Vier Freunde in Israel sehen eine Fußball-WM nach der anderen. Bei der letzten haben sie ein eigenes Spiel gewagt: Jeder sollte drei Lebenswünsche aufschreiben, nur den ersten bekannt geben und die anderen beiden bis zur nächsten WM geheim halten. Eshkol Nevo lässt seine Leser in seinem international gefeierten Roman Wir haben noch das ganze Leben an den vier Jahren teilnehmen, die bis dahin vergehen. Die Wünsche platzen und werden wiederbelebt, die vier bleiben Freunde durch dick und dünn. Israel ist der dramatische Hintergrund und wirkt als dramaturgischer Kitt für diesen Roman, der Liebe und Tod, menschliche und berufliche Entwicklung, Enttäuschung und Glück auf literarisch anspruchsvolle Weise verdichtet. Der von Markus Lemke aus dem Hebräischen übersetzte deutsche Text bedient sich aus einer schönen Palette stilistischer Vielfalt. Den Leser erwarten gut gesetzte Dialoge, teils lakonische, teils eher elegante Ich-Erzählungen, nachdenkliche innere Monologe und eine Gleichzeitigkeit von Humor und Ernst, die erfolgreiche Literatur kennzeichnet.
Eshkol Nevo, 1971 in Jerusalem geboren, gehört zu den erfolgreichsten jungen Autoren Israels. Sein Debütroman Vier Häuser und eine Sehnsucht stand über eineinhalb Jahre auf der israelischen Bestsellerliste und wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Sein neuestes Werk ist eine gute Lektüre – nicht nur für die Zeit bis zum Anpfiff der nächsten WM am 11. Juni.
Eshkol Nevo: Wir haben noch das ganze Leben. dtv, München 2010, 436 S., 14,90 €