Ein Fall für Michael Ochajon
Bereits in Denn am Sabbat sollst du ruhen, dem ersten Kriminalroman der 2005 verstorbenen Literaturwissenschaftlerin Batya Gur, zeigt sich ein Schema, das zum Erfolgsrezept ihrer Bücher werden sollte. In einer verschworenen Gemeinschaft, die nach eigenen Regeln funktioniert, ereignet sich ein Mord. Mal geschieht dies in einem Kibbuz, mal in der literaturwissenschaftlichen Fakultät einer Universität. In diesem Fall ist es aber ein psychoanalytisches Institut in Jerusalem, wo eines Morgens eine prominente Psychoanalytikerin tot aufgefunden wird. Kommissar Michael Ochajon übernimmt die Ermittlungen und taucht ein in eine Welt von fatalen Abhängigkeitsverhältnissen zwischen Analytikern, ihren akademischen Ziehvätern und -müttern sowie deren Patienten.
Mit viel Akribie lotet Gur nicht nur menschliche Abgründe aus und lässt die Leser Einblicke in die dunkelsten Ecken der Seele nehmen. Zugleich zeigt sie in ihren Milieustudien ein Israel, das es in dieser Form nicht mehr gibt, weshalb ihre Bücher sich ebenfalls wie Zustandsbeschreibungen einer Gesellschaft aus einer anderen, vielleicht besseren Zeit lesen. Auch zum eigenen literarischen Genre nimmt Gur eine selbstironische Haltung ein, wenn ihr Protagonist, Kommissar Ochajon, wie in Das Lied der Könige Krimis als »unrealistisch« bezeichnet. »Und der Schluss, was immer in der Mitte geschieht, der ist immer frustrierend. Entweder man weiß zu früh, wer der Mörder ist, oder man fühlt sich zum Narren gehalten, weil der Schluss einem an den Haaren herbeigezogen scheint.«
Einziger Wermutstropfen: Die geradezu schwachsinnigen Titel, mit denen ihre Krimis hierzulande als Heilige-Land-Thriller mit biblischer Aura ins Rennen um die Käufergunst geschickt wurden. Diese Titel haben nichts mit den Inhalten gemein! Ralf Balke
Batya Gur: »Denn am Sabbat sollst du ruhen«. Roman. Aus dem Hebräischen von Margalit Zibaso. Goldmann, München 1992, 348 S., 6,99 € (bei Amazon)
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Parabel gegen den Krieg
Ilya Kaminskys Republik der Taubheit als Sommer-Sonnen-Urlaubs-Buch zu empfehlen, hat etwas Zwiespältiges, fast Obszönes. Es zu lassen, allerdings auch. Der schmale Band besitzt Dringlichkeit, ist eine Parabel gegen den Krieg, das Wegsehen, das Schweigen – ein Wagnis also. Kaminsky, 1977 in Odessa geboren, 1993 mit seiner Familie in die USA eingewandert, geht es ein. Er überschreitet Genre- und Stilgrenzen, ohne dass er dabei sein Lesepublikum orientierungslos oder irritiert zurückließe.
In Vasenka, einem fiktiven Städtchen, herrscht Krieg. Die Besatzung wütet grausam, Angst und Schrecken machen sich im Alltag wie in den Seelen der Menschen breit. Ein Puppentheater bildet das Zentrum der »Handlung« und des imaginären Ortes. Die Puppenspieler betreten spielbereit die Bühne, was den Soldaten nicht passt. Brutal schlagen sie den Aufstand des Geschichtenerzählens nieder, nur Petya, ein tauber Junge, spielt weiter. Er wird erschossen. Die Menschen übernehmen die Taubheit des Jungen. Sie hören keine Befehle mehr. Die Gewalt nimmt zu. Einzelne Personen treten als »Dramatis Personae« aus der Menge heraus, zum Beispiel die Puppenspieler Sonya und Alfonso – ein Paar, das in Liebe zueinander vergeht. Beide werden umgebracht. Das Mädchen Anuschka, das Sonya gerade geboren hat, überlebt.
