Start-up

Vorsprung durch Chuzpe

Das 50-jährige Jubiläum der deutsch-israelischen Beziehungen diente bedeutenden Vertretern aus Politik und Wirtschaft beider Länder am vergangenen Dienstag als Anlass, um die Start-up-Szene näher zu beleuchten. Unter der Überschrift »German-Israeli Innovation Bridge – 50 Years of Econonomic Cooperation« wurde das israelische Erfolgsmodell erklärt und dargestellt, während die Diskussionen Fragen der Zusammenarbeit thematisierten.

In die Räumlichkeiten der Kalkscheune in Berlin-Mitte hatten eingeladen: der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM), die Botschaft des Staates Israel, das Israel Trade Center und die Kanzlei Fritze Wicke Seelig (FPS).

Bereits bei der fünften deutsch-israelischen Regierungskonsultation im Februar vergangenen Jahres hatten sich beide Seiten darauf geeinigt, die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen in den Bereichen ITK, Cyberabwehr, neue Medien und anderen Hochtechnologiesektoren zu forcieren, in denen Israel über enorme Kenntnisse verfügt und schon jetzt auf eine erfolgreiche Entwicklung zurückblicken kann.

Vorbildfunktion Diese Entwicklung, gerade im Bereich der Unternehmensgründung, belegte Dieter Kempf, Präsident des BITKOM und Vorstandsvorsitzender der DATEV eG, in seiner Begrüßungsrede mit beeindruckenden Statistiken. So habe Israel weltweit die meisten Start-ups pro Kopf und rangiere hinsichtlich ihrer Anzahl nur knapp hinter den USA. Deutschland, stellte Kempf mit Bedauern fest, sei hingegen, »was technologische Innovationen betrifft, weltweit nur an 15. Stelle«.

Auch habe es sehr lange gedauert, bis sich zwischen Deutschland und Israel eine Start-up-Community entwickelte. Sorge bereitete ihm die Tatsache, dass sich lediglich sechs Prozent der deutschen Studenten eine Unternehmensgründung vorstellen könnten. In diesem Sinne erschien es Kempf absurd, wenn er die vor allem in den sozialen Netzwerken geführte »Kassenbon-Debatte« im Herbst betrachte, wo anhand eines Puddingpreises die wirtschaftliche Überlegenheit Deutschlands gegenüber Israel suggeriert wurde.

Dass dem nicht so ist, weiß auch die Politik. Matthias Machnig, SPD-Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft, ließ nicht nur Grüße von Sigmar Gabriel ausrichten, der vergangenen Oktober angekündigt hatte, mit einer halben Milliarde Euro deutsche Start-ups zu unterstützen, sondern betonte in seiner Rede auch ausdrücklich, wie wichtig die Zusammenarbeit mit Israel sei, das mit 4000 Start-ups für ihn eine Vorbildfunktion habe.

Risikokapital Auf die Frage, weshalb die israelische Gründerszene in all ihren Facetten besonders für Investoren im Bereich des Risikokapitals so vielversprechend ist, lieferte Uri Adoni, Partner des JVP Media Lab (Jerusalem Venture Partners), interessante Antworten. So sieht er die Ursachen in der israelischen Kultur. In Anlehnung an den Titel Start-up-Nation des 2009 erschienenen Bestsellers von Dan Senor und Saul Singer sei Israel in seiner Geschichte mit den gleichen Voraussetzungen wie bei einer erfolgreichen Unternehmensgründung konfrontiert gewesen.

Dazu gehöre Internationalität, die »ein Teil des israelischen Selbstverständnisses« sei, ein lockerer Umgang mit Autoritäten, was in Israel auch von den Politikern vorgelebt werde, die sich Spitznamen geben, die Fokussierung auf den Erfolg der Mission, was den jungen Menschen in Israel schon in der Armee verdeutlicht werde, sowie Improvisation und Flexibilität. Allein die Sicherheitssituation stelle Israel, wie auch ein Start-up-Unternehmen, dauerhaft vor neue Herausforderungen. Besonders erforderlich, so Adoni, sei ein gewisses Maß an Chuzpe.

Fördergelder Ziel der Veranstaltung war es außerdem, einen regen Austausch zwischen Acceleratoren und jungen Start-up-Unternehmern zu initiieren. Erfolgreiche Beispiele eines solchen Austausches sind die Jungunternehmer Asaf Moses und Sebastian Schulze als Gründer von Fit Analytics, das es ermöglicht, für den Kleiderkauf per Webcam die eigenen Konfektionsgrößen zu messen. Sie erhielten Unterstützung von der Investitionsbank Berlin (IBB), die vergangenen Monat bekanntgab, insgesamt eine Milliarde Fördergelder in deutsche Start-ups investiert zu haben.

Letztlich sahen die israelischen Vertreter noch viel Potenzial, das ausgeschöpft werden müsse. Mickey Steiner, Gründer und Chef von BETATEC (Berlin-Tel Aviv Technology and Entrepreneurship Committee), zeigte sich jedoch erfreut über das Engagement deutscher Unternehmen in Tel Aviv, wie beispielsweise der Deutschen Telekom, die dort das Start-up »Motionlogic« gegründet hat und die »Lange Nacht der Start-ups« veranstaltet. Der israelische Botschafter Yakov Hadas-Handelsman brachte den Reiz einer bilateralen Start-up-Community auf den Punkt: »Germany thinks inside the box, Israel outside the box.«

Saarbrücken

Moderne Galerie zeigt Illustrationen von Marc Chagall

Die Schau »Marc Chagall. Die heilige Schrift« ist bis zum 25. April 2025 zu sehen

 21.11.2024

Fußball

Neuer wackelt: Plötzliche Chance für Peretz im Bayern-Tor?

Manuel Neuer plagt »ein Stechen im Rippenbereich« und Sven Ulrteich fällt vorerst aus persönlichen Gründen aus

 21.11.2024

Gut besucht: die Konferenz in Berlin

Zionismus-Tagung

Vom Recht auf einen souveränen Staat

In Berlin diskutieren Referenten und Teilnehmer aus Deutschland und Israel verschiedene Aspekte

von Detlef David Kauschke  21.11.2024

Veranstaltungen

Sehen. Hören. Hingehen.

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 21. November bis zum 28. November

 21.11.2024

Liedermacher

Wolf Biermann: Ein gutes Lied ist zeitlos gut

Er irre sich zuweilen, gehöre habe nicht zu den »irrsten Irrern«, sagt der Liedermacher

 21.11.2024

Nachruf

Meister des Figurativen

Mit Frank Auerbach hat die Welt einen der bedeutendsten Künstler der Nachkriegsmoderne verloren

von Sebastian C. Strenger  21.11.2024

Berlin

Ausstellung zu Nan Goldin: Gaza-Haltung sorgt für Streit

Eine Ausstellung würdigt das Lebenswerk der Künstlerin. Vor der Eröffnung entbrennt eine Debatte

von Sabrina Szameitat  21.11.2024

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 21.11.2024

Fachtagung

»Kulturelle Intifada«

Seit dem 7. Oktober ist es für jüdische Künstler sehr schwierig geworden. Damit beschäftigte sich jetzt eine Tagung

von Leticia Witte  20.11.2024