»Poète maudit« – zu deutsch verdammter oder verfemter Dichter – bezeichnet im Französischen den Typus des Künstlers, der am Rand der Gesellschaft steht und deren Normen nicht anerkennt. Erfolg zu Lebzeiten ist ihm nicht immer beschieden. Und oft sterben »poètes maudits« früh, als Folge ihres selbstzerstörerischen Lebenswandels.
Maudits heißt auch die Porträtserie des belgischen Malers Charles Szymkowicz, die jetzt in der Berliner Galerie Nove zu sehen ist. Szymkowicz, 1948 in Charleroi geboren, gilt als einer der führenden europäischen Neoexpressionisten.
Mit fast brutalem Pinselstrich porträtiert er Dutzende verlorener Seelen der Kulturmoderne, angefangen bei Paul Verlaine, von dem der Begriff des »poète maudit« ursprünglich stammt, bis zu Amy Winehouse, von der es einen ganzen Porträtzyklus gibt.
judenstern Den Ausstellungskatalog eröffnet jedoch kein Gemälde, sondern ein Foto. Zu sehen ist die von dem Künstler gestaltete Grabstätte seiner Eltern auf dem jüdischen Friedhof von Charleroi. Szymkowicz, Sohn von Schoa-Überlebenden, definiert sich künstlerisch wie persönlich aus der jüdischen Erfahrung des 20. Jahrhunderts.
Das macht er auch deutlich, wenn er den Titel seiner Ausstellung in großen gelben pseudohebräischen Lettern gestaltet – die Assoziation zu den »Judensternen« der Nazis drängt sich auf.
Der französische Chansonnier Leo Ferré, selbst einer der Porträtierten, hat seinen Freund als »Kind der Tragödie« beschrieben, in dessen Selbstporträts »immer noch die Hölle gegenwärtig ist«. Charles Szymkowicz selbst zitiert im Katalog den Schriftsteller Isaac Bashevis Singer: »Die Juden sind ein Volk, das nicht schlafen kann und das die anderen nicht schlafen lässt.«