Kaminsky, seit seiner falsch behandelten Mumps-Erkrankung als Kind schwerhörig, erzählt in Gedichten, die sich Kurzprosaformen annähern und an ein Theaterstück erinnern, das er in zwei Akte teilt. Unter den luftigen Texten erscheinen immer wieder feinstrichige Zeichnungen. Die Einwohner der Stadt hätten ihre eigene Gebärdensprache erfunden, heißt es im Nachwort. Deaf Republic, wie Kaminskys Titel im Original lautet, kam in den USA 2019, drei Jahre vor dem russischen Überfall auf die Ukraine, heraus. In Deutschland erschien es im Mai 2022, der Krieg hatte fast drei Monate zuvor begonnen. Katrin Diehl
Ilya Kaminsky: »Republik der Taubheit«. Aus dem Englischen von Anja Kampmann. Hanser, München 2022, 104 S., 22 €
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Sommermärchen
Ein Sommermärchen, wie es im Buche steht. Auch wenn die Fußball-Europameisterschaft vorbei ist, lohnt es sich, den Roman Wir haben noch das ganze Leben des israelischen Bestsellerautors Eshkol Nevo zu lesen. Vor 14 Jahren erschien er auf Deutsch, aber auch heute noch ist er eine berührende Urlaubslektüre. Ein Buch über die Freude, ja die Lust am Jungsein. Die Protagonisten Ofir, Churchill, Juval und Amichai müssten zwar inzwischen – so wie der Autor – Mitte 50 sein, doch das Buch, in dem sie Anfang 30 sind und gemeinsam Fußball gucken, kiffen, herumalbern und füreinander da sind, ist jung geblieben.
Sommer 1998: Vier Freunde sitzen in Tel Aviv vorm Fernseher und schauen sich das Finale der Fußball-WM an: Frankreich gegen Brasilien. In dem Gefühl, das ganze Leben noch vor sich zu haben, schreibt jeder von ihnen drei Lebenswünsche auf einen Zettel, den sie bis zur nächsten WM verstecken. Erst dann wollen sie die Wünsche einander verraten.
Vier Jahre später sitzen sie wieder zusammen. Zwar sind sie nur vier Jahre älter geworden, doch nichts ist mehr, wie es war. Vier Jahre können die Welt verändern – und ein innerlich gespaltenes, von Feinden umgebenes Land wie Israel umso mehr.
Die Geschichte könnte überall spielen, doch die israelische Realität ist auf besondere Art präsent. Wie der Autor in einem Interview sagte, stellt sich die Frage, »ob man private Wünsche haben und in einem Land erfüllen kann, das so vielen dramatischen öffentlichen Ereignissen ausgesetzt ist«.
Eshkol Nevos einfühlsamer Roman über die Innigkeit von Männerfreundschaften besticht durch fein gezeichneten Charaktere, ihre persönlichen Kämpfe, Hoffnungen und Träume. Er berührt heute noch so wie damals, als er neu erschien. Ein Buch über die Zerbrechlichkeit des Lebens und doch voller Hoffnung. Ein Sommermärchen, durchaus – aber kein strahlendes, helles, sondern ein nachdenkliches, das nach dem 7. Oktober aktueller ist denn je. Tobias Kühn
Eshkol Nevo: »Wir haben noch das ganze Leben«. Roman. Aus dem Hebräischen von Markus Lemke. dtv, München 2008, 436 S., 14,90 €
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Meister des Feuilletons
Einst stand es unterm Strich, das Feuilleton. Eine Kunstform, die im Pressewesen nicht erst ökonomischen Gegenwartsnöten zum Opfer gefallen ist, ein literarisches Genre, das vor allem in den 1920ern und, in Wien, noch bis 1938 in Blüte stand und Meister besaß – das Feuilleton.
