Nosh Berlin Festival

»Viel mehr als Hummus«

Laurel Kratochvila über jüdische Küche, eine Woche voller Geschmack und ihr Lieblingsessen

von Katrin Richter  13.03.2017 13:11 Uhr

Laurel Kratochvila Foto: Stephan Pramme

Laurel Kratochvila über jüdische Küche, eine Woche voller Geschmack und ihr Lieblingsessen

von Katrin Richter  13.03.2017 13:11 Uhr

Frau Kratochvila, am 19. März beginnt das Nosh Berlin Festival. Worum geht es dabei?
Wir wollen Menschen zusammenbringen, die mit jüdischem Essen zu tun haben und ihnen ein Forum geben, um die Bandbreite der jüdischen Küche zu schmecken, zu genießen oder kennenzulernen. Wir möchten die Leute einfach neugierig machen und die ohnehin schon existierende Szene in Berlin weiter nach vorn bringen. Dabei konzentrieren wir uns eher auf einen kulturellen Zugang als auf den über die Kaschrut.

Die jüdische Küche ist so reich an verschiedenen Geschmäckern. Was ist Ihr kulinarischer Zugang?
Genau das ist der Punkt: Wie oft habe ich Leute schon sagen hören, dass jüdisches Essen ja »nichts als Hummus« sei – ich kann gar nicht mehr mitzählen. Vor dem Krieg war Berlin eine so mannigfaltige Stadt mit Menschen aus jeder Ecke der Welt. Auf diesem Stand ist die Stadt wieder. Und diese Menschen schaffen einen neuen »Foodscape«, einen Raum, in dem die Esskultur ihres Landes lebt. Wir möchten aber diese jüdische Küche nicht über eine andere jüdische Küche stellen, sondern aus den Ressourcen schöpfen, die Berlin bietet. Es gibt natürlich viele israelische und aschkenasische Schwerpunkte, aber wir legen unser Augenmerk auch auf die marokkanische, italienische und persische Küche. Und auf vieles mehr. Uns ist es ein großes Anliegen, die geschmacksgewaltige jüdische Küche zu zeigen.

Wie ist die Idee zu diesem Festival entstanden?
Ganz zufällig: Jeffrey Yoskowitz, der Ko-Autor des Buches »The Gefilte Manifesto«, kam eines Tages in meinen Laden. Er sprach über all die großartigen Food-Events und Festivals in anderen Städten, und ich dachte auf einmal: So etwas gibt es in Berlin noch nicht. Und das in der Stadt, in der ich lebe, in der ich meine Bagels, meine Rugelach, meine Babka backe. Ich rief Liv Fleischhacker an, die mich vor ein paar Jahren für einen Artikel interviewte, der eine Antwort war auf die Frage: »Wo ist eigentlich das ganze jüdische Essen in Berlin?« Sie sagte zu, und wir haben angefangen, Nosh Berlin zu planen.

Was ist Ihr Lieblingsessen?
Nun, ich bin mit der ganzen Fülle der aschkenasischen Küche aufgewachsen. Aber die Kohlrouladen meiner Großmutter sind schon meine Favoriten.

Ist Berlin ein neuer Schmelztiegel, was das Kochen angeht?
Absolut! Und es wird von Tag zu Tag mehr. Es ist so aufregend, an einem Ort zu leben, an dem man nicht weiß, welchem leckeren Essen man als Nächstes begegnen wird. Außerdem ist Berlin eine Stadt, in der man viel Unterstützung von außen bekommt, denn die Menschen, die hier leben, möchten neue Erlebnisse beim Essen haben. Und dieser Appetit danach – der geht so schnell nicht weg.

Mit Laurel Kratochvila sprach Katrin Richter.

Das Festival »Nosh Berlin« findet vom 19. bis 26. März statt. Weitere Informationen gibt es unter www.noshberlin.com

Bagels, Bücher und Babka gibt es bei
www.finebagels.com
www.instagram.com/finebagels
www.facebook.com/finebagels

Malerei

First Ladys der Abstraktion

Das Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden zeigt farbenfrohe Bilder jüdischer Künstlerinnen

von Dorothee Baer-Bogenschütz  14.01.2025

Leipzig

»War is over« im Capa-Haus

Das Capa-Haus war nach jahrzehntelangem Verfall durch eine bürgerschaftliche Initiative wiederentdeckt und saniert worden

 14.01.2025

Debatte

»Zur freien Rede gehört auch, die Argumente zu hören, die man für falsch hält«

In einem Meinungsstück in der »Welt« machte Elon Musk Wahlwerbung für die AfD. Jetzt meldet sich der Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner zu Wort

von Anna Ringle  13.01.2025

Krefeld

Gütliche Einigung über Campendonk-Gemälde

An der Einigung waren den Angaben nach die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth (Grüne), das Land NRW und die Kulturstiftung der Länder beteiligt

 13.01.2025

TV

Handgefertigte Erinnerung: Arte widmet Stolpersteinen eine Doku

Mehr als 100.000 Stolpersteine erinnern in 30 Ländern Europas an das Schicksal verfolgter Menschen im Zweiten Weltkrieg. Mit Entstehung und Zukunft des Kunstprojektes sowie dessen Hürden befasst sich ein Dokumentarfilm

von Wolfgang Wittenburg  13.01.2025

Mascha Kaléko

Großstadtdichterin mit sprühendem Witz

In den 20er-Jahren war Mascha Kaléko ein Star in Berlin. Die Nazis trieben sie ins Exil. Rund um ihren 50. Todestag erleben die Werke der jüdischen Dichterin eine Renaissance

von Christoph Arens  13.01.2025

Film

»Dude, wir sind Juden in einem Zug in Polen«

Bei den Oscar-Nominierungen darf man mit »A Real Pain« rechnen: Es handelt sich um eine Tragikomödie über das Erbe des Holocaust. Jesse Eisenberg und Kieran Culkin laufen zur Höchstform auf

von Lisa Forster  13.01.2025

Sehen!

»Shikun«

In Amos Gitais neuem Film bebt der geschichtsträchtige Beton zwischen gestern und heute

von Jens Balkenborg  12.01.2025

Omanut Zwillenberg-Förderpreis

Elianna Renner erhält Auszeichnung für jüdische Kunst

Die Schweizerin wird für ihre intensive Auseinandersetzung mit Geschichte, Biografie und Politik geehrt

 12.01.2025