Nachruf

Von Wien nach Jerusalem

Ari Rath (1925–2017) Foto: dpa

Ari Rath, der bekannte israelische Journalist und Autor, ist im Alter von 92 Jahren in Wien infolge von Herzproblemen verstorben.

Der Antisemitismus prägte ihn früh: Als Arnold Rath am 6. Januar 1925 in Wien geboren, wurde er an seinem Wiener Gymnasium einer »Judenklasse« zugewiesen. 1938 gelang er 13-jährig gemeinsam mit seinem älteren Bruder auf abenteuerlichen Wegen mit einem Kindertransport über Triest nach Palästina. Die beiden versprachen sich, miteinander nur noch Hebräisch zu sprechen.

arbeitspartei Ari Rath, der sich zeitlebens politisch links verortete, war Gründungsmitglied des in Nordisrael gelegenen Kibbuz Hamadia. Nach dem Studium der Geschichte und Volkswirtschaftslehre wurde er 1957 Redakteur bei der »Jerusalem Post«. Nach einem USA-Aufenthalt schrieb er auch noch auf Englisch. Bald gehörte er innerhalb der seinerzeit mächtigen israelischen Arbeitspartei zum engen Kreis um Schimon Peres und Yitzhak Rabin.

Als Journalist wurde Rath in Israel eine Institution. 1979 wurde er 54-jährig Herausgeber der seinerzeit politisch liberalen Jerusalem Post. Politisch gehörte er zu den Stimmen, die sich trotz aller Rückschläge unbeirrbar für eine friedliche Koexistenz zwischen Israelis und Palästinensern einsetzten.

Österreich Nach seiner Pensionierung knüpfte Ari Rath wieder engere Bande zu seiner früheren Heimat Österreich. 2007 nahm der ehemals Vertriebene sogar wieder zusätzlich die österreichische Staatsbürgerschaft an. Bald schrieb er auch auf Deutsch. In Österreich wurde er ein beliebter Interviewgast, gerade auch wegen seiner kritischen Stimme gegenüber der Entwicklung in Israel.

2012 erschienen seine Lebenserinnerungen auf Deutsch: Ari heißt Löwe. Mit diesem imposanten Werk trat er als Zeitzeuge immer wieder in österreichischen Schulen auf. Seine Sehnsucht nach Frieden in Israel war sein größter Wunsch, deshalb äußerte er sich teils scharf über die Entwicklung in Israel. Das Erstarken der FPÖ war für ihn ein Schock.

Israel bezeichnete der kritische Linke immer als seine Heimat. Dort wird er auch beerdigt.

Ein ausführlicher Nachruf erscheint in der kommenden Ausgabe.

Aufgegabelt

Mazze-Sandwich-Eis

Rezepte und Leckeres

 18.04.2025

Pro & Contra

Ist ein Handyverbot der richtige Weg?

Tel Aviv verbannt Smartphones aus den Grundschulen. Eine gute Entscheidung? Zwei Meinungen zur Debatte

von Sabine Brandes, Sima Purits  18.04.2025

Literatur

Schon 100 Jahre aktuell: Tucholskys »Zentrale«

Dass jemand einen Text schreibt, der 100 Jahre später noch genauso relevant ist wie zu seiner Entstehungszeit, kommt nicht allzu oft vor

von Christoph Driessen  18.04.2025

Kulturkolumne

Als Maulwurf gegen die Rechthaberitis

Von meinen Pessach-Oster-Vorsätzen

von Maria Ossowski  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Ausstellung

Das pralle prosaische Leben

Wie Moishe Shagal aus Ljosna bei Witebsk zur Weltmarke Marc Chagall wurde. In Düsseldorf ist das grandiose Frühwerk des Jahrhundertkünstlers zu sehen

von Eugen El  17.04.2025

Sachsenhausen

Gedenken an NS-Zeit: Nachfahren als »Brücke zur Vergangenheit«

Zum Gedenken an die Befreiung des Lagers Sachsenhausen werden noch sechs Überlebende erwartet. Was das für die Erinnerungsarbeit der Zukunft bedeutet

 17.04.2025

Bericht zur Pressefreiheit

Jüdischer Journalisten-Verband kritisiert Reporter ohne Grenzen

Die Reporter ohne Grenzen hatten einen verengten Meinungskorridor bei der Nahost-Berichterstattung in Deutschland beklagt. Daran gibt es nun scharfe Kritik

 17.04.2025

Interview

»Die ganze Bandbreite«

Programmdirektorin Lea Wohl von Haselberg über das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg und israelisches Kino nach dem 7. Oktober

von Nicole Dreyfus  16.04.2025