Mannheim

Wegen Antisemitismus: Absage von Fotografie-Biennale

Massiv in der Kritik: Shahidul Alam Foto: picture alliance / NurPhoto

Die Biennale für aktuelle Fotografie 2024 ist wegen antisemitischer Social-Media-Posts eines Kurators der Ausstellung abgesagt. Verschiedene Posts von Shahidul Alam hätten antisemitische Inhalte, eine Zusammenarbeit sei daher auch im Blick auf die besondere Verantwortung Deutschlands für den Staat Israel nicht mehr möglich, teilte der Vorstand der Biennale am Dienstag in Mannheim mit.

Alam hätte die Foto-Biennale gemeinsam mit Tanzim Wahab und Munem Wasif kuratieren sollen. Alle drei Fotografen und Fotografieexperten stammen aus Bangladesch.

Der aus Bangladesch stammende Fotograf verglich den Krieg zwischen der Hamas und Israel mit dem Holocaust.

Die Schau sollte im März in mehreren Museen und Galerien in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg stattfinden. Die Planungen waren weit fortgeschritten, alle Künstlerinnen und Künstler bereits eingeladen. Die Biennale ist eines der bundesweit renommiertesten Festivals für Fotografie.

Der Vorstand und die Kulturbürgermeister der Ausrichterstädte bezeichneten die Absage als traurige und schwerwiegende Entscheidung. Weil Wahab und Wasif nicht auf das Angebot eingingen, das Fotografiefestival ohne Alam zu kuratieren, habe es keine Alternative gegeben. Damit sei auch die Zukunft für weitere Ausrichtungen gefährdet.

Schon vor der Absage und ohne Zusammenhang mit den aktuellen Antisemitismusvorwürfen hatte der bisherige Großsponsor BASF angekündigt, das Festival 2024 letztmals zu fördern.

Erst vor wenigen Tagen war auch bei der Weltkunstausstellung documenta das Vorbereitungsteam nach Antisemitismus-Vorwürfen gegen ein Mitglied zurückgetreten.

Laut Fotografie-Biennale veröffentlichte Shahidul Alam auf seiner Facebook-Seite unter anderem Posts, die den Krieg zwischen der Hamas und Israel mit dem Holocaust vergleichen und dem Staat Israel einen Genozid an den Palästinensern vorwerfen. Er habe auch Kommentare mit terroristischer Bildsprache veröffentlicht, etwa Gleitschirmflieger mit Waffen.

Auch im direkten Gespräch hat Shahidul Alam die Kritik nicht akzeptiert und weiterhin entsprechende Inhalte veröffentlicht.

Der Biennale-Vorstand betonte, auch im direkten Gespräch habe Shahidul Alam die Kritik nicht akzeptiert, auf sein Selbstverständnis als Aktivist verwiesen und weiterhin entsprechende Inhalte veröffentlicht. Laut einem Biennale-Sprecher hätten sich auch die anderen beiden Kuratoren nicht deutlich von den Posts distanziert. Stattdessen habe das Kuratoren-Trio die Meinungsfreiheit und verschiedene Antisemitismus-Definitionen angeführt.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die Biennale wird normalerweise alle zwei bis drei Jahre in der Region Rhein-Neckar organisiert. Nach einer coronabedingt weitgehend digitalen Ausgabe 2020 kamen 2022 mehrere Zehntausend Besucher.

Die anderen beiden Kuratoren haben sich nicht von den Posts distanziert.

Wann und wie die nächste Biennale nach der Absage 2024 stattfinden wird, ist derzeit unklar. »Wir werden in der kommenden Zeit alles daransetzen, die Biennale als eines der größten und wichtigsten Fotografieereignisse in Deutschland und Europa dauerhaft zu erhalten«, betonten die Ausrichterstädte und der Vorstand. kna/ja

Kulturkolumne »Shkoyach!«

Wenn Fiktion glücklich macht

Shira Haas und Yousef Sweid sind in »Night Therapy« weitaus mehr als ein Revival der Netflix-Erfolgsserie »Unorthodox«

von Laura Cazés  24.11.2024

Aufgegabelt

Boker tow: Frühstück

Rezepte und Leckeres

 24.11.2024

Auszeichnung

Historiker Michael Wolffsohn erhält Jugendliteraturpreis

Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur würdigt Engagement in der Geschichtsvermittlung

 23.11.2024

Berlin

Nan Goldin eröffnet Ausstellung mit Rede über Gaza-Krieg

Die umstrittene Künstlerin nennt Israels Vorgehen »Völkermord« – »propalästinensische« Aktivisten schreien Museumsdirektor nieder

 23.11.2024 Aktualisiert

Bochum

Gil Ofarim kündigt Konzert an

Gerade erst zeigte er sich geläutert - nun kündigt er neue Pläne an

 22.11.2024

Den Haag

Der Bankrott des Internationalen Strafgerichtshofs

Dem ICC und Chefankläger Karim Khan sind im politischen und juristischen Kampf gegen Israel jedes Mittel recht - selbst wenn es unrecht ist. Ein Kommentar

von Daniel Neumann  22.11.2024

Saarbrücken

Moderne Galerie zeigt Illustrationen von Marc Chagall

Die Schau »Marc Chagall. Die heilige Schrift« ist bis zum 25. April 2025 zu sehen

 21.11.2024

Fußball

Neuer wackelt: Plötzliche Chance für Peretz im Bayern-Tor?

Manuel Neuer plagt »ein Stechen im Rippenbereich« und Sven Ulrteich fällt vorerst aus persönlichen Gründen aus

 21.11.2024

Gut besucht: die Konferenz in Berlin

Zionismus-Tagung

Vom Recht auf einen souveränen Staat

In Berlin diskutieren Referenten und Teilnehmer aus Deutschland und Israel verschiedene Aspekte

von Detlef David Kauschke  21.11.2024