Kein Monat ohne Superhelden! Nach dem großen Knall am Ende von Avengers: Infinity War macht Marvel mit Ant-Man and the Wasp weiter, als wäre nichts gewesen. Und beim Ant-Man-Franchise haben die Marvel-Produzenten genau zwei Trümpfe im Ärmel.
Dabei handelt es sich nicht um Hauptdarsteller Paul Rudd, einen der nichtssagenderen Schauspieler des Marvel-Universums; auch die Mythologie um den Ameisenmann im roten Kostüm kann nicht mit Thor, Black Panther und Co. mithalten; im Gesamtzusammenhang der großen Avengers-Erzählung spielt Ant-Man ebenfalls eine eher geringe Rolle.
Superkräfte Die beiden Gimmicks, die auch diesen neuen Marvel-Film zumindest auf großer Leinwand wieder sehenswert machen, sind die spektakulären Effekte und Actionsequenzen, die sich aus der Fähigkeit des Schrumpfens und Wachsens ergeben. Und natürlich der grandiose Michael Douglas, der perfekt zur Rolle des Wissenschaftlers Dr. Pym passt und die titelgebenden Superhelden Ant-Man (Rudd) und Wasp (Evangeline Lilly) mit Superkräften ausstatten darf.
Dieses Talent nutzt der Film visuell absolut großartig aus, sowohl in halsbrecherischen Kampfszenen als auch in einigen gelungenen Slapstick-Momenten. Da wären etwa eine Verfolgungsjagd im Spielzeugauto oder ein Besuch auf der mikroskopischen Ebene, bei dem unsere Helden von bösartigen Amöben angegriffen werden. Das alles macht großen Spaß und könnte einen locker-leichten, 80-minütigen Film hervorragend tragen.
Doch leider torpedieren nicht weniger als fünf Drehbuchautoren dieses unschuldige Vergnügen mit einer Story, die es irgendwie schafft, gleichzeitig komplett belanglos und penetrant zu sein und die den Film auf zwei Stunden aufbläst. Es geht darum, Dr. Pyms Frau Janet (Michelle Pfeiffer) aus der »Nano-Dimension« zu retten, einer Superheldin (oder -schurkin?) namens Ghost (Hannah John-Kamen) zu helfen und dem Bösewicht Sonny Burch (Walton Goggins) ein Schnippchen zu schlagen. Man vergisst das alles aber im Grunde, noch während man es sieht.
lakonisch Michael Peña als schnell sprechender Ex-Knacki-Sidekick sorgt dabei zumindest für einige gelungene Späße; sonst versucht der Film, aus der immer gleichen Konstellation Humor zu beziehen: Dr. Pym erklärt etwas mit komplizierten Wissenschaftsbegriffen, Ant-Man kommentiert lakonisch.
Viele Plot-Elemente, etwa eine alte Fehde zwischen Douglas’ Figur und einem anderen Wissenschaftler (Lawrence Fishburne) oder die umständliche Nebenhandlung um Michelle Pfeiffer in ihrer Parallelwelt, wirken unausgereifter als vieles, was man bisher im Marvel-Universum gesehen hat.
So erscheint Ant-Man and the Wasp ein wenig wie ein müder Nachhall des Bombastspektakels Infinity War – an welches hier nach dem Abspann natürlich auch noch angeschlossen werden muss.
Gehen dem Marvel-Team um den Produzenten Kevin Feige langsam die Ideen dafür aus, auf welche Abenteuer sie die Mitglieder ihres Heldenolymps noch schicken können? Mag sein, aber solange diese zumindest noch so ansprechend konstruiert sind wie hier, wird sich weiter ein Millionenpublikum finden.
Ab Donnerstag im Kino.