Frau Kratochvila, am 19. März beginnt das Nosh Berlin Festival. Worum geht es dabei?
Wir wollen Menschen zusammenbringen, die mit jüdischem Essen zu tun haben und ihnen ein Forum geben, um die Bandbreite der jüdischen Küche zu schmecken, zu genießen oder kennenzulernen. Wir möchten die Leute einfach neugierig machen und die ohnehin schon existierende Szene in Berlin weiter nach vorn bringen. Dabei konzentrieren wir uns eher auf einen kulturellen Zugang als auf den über die Kaschrut.
Die jüdische Küche ist so reich an verschiedenen Geschmäckern. Was ist Ihr kulinarischer Zugang?
Genau das ist der Punkt: Wie oft habe ich Leute schon sagen hören, dass jüdisches Essen ja »nichts als Hummus« sei – ich kann gar nicht mehr mitzählen. Vor dem Krieg war Berlin eine so mannigfaltige Stadt mit Menschen aus jeder Ecke der Welt. Auf diesem Stand ist die Stadt wieder. Und diese Menschen schaffen einen neuen »Foodscape«, einen Raum, in dem die Esskultur ihres Landes lebt. Wir möchten aber diese jüdische Küche nicht über eine andere jüdische Küche stellen, sondern aus den Ressourcen schöpfen, die Berlin bietet. Es gibt natürlich viele israelische und aschkenasische Schwerpunkte, aber wir legen unser Augenmerk auch auf die marokkanische, italienische und persische Küche. Und auf vieles mehr. Uns ist es ein großes Anliegen, die geschmacksgewaltige jüdische Küche zu zeigen.
Wie ist die Idee zu diesem Festival entstanden?
Ganz zufällig: Jeffrey Yoskowitz, der Ko-Autor des Buches »The Gefilte Manifesto«, kam eines Tages in meinen Laden. Er sprach über all die großartigen Food-Events und Festivals in anderen Städten, und ich dachte auf einmal: So etwas gibt es in Berlin noch nicht. Und das in der Stadt, in der ich lebe, in der ich meine Bagels, meine Rugelach, meine Babka backe. Ich rief Liv Fleischhacker an, die mich vor ein paar Jahren für einen Artikel interviewte, der eine Antwort war auf die Frage: »Wo ist eigentlich das ganze jüdische Essen in Berlin?« Sie sagte zu, und wir haben angefangen, Nosh Berlin zu planen.
Was ist Ihr Lieblingsessen?
Nun, ich bin mit der ganzen Fülle der aschkenasischen Küche aufgewachsen. Aber die Kohlrouladen meiner Großmutter sind schon meine Favoriten.
Ist Berlin ein neuer Schmelztiegel, was das Kochen angeht?
Absolut! Und es wird von Tag zu Tag mehr. Es ist so aufregend, an einem Ort zu leben, an dem man nicht weiß, welchem leckeren Essen man als Nächstes begegnen wird. Außerdem ist Berlin eine Stadt, in der man viel Unterstützung von außen bekommt, denn die Menschen, die hier leben, möchten neue Erlebnisse beim Essen haben. Und dieser Appetit danach – der geht so schnell nicht weg.
Mit Laurel Kratochvila sprach Katrin Richter.
Das Festival »Nosh Berlin« findet vom 19. bis 26. März statt. Weitere Informationen gibt es unter www.noshberlin.com
Bagels, Bücher und Babka gibt es bei
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