Winterzeit

Vor oder zurück?

Bis zum 25. März 2018 gilt die Winterzeit. Foto: dpa

Es ist wieder soweit: In der Nacht zum 29. Oktober wechseln wir von der Sommer- zu Winterzeit. Die 1980 eingeführte Sommerzeit sollte eigentlich beim Energiesparen helfen. »Während der Sommerzeit können wir die natürliche Helligkeit länger genießen und müssen keinen Strom für künstliches Licht benutzen«, erklärt Rabbiner Yacov Zinvirt den Gedanken dahinter.

Die Idee ist jedoch umstritten. Ein Gegenargument lautet: Die Energie, die nicht für Strom zur Beleuchtung verwendet wird, braucht man stattdessen für das Heizen am Morgen.

Viele Menschen klagen zudem über gesundheitliche Probleme, die durch die Zeitumstellung verursacht werden, wie etwa Schlafstörungen oder Konzentrationsschwierigkeiten. Einer Forsa-Umfrage zufolge halten 73 Prozent der Deutschen die Zeitumstellung sogar für überflüssig.

ISRAEL Nicht nur in Deutschland ist die Sommerzeit umstritten. Auch in Israel sorgt das Thema für Diskussionen. Neben den wirtschaftlichen und gesundheitlichen Faktoren kommt dort auch der religiöse Aspekt hinzu.

So wird seit Jahren darüber gestritten, ob die Uhren vor oder nach Jom Kippur umgestellt werden sollen. Besonders die religiösen Parteien plädieren dafür, schon vor den Hohen Feiertagen zurück zur Winterzeit zu wechseln. Zwar hat der Tag unabhängig von Winter- oder Sommerzeit gleichbleibend viele Stunden, der Feiertag endet in der Winterzeit jedoch wegen der früheren Dunkelheit eher – und damit endet auch das Fasten früher.

Den orthodoxen Parteien zufolge soll dies direkte Auswirkungen auf das religiöse Verhalten der israelischen Bevölkerung haben. 2011 behaupteten sie, dass mehr Menschen an Jom Kippur gefastet hätten, weil die Zeit zuvor umgestellt wurde.

SCHABBAT
Auch in Deutschland werden Gottesdienste und Gebete durch die Zeitumstellung beeinträchtigt. Besonders auf die täglichen Gebete hat die Uhrzeit Auswirkungen.

Allein aus organisatorischen Gründen wird etwa das Morgengebet durch die Zeitumstellung erschwert. »Die Menschen müssen schon längst arbeiten, wenn die Sonne aufgeht und das Schacharit gebetet werden soll«, beschreibt Rabbiner Zinvirt das Problem. Daran, so gibt er zu, habe aber nicht nur die Zeitumstellung Schuld. Die Tage werden im Winter schließlich auf ganz natürliche Weise kürzer.

Die Sommerzeit beginnt wieder am 25. März 2018.

Glosse

Der Rest der Welt

Friede, Freude, Eierkuchen oder Challot, koschere Croissants und Rugelach

von Margalit Edelstein  09.11.2025

Geschichte

Seismograf jüdischer Lebenswelten

Das Simon-Dubnow-Institut in Leipzig feiert den 30. Jahrestag seiner Gründung

von Ralf Balke  09.11.2025

Erinnerung

Den alten und den neuen Nazis ein Schnippchen schlagen: Virtuelle Rundgänge durch Synagogen

Von den Nazis zerstörte Synagogen virtuell zum Leben erwecken, das ist ein Ziel von Marc Grellert. Eine Internetseite zeigt zum 9. November mehr als 40 zerstörte jüdische Gotteshäuser in alter Schönheit

von Christoph Arens  09.11.2025

Theater

Metaebene in Feldafing

Ein Stück von Lena Gorelik eröffnet das Programm »Wohin jetzt? – Jüdisches (Über)leben nach 1945« in den Münchner Kammerspielen

von Katrin Diehl  09.11.2025

Aufgegabelt

Mhalabi-Schnitzel

Rezepte und Leckeres

 09.11.2025

Provenienzforschung

Alltagsgegenstände aus jüdischem Besitz »noch überall« in Haushalten

Ein Sessel, ein Kaffeeservice, ein Leuchter: Nach Einschätzung einer Expertin sind Alltagsgegenstände aus NS-Enteignungen noch in vielen Haushalten vorhanden. Die Provenienzforscherin mahnt zu einem bewussten Umgang

von Nina Schmedding  09.11.2025

Interview

Schauspieler Jonathan Berlin über seine Rolle als Schoa-Überlebender und Mengele-Straßen

Schauspieler Jonathan Berlin will Straßen, die in seiner Heimat Günzburg nach Verwandten des KZ-Arztes Mengele benannt sind, in »Ernst-Michel-Straße« umbenennen. Er spielt in der ARD die Rolle des Auschwitz-Überlebenden

von Jan Freitag  08.11.2025

Interview

»Mascha Kaléko hätte für Deutschland eine Brücke sein können«

In seinem neuen Buch widmet sich der Literaturkritiker Volker Weidermann Mascha Kalékos erster Deutschlandreise nach dem Krieg. Ein Gespräch über verlorene Heimat und die blinden Flecken der deutschen Nachkriegsliteratur

von Nicole Dreyfus  08.11.2025

Erinnerungskultur

»Algorithmus als Chance«

Susanne Siegert über ihren TikTok-Kanal zur Schoa und den Versuch, Gedenken neu zu denken

von Therese Klein  07.11.2025