Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hat im Nachgang zur Berlinale-Gala am Samstagabend heftige Kritik an der Veranstaltung geübt.
»Das, was gestern auf der Berlinale vorgefallen ist, war eine untragbare Relativierung. In Berlin hat Antisemitismus keinen Platz, und das gilt auch für die Kunstszene«, schrieb Wegner am Sonntag auf der Plattform X, vormals Twitter. Er erwarte von der neuen Berlinale-Leitung, dass sich »solche Vorfälle« nicht wiederholten.
Während der Preisverleihung am Samstagabend hatten mehrere Filmschaffende sich in einer Weise zum Gaza-Krieg geäußert, die für große Kritik sorgte.
Auffällig war vor allem, dass die Beteiligten einseitig Vorwürfe gegen Israel äußerten, ohne das Massaker der Terrororganisation Hamas zu erwähnen. Der Filmemacher Ben Russell etwa sprach auf der Bühne, wie viele andere Berlinale-Teilnehmer, von einem »Genozid«.
Der palästinensische Filmemacher Basel Adra forderte Deutschland auf, keine Waffen mehr an Israel zu liefern. Adra hatte mit drei anderen Filmemachern die Dokumentation »No Other Land« gedreht und dafür den Dokumentarfilmpreis gewonnen. Der Film dreht sich um die Vertreibung von Palästinenserinnen und Palästinensern in den Dörfern von Masafer Yatta, südlich von Hebron im Westjordanland.
»Berlin hat eine klare Haltung, wenn es um Freiheit geht. Berlin steht fest auf der Seite Israels. Darüber gibt es keinen Zweifel. Die volle Verantwortung für das tiefe Leid in Israel und dem Gazastreifen liegt bei der Hamas«, ergänzte Wegner, der am Samstagabend selbst im Publikum gesessen hatte. Die Hamas allein habe es in der Hand, »dieses Leid zu beenden, indem sie alle Geiseln freilässt und die Waffen niederlegt.«
Auch Berlins Kultursenator Joe Chialo fand deutliche Worte: »Die Kultur sollte Raum für vielfältige politische Meinungsäußerungen bieten, doch die diesjährige Preisverleihung der Berlinale war geprägt von selbstgerechter antiisraelischer Propaganda, die nicht auf die Bühnen Berlins gehört«, schrieb der CDU-Politiker am Sonntag bei X. Es sei zu hoffen, dass die Festivalleitung die Vorfälle konsequent aufarbeite. dpa