Es konnte alles enthalten. Von der Theaterkritik bis zur Revue von Lustmorden, von seelischen Empfindungen eines Gerichtszeugen bis zu Betrachtungen über das Foucaultsche Pendel in Paris, von der Todesanzeige in der Provinz bis zu Wahlen, Park- und Kaffeehausimpressionen. Es konnte von Schubert und Strauß ebenso handeln wie eine Segelfahrt glossieren, Landstraßen und Denkmäler abhandeln und Dirigenten, Tingeltangel-Bühnen und Tiere. Von Herren im Zylinder erzählen, von hektischem Großstadtleben und seinen Petitessen, en passant aufgeschnappt, fokussiert und – scheinbar – wie im Vorübergehen geschildert. Es konnte aus dem Zirkus berichten wie von Herrenreitern und den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen.
Über alle diese Themen und mehr schrieb einer der Meister des Feuilletons des 20. Jahrhunderts. Sein Name: Alfred Polgar (1873–1955). Seine Profession: Zeitgenosse. Daneben: ungemein produktiver Journalist für Wiener und für Berliner Zeitungen, scharfzüngiger Theaterkritiker, Freund großer Freunde, Stilkünstler, Raucher. Siegfried Jacobsohn sagte einmal über ihn, er sei ein »Kelterer«, alles sei bei ihm höchst konzentriert.
Alfred Polgar, befreundet mit der Crème de la Crème Wiener Zwischenkriegs- und Vor-Anschluss-Formulierungskünstler und verehrt von Kurt Tucholsky, ist rühmenswert, aber ihn zu rühmen ist überflüssig. Denn so gescheit und des Lesens wert ist dieser Formulierungsvirtuose, dass er keiner Fürsprecher bedarf, die sein Lob singen. Er schrieb nie Langweiliges. Das konnte er gar nicht. Alexander Kluy
Alfred Polgar: »Das große Lesebuch«. Rowohlt, Hamburg 2004, 432 S., 16 €
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Immer nur Pizza ist auch keine Lösung
Dieses Buch ist miserabel. Lesen Sie dieses Buch!
Wie bitte? Kann man ernsthaft einen Erzählband wie Ferdinand von Schirachs Nachmittage bedingungslos empfehlen, dessen Protagonisten so lebendig sind wie Grabsteine, dessen Geschichten unvergleichlich banal und dessen Pointen geradezu erschreckend grotesk sind?
Empfehlen, ja. Bedingungslos, nein. Es kommt ganz darauf an, in welcher Lebens- und Lektürephase Sie sich gerade befinden.
Bücher bedeuten mir alles. Theoretisch zumindest. Doch man kann das Lesen, das literarische Lesen wohlgemerkt, auch verlernen. Möglicherweise ist es wie bei einem Muskel, der mit den Jahren ohne Training erschlafft. So jedenfalls war es – Soziologen nennen es Autobahn des Lebens: Beruf, Kinder, die Eltern werden allmählich krank und benötigen Hilfe – in letzter Zeit bei mir.
Bis ich vor einigen Monaten Schirachs schmalen Band entdeckte. In der Vergangenheit hatte ich mit großer Freude mehrere Bücher von ihm gelesen. Keine große Literatur, aber doch Page Turner mit einem gewissen Anspruch. Mit derselben Erwartung griff ich nun zu diesem Buch – und wurde enttäuscht. Und las trotzdem gebannt weiter.
Warum eigentlich? Weil auch ein schlechter Ferdinand von Schirach – auch in seinen Nachmittagen wird wenig gesprochen, viel geraucht und noch viel mehr über die Sinnlosigkeit allen Seins reflektiert – immer noch eine halbwegs unterhaltsame und vor allem fast anstrengungslose Lektüre bedeutet, was viel mit Schirachs Stil zu tun hat. Auf die Frage, wie er seinen unverwechselbaren Lesestrom erzeuge, antwortete der Bestsellerautor im Interview mit Gero von Boehm einmal lakonisch: möglichst kurze Sätze – und alle Adjektive weglassen.
In jüngster Zeit ist es in der Literaturkritik in Mode gekommen, Essensmetaphern zu bemühen. Ein Buch von Ferdinand von Schirach, das hinter seinem übrigen Werk zurückbleibt, ist vielleicht am ehesten mit kalter Pizza vergleichbar, die nicht nicht schmecken kann.
