Am Sonntag feierte W. Michael Blumenthal seinen 90. Geburtstag. Der Gründungsdirektor des Jüdischen Museums Berlin blickt auf eine wechselvolle Biografie zurück: Er wurde 1926 in Oranienburg bei Berlin geboren, im Alter von drei Jahren zog er mit seiner Familie nach Berlin. Nach der Machtergreifung der Nazis konnte die Familie 1939 nach Shanghai flüchten, wo sie den Krieg überlebte. 1947 wanderte W. Michael Blumenthal in die Vereinigten Staaten ein und nahm 1952 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an.
Der gebürtige Oranienburger ist Ehrenbürger der Stadt Berlin. 1997 folgte er dem Ruf der Stadt seiner Kindheit und Jugend und wurde Direktor des Jüdischen Museums Berlin.
Biografie W. Michael Blumenthals Karriere ist vielseitig geprägt: Nach seiner Promotion an der Princeton University und seiner Zeit als Wirtschaftsprofessor stieg er bei der Crown Cork International Corporation zum Vizepräsidenten und Direktor auf. In den 60er-Jahren wechselte er in die Politik und arbeitete als Berater der Präsidenten Kennedy und Johnson im Außenministerium.
Es folgten zehn Jahre als Präsident und Vorstandsvorsitzender der Bendix Corporation, ehe ihn Präsident Jimmy Carter als Finanzminister in sein Kabinett berief. Nach seinem Rücktritt 1979 war er in hochrangigen Positionen führender Wirtschaftsunternehmen tätig, darunter die Burroughs Corporation und die Unisys Corporation.
Als Autor hat sich W. Michael Blumenthal intensiv mit der Geschichte der deutschen Juden beschäftigt und die eigene deutsch-jüdische Familiengeschichte erforscht. Am Beispiel seiner Vorfahren schildert er die schwierigen Beziehungen zwischen jüdischen und nichtjüdischen Deutschen seit dem 17. Jahrhundert und spürt der Frage nach, wie es zur Katastrophe des Holocaust kommen konnte.
Seit Blumenthals Berufung zum Direktor befasst sich das Jüdische Museum Berlin nicht mehr vorwiegend mit der Geschichte der Berliner Juden, sondern mit der deutsch-jüdischen Geschichte. Blumenthals gesellschaftspolitisches Engagement und seine politische Vision haben maßgeblich zur Gründung der Akademie des Jüdischen Museums Berlin beigetragen. Mit der Eröffnung 2012 erweiterte das Haus sein Spektrum der bisherigen Museumsaktivitäten um die zwei gesellschaftspolitisch hochaktuellen Themen Migration und Diversität sowie das Verhältnis von Judentum und Islam.
Ehrungen In Anerkennung seiner Arbeit erhielt W. Michael Blumenthal zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1999 das Große Verdienstkreuz, 2006 das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, die Leo-Baeck-Medaille und 2015 den Preis für Verständigung und Toleranz. Blumenthal ist Inhaber zahlreicher Ehrendoktorate. Über seine Tätigkeit als Gründungsdirektor hinaus ist er Mitglied im Advisory Board des American Jewish Committee (Berlin), im International Rescue Committee (New York) und Mitglied im Council of Foreign Relations (New York).
Das Jüdische Museum Berlin ehrt den Jubilar am 7. Januar mit einem Festkonzert. Durch die musikalische Revue im Format der bekannten amerikanischen David Letterman Show führt Christoph Stölzl, Präsident der Hochschule für Musik in Weimar. Zum Soundtrack von W. Michael Blumenthals Leben gehört die Musik von Frank Sinatra und Richard Wagner, Johnny Cash und Robert Schumann, Gustav Mahler, den Mills Brothers und Nat King Cole.
Das Festkonzert in Anwesenheit von geladenen Freunden und Weggefährten Blumenthals, darunter Staatsministerin Monika Grütters und Bundesminister Wolfgang Schäuble, gestalten Musiker des Stegreif Chamber Orchestra und die Sopranistin Alma Sadé von der Komischen Oper Berlin. ja