»Zionismus. Von der Bewegung zum Staat«. Das ist der Titel einer dreitägigen Konferenz der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden, die am Mittwochnachmittag in Berlin begonnen hat und noch bis Freitag dauert.
Es gelte, sich konstruktiv mit der Idee und dem Begriff des Zionismus auseinanderzusetzen, sagte Zentralratsgeschäftsführer Daniel Botmann bei der Eröffnung der Konferenz: »Zionismus bedeutet, die Existenz eines jüdischen Staates nicht nur stillschweigend hinzunehmen, sondern anzuerkennen und zu befürworten. Es muss eine Selbstverständlichkeit sein, dass Juden das Recht auf einen souveränen Staat haben, der nicht infrage gestellt wird.«
»Zionismus bedeutet, die Existenz eines jüdischen Staates nicht nur stillschweigend hinzunehmen, sondern anzuerkennen und zu befürworten«, sagte Daniel Botmann.
Zum Auftakt sprach der israelische Soziologe und Buchautor Natan Sznaider. Er berichtete, dass er vor 50 Jahren nach Israel ausgewandert sei »und sozusagen einen anderen jüdischen Weg eingeschlagen habe, den der jüdischen Selbstbestimmung, den man durchaus auch Zionismus nennen kann«. Er erzählte, dass er zu dieser Zeit keine einzige Zeile der zionistischen Theorie gelesen habe, weder von Theodor Herzl, noch von Aharon David Gordon oder Leo Pinsker.
»In Israel ist das nicht notwendig, weil Israel kein Produkt der zionistischen Theorie, sondern ein Produkt der zionistischen Praxis ist«, so Sznaider. »Und deswegen würde ich sagen, dass zionistische Theorie und israelische Praxis zwei völlig verschiedene Dinge sind.« Seit der Staatsgründung Israels 1948 sei Zionismus keine Idee mehr, sondern gelebte Praxis.
Seit der Staatsgründung Israels 1948 sei Zionismus keine Idee mehr, sondern gelebte Praxis, betonte Natan Sznaider.
Bei der Tagung geht es unter anderem um die Frage, was Zionismus ursprünglich im Europa des späten 19. Jahrhunderts bedeutete und welche Bedeutung der Zionismus heute für die jüdische Gesellschaft weltweit hat. Außerdem beschäftigt sich die Konferenz mit dem sozialistischen Zionismus und der israelischen Linken, dem religiösen Zionismus und der Siedlerbewegung.
Zu den Referenten und Diskutierenden gehören unter anderem Andreas Brämer, Rektor der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg, Hannah Veiler von der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) und Yael Kupferberg, Vertretungsprofessorin an der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie an der Frankfurter Goethe-Universität.
Bei der Konferenz werde auch diskutiert, welche Auswirkungen der 7. Oktober auf die Wahrnehmung und Umsetzung zionistischer Ziele hat, erläuterte Doron Kiesel, der Direktor der Bildungsabteilung. Spätestens nach dem 7. Oktober sei klargeworden, dass der Begriff Zionismus als Projektionsfläche wirke und viel negative Zuschreibungen erfahre. Daher erschien es absolut notwendig, »diesen Begriff zu wenden, zu verstehen, ihn nachzuvollziehen und seine historischen Wurzeln auch aufzudecken«.
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