Wenn Sie also eigentlich wissen, was gute Literatur ist, beruflich und privat aber zurzeit zu stark eingebunden sind, um den Zauberberg oder Thomas Bernhards fünfbändige Autobiografie zu lesen, dann sei Ihnen dieses Buch, zumindest zum Wiedereinstieg ins Lesen, unbedingt ans Herz gelegt. Mittlerweile lese ich übrigens auch wieder richtige Literatur. Immer nur Pizza ist auch keine Lösung. Philipp Peyman Engel
Ferdinand von Schirach: »Nachmittage«. btb, München 2022, 176 S., 13 €
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Oase für Eskapismus
Ausatmen. Stille. Schönheit. Das beruhigende Gefühl, Dinge zu betrachten, die vergangen und einzuordnen sind; die jemand anderes bereits benannt und in die bestmögliche Vitrine gestellt hat. Alles macht Sinn, nach unserem besten Wissen und Gewissen oder zumindest dem der Künstler und Forscher. Was für ein Gang durch eines der schönsten Museen der Welt, verpackt in die existenzielle Geschichte eines exzellenten Beobachters! Dieses kleine Buch ist eine Oase des Eskapismus, ein perfekter Noise-Cancelling-Kopfhörer für den panischen Geist – und das zu einem deutlich günstigeren Preis.
All die Schönheit dieser Welt lautet der wortwörtlich gemeinte Titel dieser autobiografischen Wanderung. US-Autor Patrick Bringley erzählt davon, wie er seinen gut bezahlten Medienjob aufgibt und im Metropolitan Museum of Art in New York City als Museumswärter anheuert, auf der Suche nach Heilung für die tiefe Wunde, die das Leben ihm geschlagen hat. Zehn Jahre lang hat er dort durchgeatmet, das Vergehen der Zeit und die Kunst der Menschheit sowie die Menschen, die diese betrachten, beobachtet.
Und so geht es von der Wärter-Schulung über die Umkleide in die einzelnen Abteilungen des grandiosen Beaux-Arts-Baus mit der berühmten Freitreppe am Central Park, und das Universalmuseum und seine Menschen, Angestellte wie Besucher, werden zum Abbild der Welt, das hilft, diese besser zu verstehen, bis die eigenen Tragödien und Schicksale sich einreihen in die Kunstwerke aus dem alten Ägypten, dem asiatischen Raum oder dem europäischen Impressionismus.
In einer Zeit, da niemand Zeit hat, verweilt Bringley im Betrachten. »Mein Herz ist voll, mein Herz bricht, und ich möchte unbedingt eine Weile stillstehen«, schreibt er. Und man fühlt sich erkannt. Sophie Albers Ben Chamo
Patrick Bringley: »All die Schönheit dieser Welt. Wie mir die Kunst dabei half, meine Trauer zu überwinden«. Aus dem Amerikanischen von Jochen Winter. Allegria, Berlin 2023, 320 S. 24,99 €
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Violinist in der Sinnkrise
Schon die ersten Sätze sind schönste Poesie: Simon Abrameit verlässt nach der Landung den luftseitigen Bereich des Flughafens, um in den landseitigen zu gelangen. In Finnland soll der Geiger konzertieren. Simon lebt von Auftritten, finanziell und emotional, die Musik bestimmt sein Leben. Nun stehen die Solowerke von Bach und Bartók auf seinem Programm – eine Herausforderung für jeden Geiger, für ihn aber besonders, weil ihm seine Finger nicht mehr gehorchen.
Beim Konzert erleidet er einen Zusammenbruch. Simon gerät in eine existenzielle Krise: Was ist er ohne seine Geige? Eine Freundin überlässt ihm ihr Ferienhaus auf einer Schäreninsel, wo er mehrere Wochen vollkommen isoliert über sein Leben nachdenkt. Bisher war die Musik sein Lebensinhalt. Von Kind an hat er täglich geübt, inzwischen gelingt ihm keine Tonleiter mehr. Was macht ein Musiker, der sein Instrument nicht mehr spielen kann? Wer ist er, wenn er nicht mehr Musiker ist?
