Vorwurf der BDS-Unterstützung

Claudia Roth nimmt den künftigen Intendanten des Hauses der Kulturen der Welt in Schutz

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hält den künftigen Intendanten des Hauses der Kulturen der Welt (HKW), Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, trotz Kritik weiterhin für die Position geeignet. Ndikung habe sich gegenüber zahlreichen Bewerbern und Bewerberinnen als am besten geeigneter Kandidat durchgesetzt, sagte Roth den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitag). »Ich habe weder am Verfahren noch am Ergebnis etwas auszusetzen.«

Sie gehe davon aus, dass er sich gegen Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit einsetzen werde und für das Existenzrecht Israels stehe, sagte Roth. »Er sollte dann vor allem auch nach seiner künstlerischen Leistung beurteilt werden.«

Der israelische Botschafter Ron Prosor und der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung Felix Klein äußerten sich in den Zeitungen der Funke Mediengruppe kritischer. Sie warfen Ndikung Nähe zur laut Deutschem Bundestag in Zielen und Handlungen antisemitischen BDS-Bewegung vor.

Prosor sagte, es sei »kein Geheimnis, dass der kommende Leiter des Haus der Kulturen der Welt in der Vergangenheit BDS-Petitionen unterzeichnet« habe.

Ndikung hatte sich zuvor gegen Kritik gewehrt. »Ich habe die BDS-Bewegung nicht unterstützt und unterstütze sie auch heute nicht. Ich stehe dem BDS nicht nah«, hatte er am Dienstag gesagt. Der aus Kamerun stammende Kurator und Kulturmanager wird im Januar Nachfolger des bisherigen HKW-Intendanten Bernd Scherer.

Kritik an Ndikung hatte sich unter anderem an einem Facebook-Posting von 2014 entzündet, in dem er nach einem israelischen Angriff auf eine UN-Schule in einem Flüchtlingslager in Gaza mit 15 Toten geschrieben hatte: »They will pay a million fold for every drop of blood in GAZA! Palestine shall be free... come rain or shine!« (etwa: Sie werden für jeden Tropfen Blut in Gaza millionenfach bezahlen! Palästina wird frei sein... komme, was wolle!)

Außerdem zählt er zu den Unterstützern der viel kritisierten »Initiative GG 5.3. Weltoffenheit«, die den Beschluss des Bundestags von 2019 zur Distanzierung von BDS kritisierte. Claudia Roth hatte sich damals ebenfalls von dem Beschluss distanziert.

Kulturstaatsministerin Roth selbst war an der Auswahl von Ndikung für die HKW-Intendanz nicht beteiligt - das fiel noch in die Amtszeit von Roths Vorgängerin Monika Grütters (CDU).

Das Haus der Kulturen der Welt versteht sich als Forum für zeitgenössische Künste und kritische Debatten. Untergebracht ist es in einem modernen, auch als »Schwangere Auster« bekannten Gebäude gleich neben dem Kanzleramt an der Spree in Berlin-Mitte.

Prosor und Klein erinnerten auch an die zahlreichen Antisemitismus-Eklats bei der im September zu Ende gegangenen documenta fifteen in Kassel. Klein sagte nun den Zeitungen der Funke Mediengruppe, der Skandal um die documenta fifteen habe deutlich gemacht, wie wichtig es sei, im Hinblick auf Antisemitismus wachsam zu bleiben. »Der Respekt vor der Kunstfreiheit entbindet uns nicht von dieser Wachsamkeit.« dpa/ja

Sehen!

Fluxus in Köln

Das Museum Ludwig widmet Ursula Burghardt und Ben Patterson eine Doppelausstellung

von Katharina Cichosch  24.11.2024

Amos Oz

Der Fehlbare

Biograf Robert Alter würdigt den Literaten und politischen Aktivisten

von Till Schmidt  24.11.2024

Glosse

Der Rest der Welt

Schweißausbrüche, Panikattacken und eine Verjüngungskur auf dem Podium

von Margalit Edelstein  24.11.2024

Kulturkolumne »Shkoyach!«

Wenn Fiktion glücklich macht

Shira Haas und Yousef Sweid sind in »Night Therapy« weitaus mehr als ein Revival der Netflix-Erfolgsserie »Unorthodox«

von Laura Cazés  24.11.2024

Aufgegabelt

Boker tow: Frühstück

Rezepte und Leckeres

 24.11.2024

Auszeichnung

Historiker Michael Wolffsohn erhält Jugendliteraturpreis

Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur würdigt Engagement in der Geschichtsvermittlung

 23.11.2024

Berlin

Nan Goldin eröffnet Ausstellung mit Rede über Gaza-Krieg

Die umstrittene Künstlerin nennt Israels Vorgehen »Völkermord« – »propalästinensische« Aktivisten schreien Museumsdirektor nieder

 23.11.2024 Aktualisiert

Bochum

Gil Ofarim kündigt Konzert an

Gerade erst zeigte er sich geläutert - nun kündigt er neue Pläne an

 22.11.2024

Den Haag

Der Bankrott des Internationalen Strafgerichtshofs

Dem ICC und Chefankläger Karim Khan sind im politischen und juristischen Kampf gegen Israel jedes Mittel recht - selbst wenn es unrecht ist. Ein Kommentar

von Daniel Neumann  22.11.2024