»In meinem Herzen und Kopf nistet die Idee schon lange«, sagt Küf Kaufmann über das Leipziger Museum für jüdische Geschichte. Nun ist der Vorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig einen Schritt weiter und kann mit der Unterstützung der Stadt rechnen. Das hat jüngst der Kulturausschuss signalisiert und eine entsprechende Empfehlung an den Stadtrat ausgesprochen. Die Hoffnungen der Beteiligten hängen nun an Dresden: Die sächsische Landesregierung soll das Vorhaben finanziell unterstützen.
Moment In der griechischen Mythologie nennt man das Kairos: Es ist der günstige Moment, eine sich bietende Gelegenheit, die man beim Schopfe packen muss. Sonst verfliegt sie. Eine solche Chance könnte Kaufmann dazu verhelfen, die Idee seines Museums endlich zu realisieren. Möglich macht das ein regionales Konkurrenzverhältnis: In Dresden wird derzeit ebenfalls die Einrichtung eines jüdischen Museums diskutiert.
Da konnte Leipzig – der Antagonismus zwischen beiden Städten ist jahrhundertealt – nicht zurückstecken. Zumal die Stadt auf ein ebenfalls jahrhundertealtes jüdisches Leben zurückblicken kann. Zahlreiche Initiativen hier beschäftigen sich mit dem Erinnern daran, der Gegenwart und der Zukunft. Es musste wohl niemand ernstlich von diesem Projekt überzeugt werden.
»Wir waren uns im Kulturausschuss alle einig, was das Schaffen eines jüdischen Museums betrifft«, erklärt Kulturausschussmitglied Christian Schulze (SPD). »Das Jubiläum ›1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland‹ ist für uns ein angemessener Zeitpunkt.
Stadtgeschichte Die Leipziger und die jüdische Stadtgeschichte sind untrennbar miteinander verwoben.« Seiner Vorstellung nach soll das Museum nichts beschönigen und auch »das Trennende und den Bruch darstellen. Es darf den Blick zurück nicht verstellen, wir sollten den Blick aber auch besonders in die Zukunft richten und unsere Gemeinschaft gegen Antisemitismus wappnen. Dieses Museum ist auch ein Bildungsprojekt«.
Da der Kulturausschuss von Küf Kaufmanns Idee wusste, wurde er sogleich eingebunden. Denn weder er noch die Stadt wollen bloß eine weitere kommunale Einrichtung ins Leben rufen. »Wir sprechen von einem virtuellen Museum«, sagt Küf Kaufmann nachdrücklich. »Nein, nicht über virtuelle Spaziergänge durch ein echtes Museumsgebäude, sondern über virtuelle Reisen in verschiedene Epochen, das Eindringen in verschiedene Schicksale, das Eintauchen in verschiedene Ereignisse, in deren Zentrum das jüdische Schicksal und die jüdische Geschichte stehen, die in die Geschichte der Stadt Leipzig eingebettet sind.«
Internet Es wird also keine Ausstellungsräume geben, mit Medienstationen oder Ähnlichem, sondern der Besucher hat von jedem Ort der Welt via Internet Zugang. Und vielleicht würden die Menschen so auch in die Stadt gelockt, meint Kaufmann. Nach Auskunft des Politikers Christian Schulze wird der Stadtrat voraussichtlich bis Sommer über den Vorschlag entscheiden. Wenn sich dieser für das Projekt ausspricht, soll sich die Stadt um entsprechende Fördergelder des Freistaats bewerben. Alles hängt letztlich doch von Dresden ab.
Küf Kaufmann erklärt, dass er von vielen Seiten bis hin zur Rothschild Foundation in London ideelle Unterstützung erhalten hat. Erste praktische Schritte ist er auch schon gegangen. An der Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur werden Studenten in diesem Sommersemester den Prototyp für das digitale Museum erstellen.
»Das soll peu à peu wachsen«, so Kaufmann. »Man muss auch verstehen, dass man so ein Museum aus vielen verschiedenen thematischen Bausteinen baut und es im positiven Sinne nie fertig wird. Sein Bau soll ewig dauern, so wie unsere Geschichte ewig ist.«