Michael Stuhlbarg, Sie spielen in »A Serious Man« von Joel und Ethan Coen die Hauptfigur des Larry Gopnik. Beschreiben Sie die Rolle.
Larry Gopnik ist ein ganz gewöhnlicher Mann in Minneapolis 1957, Physikprofessor an der dortigen Universität. Er ist mit seinem Leben mit Frau und Kindern zufrieden. Dann gehen kleine Dinge in seinem Leben schief. Vieles verändert sich und alles, was Larry Gopnik zu kennen glaubte, wird plötzlich ganz anders. So begibt er sich auf eine Reise und sucht nach Orientierung und Halt, um herauszufinden, warum ihm das alles passiert ist und wie er da wieder herauskommt. Er versteht ja nicht, warum ihm all diese Missgeschicke widerfahren. Manchmal versucht er sehr geduldig darauf zu reagieren, aber in einigen Fällen bricht er einfach auch nur zusammen.
»A Serious Man«, der diese Woche in den deutschen Kinos anläuft, ist der bisher jüdischste Film der Coens. Wie exotisch ist er für ein nichtjüdisches Publikum?
Für alle, die nicht viel über jüdische Religion und jüdische Kultur wissen, wird es eine Menge an neuen Wörtern und auch Gedanken geben, die ihnen bisher unbekannt waren. Aber am Ende ist es auch eine sehr universelle Geschichte über jemandem, der viel Pech hat und versucht, das Beste daraus zu machen.
Wie nahe ist Ihnen der jüdische Kontext persönlich?
Es war in einigen Aspekten bei mir ähnlich. Ich wurde jüdisch erzogen, meine Familie war in einer Reformgemeinde. Die Szenen des Films, die sich in der Synagoge abspielten, ähneln denen meiner Kindheit sehr. So ging es auch anderen in der Crew. In der Barmizwaszene wird ein Lied gesungen. Keiner der Darsteller musste es lernen. Wir kannten es alle.
Zunächst hatten Sie ja für eine ganz andere Rolle vorgesprochen, für den Prolog des Films, in dem Jiddisch geredet wird.
Das war eine große Herausforderung. Es war auch eine witzige Rolle. Ich konnte aber kein Jiddisch und versuchte es dann mithilfe eines Lehrers zu lernen. Am Ende entschieden sich die Coen-Brüder dann aber für Schauspieler, die fließend Jiddisch sprachen. Das war auch die richtige Entscheidung, weil sie der Rolle Facetten hinzufügten, die ich nie mit hätte einbringen können. Aber schon der Versuch machte Spaß.
Sie haben zum ersten Mal mit den Coens gearbeitet. Wie sind die beiden als Regisseure?
Joel ist derjenige, der »Action« und »Schnitt« sagt. Ethan hält sich eher im Hintergrund, passt aber ganz genau auf und hört ebenso genau zu, wenn er am Monitor steht. Aber wenn man eine Frage hat, ist es egal, zu welchem der beiden man geht. Man bekommt immer eine Antwort und ich habe nie gesehen, dass sie sich gestritten hätten. Sie vertrauen ihren Schauspielern, man fühlt sich gut aufgehoben. Sie sind Meister ihres Fachs und ich war bei Ihnen in guten Händen.
Das Gespräch führte Jörg Taszman.