Die wilden Jahre von Freud und Jung, Abgründe des Bürgertums, das Laster der Gier, die Jugendszene in Israel und die Besatzungspolitik – breit gefächert sind die Beiträge zu jüdischen Themen oder von jüdischen Regisseuren bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig, die diese Woche beginnen.
freud In A dangerous method erzählt der Kanadier David Cronenberg (Die Fliege, eXistenZ) von der Geburtsstunde der Psychoanalyse: Vor dem Ersten Weltkrieg konkurrieren Sigmund Freud (Viggo Mortensen) und sein Schüler C.G. Jung (Michael Fassbender) um die Liebe der Russin Sabina Spielrein (Keira Knightley). Der Film bietet bis in die Nebenfiguren ein Who’s who der Intellektuellenszene nach der Jahrhundertwende. Zugleich verrät der 68-jährige Cronenberg damit auch viel über die Quellen seines inzwischen über 30 Titel umfassenden Gesamtwerks.
Noch einmal zehn Jahre älter als Cronenberg ist Roman Polanski. Von seinem unfreiwilligen Schweiz-Aufenthalt offenbar gut erholt, hat er nur ein Jahr nach The Ghostwriter bereits einen neuen Film fertig: Carnage (»Gemetzel«) macht zunächst einmal durch seine Darsteller Lust: Kate Winslet und Jodie Foster spielen die Hauptrollen – es geht um zwei bürgerliche Ehepaare, die sich zu einem Schlichtungsgespräch treffen, das bald eskaliert.
techno Nach acht Jahren hat Chantal Akerman wieder einen Spielfilm gemacht: La folie Almayer ist die Verfilmung einer Joseph-Conrad-Vorlage um einen Händler, dessen Träume an Gier und Vorurteilen zugrunde gehen. Provokativ ist zumindest der Titel eines Films, mit dem die Französin Yolande Zauberman in Venedig vertreten ist: Would you have Sex with an Arab? ist eine dokumentarische Reise durch die nächtliche Techno-Szene von Tel Aviv und Jerusalem, wo junge jüdische und arabische Israelis gemeinsam Party machen. Aus Israel selbst kommt Shlomi Elkabetz’ Edut –Testimony über Gewalt und Ungerechtigkeit in der Zweiten Intifada.