Der amerikanische Fernsehpionier Newton N. Minow ist am Samstag im Alter von 97 Jahren gestorben. Das teilte seine Tochter Nell Minnow mit.
Minnow war von 1961 bis 1963 Chef der Kommunikationskommission des Bundes - Federal Communications Commission - und legte in dieser Zeit mit der Förderung von Satellitenkommunikation und einem Gesetz, das Fernsehgräte für den UHF-Empfang ausgerüstet sein müssen, die Basis für mehr Fernsehkanäle und damit mehr Programme.
Damals gab es in den USA drei TV-Networks. Die forderte er am 9. Mai 1961 in einer berühmt gewordenen Rede heraus, in denen er ihre Angebot als »riesige Einöde« - »vast wasteland« - anprangerte.
Er forderte die TV-Chefs bei dem Auftritt bei der National Association of Broadcasters auf, sich einen ganzen Tag das Programm ihres Senders anzuschauen - »ohne ein Buch, eine Illustrierte, Zeitung, Gewinn- und Verlustbilanz oder ein Rating-Buch, das euch ablenkt«. »Ich kann euch versichern, dass ihr eine riesige Einöde sehen werdet. Ihr werdet eine Reihe von Spielshows, Komödien über völlig unglaubwürdige Familien, Blut und Donner, Chaos, Gewalt, Sadismus, böse Western-Männer, gute Western-Männer, Privatdetektive, Gangster, noch mehr Gewalt und Zeichentrickfilme sehen. Und, endlos, Werbung - oft schreiend, schmeichelnd und beleidigend.«
Minow, der aus einer jüdischen Familie in Milwaukee (Wisconsin) stammte, wurde von Präsident John F. Kennedy zum FCC-Chef berufen. 1965 ging er in seine Anwaltskanzlei in Chicago zurück, wurde Vorstandsmitglied bei PBS, CBS und anderen Unternehmen. Nell Minow erinnerte daran, dass ihr Vater sich wesentlich für die Übertragung von Fernsehdebatten von Präsidentschaftskandidaten, beginnend mit Kennedy und Richard Nixon, eingesetzt hatte. Er gab auch dem jungen Barack Obama einen Sommerjob in seiner Anwaltskanzlei - wo dieser seine Frau Michelle kennenlernte. 2016 wurde er mit der Freiheitsmedaille ausgezeichnet.
Bei seinem langen Einsatz für Programmqualität und Vielfalt klang er bisweilen besorgt. »1961 war ich in Sorge, dass meine Kinder keinen Nutzen vom Fernsehen haben würden«, sagte er 30 Jahre später. »Aber 1991 bin ich in Sorge, dass es meinen Enkeln schaden wird.« ap