September 2008. Bankenkrise. Das internationale Finanzsystem droht zusammenzubrechen. In der Redaktion der Jüdischen Allgemeinen diskutieren wir, ob es jüdische Aspekte gibt, die man im Blatt behandeln könnte. Einer, der uns einfällt, ist »Pleite«. Das Wort kommt schließlich aus dem Jiddischen.
Tuches Wer darüber schreiben kann, ist klar: Christoph Gutknecht, Hamburger Anglistikprofessor und Autor zahlreicher populärwissenschaftlicher Bücher über die Herkunft gängiger Begriffe. Das war der Beginn einer beliebten Kolumne in dieser Zeitung: »Sprachgeschichte(n)«. Über 70 deutsche Wörter mit hebräischen Wurzeln hat Gutknecht dort bisher präsentiert, von »acheln« bis »Zores«. Auch die Chonte und der Tuches kamen zu Ehren.
Jetzt sind diese kleinen Texte, einige von ihnen erweitert, als Buch erschienen. Gauner, Großkotz, kesse Lola erzählt wissenschaftlich fundiert, dabei locker und verständlich dargestellt, wie geläufige deutsche Begriffe aus dem Hebräischen über das Jiddische und das Rotwelsch in unsere Alltagssprache kamen. Eine kleine Geschichte der deutsch-jüdischen Sprachbeziehungen und eine umfangreiche Bibliografie ergänzen dieses Kompendium, das nicht nur klüger macht, sondern auch und vor allem gut unterhält.
Christoph Gutknecht: »Gauner, Großkotz, kesse Lola. Deutsch-jiddische Wortgeschichten«. be.bra, Berlin 2016, 256 S., 14 €