllt werden.
Social Media Das Museum als erste Neugründung eines Jüdischen Museums in Deutschland nach der Schoa feiert in diesem Jahr 30-jähriges Bestehen. Dazu wird eine Kampagne »30 Jahre – 30 Geschichten« in sozialen Medien veröffentlicht und am 9. November ein Symposium zur »jüdischen Museologie« veranstaltet, wie Wenzel ankündigte.
Die erste Ausstellung seit der Schließung des Hauptsitzes im Sommer 2015 wird das Jüdische Museum vom 18. März bis 2. Dezember im Freilichtmuseum Hessenpark bei Neu-Anspach zeigen. Die Schau »Jakob Nussbaum. Frankfurter Impressionist« präsentiert neun Gemälde, Grafiken und Nachlassdokumente des jüdischen Frankfurter Künstlers (1873–1936).
Daneben werde das Museum die Ergebnisse seiner Provenienzforschung unter dem Titel Geraubt, Zerstört, Verstreut vom 16. Mai bis 14. Oktober in der Zweigstelle Museum Judengasse vorstellen, hieß es. Diese Schau sei gemeinsam mit dem Historischen Museum Frankfurt, dem Museum Angewandte Kunst und dem Weltkulturen-Museum erarbeitet worden.
Inzwischen hat das Jüdische Museum nach Angaben der Direktorin seine Präsenz in sozialen Medien stark erweitert. So gebe es eine Online-Ausstellung über den in Darmstadt gestorbenen Maler Ludwig Meidner (1884–1966) auf dem Portal »Künste im Exil« der Deutschen Nationalbibliothek.
Google Arts Auf der Plattform »Google Arts & Culture« präsentiere das Museum eine Einführung in das Leben und Werk Meidners, einen Einblick in das Museum Judengasse und einen Überblick über die Geschichte der aus Frankfurt stammenden Familie der Tagebuch-Autorin Anne Frank. Eine App »Unsichtbare Orte« verschränke die lokale jüdische Zeitgeschichte mit Geschichten aus Einwanderergemeinschaften und verorte sie im Stadtraum.
In dem sanierten Rothschild-Palais mit 2200 Quadratmetern Fläche, dem ehemaligen Wohnhaus der Bankiersfamilie, soll die neu konzipierte Dauerausstellung ihren Ort finden. Der von dem Berliner Architektenbüro Staab entworfene, derzeit im Rohbau stehende Quader hebt sich kontrastreich von dem historischen Gebäude ab.
Der Neubau bietet 3000 Quadratmeter Fläche und kostet 28 Millionen Euro. Er umfasst Raum für Wechselausstellungen, ein Foyer, einen Veranstaltungsraum, einen Lesesaal, das Archiv, ein Café und einen Laden. epd