Simon streift über die Insel, beschäftigt sich mit der Landschaft, dem Meer und vor allem mit der Vogelwelt. Seine Gedanken, Ängste, Emotionen, seine innere Leere und Verzweiflung finden in der Kargheit und Stille der Inselwelt einen weiten Resonanzraum. Intensiv beobachtet er ein Sturmmöwenpärchen, dessen Nest sich auf seiner Terrasse befindet. Er entdeckt immer mehr Parallelen zwischen sich und den Vögeln, die genau wie er selbst mit Verlust und Schmerz zurechtkommen müssen. Dabei lesen sich die Naturbeschreibungen spannender als ein Krimi.
Von den Sonaten Bartóks wird Simon zur Biografie des Komponisten geführt, der ebenfalls mit Krankheit, finanziellen Nöten und dem Verlust der Heimat konfrontiert wurde. Seine bewunderte Kollegin Darja, an die er Briefe schreibt, stammt aus der Ukraine. Hat sie seit dem russischen Angriffskrieg nicht ein ungleich größeres Schicksal zu erleiden als er? Am Ende landet Simon wieder in Berlin und hofft auf eine Lösung. Ein leiser, intensiver, fesselnder Roman, der noch lange nachhallt. Christine Schmitt
Stefan Moster: »Bin das noch ich«. mare, Hamburg 2023, 272 S., 24 €
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Die Endlichkeit des Lebens
Als ich Markus Werner das erste und einzige Mal anrief, war ich 22 Jahre alt. Ich las für meine große Zwischenprüfung an der Uni Am Hang und war tatsächlich mit diesem Text am Hang. Ich wusste mir nicht weiter zu helfen, als den Autor selbst zu kontaktieren. Dass er mir noch weniger Hinweise auf seinen Text geben konnte als die Sekundärliteratur, wollte ich nicht wahrhaben. Zu stolz war ich auf den Versuch, dem Schriftsteller etwas von seinem Werk zu entlocken.
Für dieselbe Prüfung las ich von Markus Werner auch Bis bald – ein Buch, das über die Endlichkeit des Lebens erzählt und gleichzeitig die ganz großen Themen des Lebens, Eros, Liebe und Tod, virtuos entfaltet. Bis bald war nicht Werners berühmtestes Werk, vielleicht aber sein fulminantestes. Die Geschichte handelt von einem leicht misanthropischen Denkmalpfleger, Lorenz Hatt, der auf ein Spenderherz wartet.
Und während er nun auf die Nachricht hofft, dass man ein passendes Organ für ihn gefunden hat, erzählt er einem Zuhörer, über den wir nichts Näheres erfahren, seine Erinnerungen, seine Gedanken und Assoziationen. Hatt macht Urlaub in Tunesien und bucht einen der vom Hotel organisierten Tagesausflüge, bereut das jedoch schon kurz nach dem Einstieg in den Bus: »Mich störte einzig das Geschwätz des Reiseleiters, der zwar vorzüglich Deutsch und Französisch sprach, aber alles so mechanisch hersagte, wie man nur tausendmal Gesagtes sagen kann. Auch die Späße waren erprobt, man lachte zuverlässig, meine Verstimmung wuchs.«
Die kleinen Beobachtungen – groß erzählt – zeigen die Qualität dieses Werks, aber nicht nur sie. Es ist die packende Erzähllust und -welt, die sich einen Abstecher in die vermeintlich ferne Welt eines mittelalterlichen Ritters erlaubt und gleichzeitig durch glasklare Sprache artikuliert, was diesen Roman so brillant macht und dem Abschiednehmen die Spitze nimmt.
Markus Werner ist 2016 gestorben. Wenn ich könnte, würde ich ihn noch einmal anrufen und diesmal versuchen, über Bis bald mit ihm zu sprechen. Nicole Dreyfus
Markus Werner: »Bis bald«. Fischer, Frankfurt am Main 2011, 326 S., 15 €