Wuligers Woche

Was mit Medien und Nahost

Benjamin Netanjahu und Donald Trump am 28. Januar im Weißen Haus. Foto: dpa

Studieren Sie ein Orchideenfach, das zu keiner ordentlichen Tätigkeit qualifiziert? Und machen Sie sich Gedanken, wie Sie später Ihren Lebensunterhalt bestreiten sollen? Keine Sorge: Werden Sie Journalist! Ein Job, von dem schon Bismarck sagte, dass er etwas ist »für Menschen, die ihren Beruf verfehlt haben«. Aber seien Sie nicht irgendein Journalist. Suchen Sie sich ein Fachgebiet. Werden Sie Nahostexperte!

Zwischen Mittelmeer und Euphrat ist immer etwas los. Deshalb brauchen die Medien Fachleute, die sachkundig die Komplexität der dortigen Kriege und Konflikte erklären können. Persönliche Erfahrungen in der Region sind dabei ebenso wenig nötig wie Kenntnisse der Geschichte, Politik und Geografie. Auch die örtlichen Sprachen muss man nicht verstehen.

Redakteur Marcus Mäckler etwa hat einen Magister in Vergleichender Literaturwissenschaft, Politik und Französisch. Nach vier Praktika und einer Etappe als Regieassistent begann er ein Volontariat beim »Münchner Merkur«, wo er sich von der Landkreisredaktion ins Ressort »Politik und Hintergrund« hocharbeitete und dort seither die Entwicklung zwischen Mittelmeer und Jordan beobachtet und einordnet.

Mit der Lage in Nahost befasst sich Marcus Mäckler schon seit Jahren.

Zum Beispiel vorige Woche. Unter dem Titel »Trumps Nahostplan – Diktat zur Unterwerfung« kommentierte er, der »sogenannte Friedensplan« sei »eine Anmaßung« und »dazu geeignet, alles zu schaffen außer Frieden«. Denn »Trumps Freund Netanjahu hat bekommen, was er wollte. Die Palästinenser, zu Statisten degradiert, sollen die bittere Pille nun schlucken«.

Eskalation Da spricht der Fachmann. Mit der Lage in Nahost befasst sich Marcus Mäckler schon seit Jahren. »70 Jahre Israel: Zum Geburtstag ein Krieg?«, orakelte er 2018. »Israel und der Iran sind seit bald vier Jahrzehnten Erzfeinde. Eine Eskalation rückt näher. Erste Anzeichen gibt es schon seit Wochen.« In der weiteren Region weiß er ebenfalls Bescheid, von »Die Türkei in Libyen – Osmanische Träume« bis »Eskalation im Iran-Konflikt – Trumps riskante Spontantat«.

Solche geopolitische Versalität hat man zuletzt bei Henry Kissinger gesehen.

Doch nicht nur in Nahmittelost kennt der Journalist sich aus, wo »der Ausnahmezustand Normalität ist« und »mit Händen zu greifen ist, wie nahe die Region einer Katastrophe ist«. Auch der Ferne Osten ist ihm vertraut: »Drohungen aus Pjöngjang – Das Fenster schließt sich« oder »Chinas neue Seidenstraße – Peking greift nach der Welt«. Andere Kontinente waren auch schon dran: »Afrika – Die Jahrhundertaufgabe«.

Europa Wobei der Blick aus der Münchner Redaktionsstube nicht immer nur in weite Fernen schweift. Europa hat der Redakteur ebenfalls im Auge, von Frankreich (»Nach Notre Dame – Macrons neue Mission«) bis zu den britischen Inseln (»Die Angst vor einem neuen Nordirland-Konflikt – Harter Brexit bedroht labilen Frieden«).

Solche geopolitische Versalität hat man zuletzt bei Henry Kissinger gesehen. Und der hatte mehrere Tausend Mitarbeiter. Marcus Mäckler schafft das ganz allein. Nur schade, dass Trump und Netanjahu nicht auf ihn hören. Der »Münchner Merkur« sollte den beiden ein Gratis-Abonnement spendieren.

Malerei

First Ladys der Abstraktion

Das Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden zeigt farbenfrohe Bilder jüdischer Künstlerinnen

von Dorothee Baer-Bogenschütz  14.01.2025

Leipzig

»War is over« im Capa-Haus

Das Capa-Haus war nach jahrzehntelangem Verfall durch eine bürgerschaftliche Initiative wiederentdeckt und saniert worden

 14.01.2025

Debatte

»Zur freien Rede gehört auch, die Argumente zu hören, die man für falsch hält«

In einem Meinungsstück in der »Welt« machte Elon Musk Wahlwerbung für die AfD. Jetzt meldet sich der Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner zu Wort

von Anna Ringle  13.01.2025

Krefeld

Gütliche Einigung über Campendonk-Gemälde

An der Einigung waren den Angaben nach die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth (Grüne), das Land NRW und die Kulturstiftung der Länder beteiligt

 13.01.2025

TV

Handgefertigte Erinnerung: Arte widmet Stolpersteinen eine Doku

Mehr als 100.000 Stolpersteine erinnern in 30 Ländern Europas an das Schicksal verfolgter Menschen im Zweiten Weltkrieg. Mit Entstehung und Zukunft des Kunstprojektes sowie dessen Hürden befasst sich ein Dokumentarfilm

von Wolfgang Wittenburg  13.01.2025

Mascha Kaléko

Großstadtdichterin mit sprühendem Witz

In den 20er-Jahren war Mascha Kaléko ein Star in Berlin. Die Nazis trieben sie ins Exil. Rund um ihren 50. Todestag erleben die Werke der jüdischen Dichterin eine Renaissance

von Christoph Arens  13.01.2025

Film

»Dude, wir sind Juden in einem Zug in Polen«

Bei den Oscar-Nominierungen darf man mit »A Real Pain« rechnen: Es handelt sich um eine Tragikomödie über das Erbe des Holocaust. Jesse Eisenberg und Kieran Culkin laufen zur Höchstform auf

von Lisa Forster  13.01.2025

Sehen!

»Shikun«

In Amos Gitais neuem Film bebt der geschichtsträchtige Beton zwischen gestern und heute

von Jens Balkenborg  12.01.2025

Omanut Zwillenberg-Förderpreis

Elianna Renner erhält Auszeichnung für jüdische Kunst

Die Schweizerin wird für ihre intensive Auseinandersetzung mit Geschichte, Biografie und Politik geehrt

 12.01.2025