Nach massiver und einhelliger Kritik an der österreichischen Kabarettistin Lisa Eckhart hat der Westdeutsche Rundfunk (WDR) die Satirikerin gegen den Vorwurf des Antisemitismus und Rassismus verteidigt: »Die Künstlerin hatte ein hochaktuelles, für Satire naheliegendes Thema gewählt und dabei Vorurteile gegenüber Juden, People of Color, Homosexuellen, Transgendern und Menschen mit Behinderungen aufgegriffen, um genau diese Vorurteile schonungslos zu entlarven«, erklärte der WDR am Dienstag in Köln der Jüdischen Allgemeinen.
Eckhart sei bereits im September 2018 in der Sendung »Mitternachtsspitzen« aufgetreten, also mitten in der »#MeToo«-Debatte, erklärte der Sender. In diesem Zusammenhang habe ihre Satire bei Publikum und Medienvertretern offensichtlich funktioniert – es habe damals keine Kritik gegeben.
Eckhart steht derzeit wegen ihres Fernsehauftritts von 2018 in der WDR-Sendung »Mitternachtsspitzen« massiv in der Kritik. In dem kürzlich vom WDR auf Facebook erneut veröffentlichten Video thematisiert Eckhart politische Korrektheit, unter anderem auch gegenüber Juden. Diese habe man immer gegen den Vorwurf verteidigt, es ginge ihnen nur ums Geld, so Eckhart: »Und jetzt plötzlich kommt heraus: Denen geht’s wirklich nicht ums Geld, denen geht’s um die Weiber und deswegen brauchen sie das Geld.«
Und weiter: »Es ist ja wohl nur gut und recht, wenn wir den Juden jetzt gestatten, ein paar Frauen auszugreifen. Mit Geld ist ja nichts gutzumachen. Den Juden Reparationen zu zahlen, das ist, wie dem Mateschitz ein Red Bull auszugeben. (…) Was tun, wenn die Unantastbaren beginnen, andere anzutasten? (…) Die heilige Kuh hat BSE.«
Gegenüber der Jüdischen Allgemeinen hatte der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, solche Aussagen von Eckhart als »geschmacklos und kritikwürdig« verurteilt. Sein Amtskollege und DIG-Präsident Uwe Becker forderte, dass der WDR das Video aus der Mediathek nimmt.
Darüber hinaus schlossen sich zahlreiche andere Organisationen wie die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS), das American Jewish Committee (AJC) Berlin, die Jüdische Studierendenunion Deutschland (JSUD) der Kritik an Eckhart an.
Eine Anfrage dieser Zeitung an Lisa Eckhart, ob sie sich zu den Antisemitismusvorwürfen aus großen Teilen der jüdischen Gemeinschaft äußern wolle, ließ die Künstlerin bislang unbeantwortet. epd/ppe