Wuligers Woche

Tweet gegen Tweet

Auswärtiges Amt in Berlin Foto: dpa

Auswärtiges Amt, Berlin, Abteilung Strategische Kommunikation, vergangenen Samstag gegen 17 Uhr. Die Büroräume sind verwaist, bis auf zwei junge Attachés, die Wochenenddienst haben. Am Bildschirm beobachten sie die Nachrichtenlage.

Erster Attaché: »dpa meldet schon den ganzen Tag, dass militante Palästinensergruppen Hunderte Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abfeuern. Die Bevölkerung flüchtet sich in Bunker. Israel hat mit Luftangriffen reagiert. Dazu müssten wir allmählich etwas twittern.«

Zweiter Attaché: »Unbedingt. Ich schau mal, was die anderen EU-Staaten sagen. Hier, der österreichische Regierungssprecher: ›Wir verurteilen scharf die Raketenangriffe aus Gaza und unterstützen voll #Israels Recht auf Selbstverteidigung. Die Sicherheit Israels und seiner Bevölkerung sind österreichische Staatsräson.‹ Könnten wir doch so ähnlich auch sagen.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Erster Attaché: »Ja, Staatsräson ist Israels Sicherheit für Deutschland schließlich auch. Die Kanzlerin persönlich hat das erklärt.«

Zweiter Attaché: »Twittern wir doch: ›Wir verurteilen den massiven Raketenbeschuss aus #Gaza nach #Israel scharf. Angriffe auf Zivilisten sind durch nichts zu rechtfertigen. Israel hat das Recht, sich zu verteidigen und seine Bevölkerung zu schützen.‹ Ich setz das mal so ab. Wie spät ist es eigentlich?«

Erster Attaché: »17.13 Uhr«.

30 Sekunden später. Das Telefon klingelt. Am anderen Ende ein aufgeregter Vortragender Legationsrat aus dem Nahostreferat. »Ich sehe gerade Ihren Tweet. Sind Sie noch ganz bei Trost?«

Erster Attaché: »Wieso? Das entspricht doch den Tatsachen.«

Vortragender Legationsrat: »Den Tatsachen vielleicht. Aber nicht der nahostpolitischen Linie des Amtes. Schon mal was von Äquidistanz gehört? So kann das nicht stehen bleiben! Sie schicken sofort einen neuen Tweet hinterher!«

Erster Attaché: »Und was soll da drinstehen?«

Vortragender Legationsrat: »Das natürlich, was wir immer sagen. Mein Gott, alles muss man hier selbst machen. Ich formuliere mal: ›Wir sind sehr besorgt über die anhaltenden militärischen Auseinandersetzungen und fordern alle Seiten zu Zurückhaltung und Wahrung der Verhältnismäßigkeit auf.‹ Haben Sie das? Dann geht das so jetzt um 17.17 Uhr raus. Aber dalli! Und ich werde höchstpersönlich dafür sorgen, dass Ihre diplomatische Karriere als Vizekonsul in Punta Arenas endet.« Vortragender Legationsrat legt auf.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Erster Attaché: »Fuck! Ich dachte, wir hätten alles richtig gemacht. Wo ist überhaupt Punta Arenas?«

Zweiter Attaché (googelt): »An der Südspitze Chiles. Hauptstadt der Antarktisprovinz. Durchschnittstemperatur 9 Grad, 143 Regentage im Jahr.«

Erster Attaché: »Verdammt! Wäre ich doch besser in Papas Kanzlei eingestiegen.«

Handlungen und Personen sind frei erfunden. Die Tweets von 17.13 Uhr und 17.17 Uhr sind authentisch aus dem Twitter-Account des Auswärtigen Amts zitiert.

Frankreich

Iris Knobloch bleibt Präsidentin des Filmfestivals Cannes

Sie ist die erste Frau an der Spitze des Festivals

 15.01.2025

London

Autor Neil Gaiman weist Vorwürfe sexueller Übergriffe zurück

Im »New York Magazine« werfen mehrere Frauen dem britischen Fantasy- und Science-Fiction-Autor entsprechende Taten vor. Nun äußert sich der 64-Jährige

 15.01.2025

Literatur

Die Heimatsuchende

Vor 50 Jahren starb Mascha Kaléko. Ihre Dichtung bleibt erschreckend aktuell

von Nicole Dreyfus  15.01.2025

TV-Tipp

Furchtlose Kunstliebhaber in der NS-Zeit

Während des Nationalsozialismus sollten »entartete« Kunstwerke beseitigt werden, aber einige Mutige setzten zur Rettung der Werke ihr Leben aufs Spiel. Eine 3sat-Dokumentation zeichnet einige Fälle nach

von Wolfgang Wittenburg  15.01.2025

Konzerte

Yasmin Levy in München und Zürich

Die israelisch-türkische Künstlerin aus einer sephardischen Familie singt auf Ladino, bzw. Judäo-Spanisch, einer fast vergessenen Sprache

von Imanuel Marcus  15.01.2025

Malerei

First Ladys der Abstraktion

Das Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden zeigt farbenfrohe Bilder jüdischer Künstlerinnen

von Dorothee Baer-Bogenschütz  14.01.2025

Leipzig

»War is over« im Capa-Haus

Das Capa-Haus war nach jahrzehntelangem Verfall durch eine bürgerschaftliche Initiative wiederentdeckt und saniert worden

 14.01.2025

Debatte

»Zur freien Rede gehört auch, die Argumente zu hören, die man für falsch hält«

In einem Meinungsstück in der »Welt« machte Elon Musk Wahlwerbung für die AfD. Jetzt meldet sich der Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner zu Wort

von Anna Ringle  13.01.2025

Krefeld

Gütliche Einigung über Campendonk-Gemälde

An der Einigung waren den Angaben nach die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth (Grüne), das Land NRW und die Kulturstiftung der Länder beteiligt

 13.01.2025